25. Juni 2018: Von grünen Wiesen und Blumenwiesen am Donaukanal
WIEN. Die Bürgerinitiative "Donaucanale für alle" konnte vor zwei Jahren einen großen Erfolg erzielen: Durch ihre Intervention wurde ein schon geplantes Bauprojekt auf der Wiese neben dem Otto-Wagner-Schützenhaus gestoppt und die für Innenstadt-Verhältnisse große Freifläche erhalten. Der Investor hat aber auch nicht durch die Finger geschaut und statt auf der Wiese sein Projekt, diesmal unter dem schönen Namen "Blumenwiese", jetzt neben der Marienbrücke umsetzen können.
Dort gibt es nicht nur einen Restaurantbereich, sondern laut Homepage auch vier VIP-Loungen, einen Barbereich und eine Beachzone. Alles im gleichen, glatten und vor allem raumgreifenden Design – vom provisorischen Strandflair des City Beach, der hier in den Jahren zuvor die Pforten öffnete, ist nichts mehr übrig. Auch die Sitzplätze haben sich laut Informationen von Der Standard um fast 100 – von 170 auf 270 – erhöht.
Wer glaubt, dass die Wiener ihren Donaukanal so durchgestylt, wie die schicke Blumenwiese daherkommt, nicht schätzen, der hat vielleicht Recht – trotzdem ist es dort jeden Tag, auch dank der Touristen, gesteckt voll.
Das Beispiel Blumenwiese zeigt: Wenn man Gastronomen einfach machen lässt, werden sie oft mit Maximierung der Sitzplätze und einem Mainstream-Konzept versuchen, den Umsatz in die Höhe zu schrauben. Das ist klar, aber nicht immer gewünscht: Denn auf wertvollen Stadt-Freiflächen wie dem Donaukanal sollte es nicht nur um Profit gehen. Dass der Donaukanal nicht zur Gastromeile verkommt, liegt in der Verantwortung der Politik.
Diese hat derzeit gerade wieder eine Chance, sich zu beweisen: In wenigen Wochen wird bekannt, wer in Zukunft wichtige Gastroflächen am Donaukanal wie Adria Wien, Tel Aviv Beach, Feuerdorf und mehr bespielen darf. Die Entscheidungen werden richtungsweisend dafür sein, wie sich der Donaukanal in den nächsten Jahren entwickelt. Im Vorfeld war es aber nicht die Politik, sondern einmal mehr die Initiative "Donaucanale für alle", die darauf aufmerksam machte, dass die in der Ausschreibung festgelegten Kriterien wie "Höhe der Investitionssumme" nicht unbedingt darauf schließen lassen, dass Projekte mit möglichst viel Gemeinwohl-Nutzen gesucht werden. Nur dank ihrem Einsatz wurde vom Petitionsausschuss der Stadt jetzt noch einmal öffentlich dargelegt: Die neuen Gastrokonzepte sollen bestehende konsumfreie Zonen nicht einschränken.
Bleibt zu hoffen, dass sich wirklich die innovativen, freundlichen und verträglichen Konzepte am Donaunakal durchsetzen können – und wir nicht bald alle mit Blumenwiesen aus Beton und Glas vorlieb nehmen müssen.
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