Kraftwerk Freudenau: Tauchen in völliger Finsternis
Um die Turbinen des Wasserkraftwerks Freudenau zu warten, muss ein Taucher in völliger Finsternis in 30 Meter Tiefe absteigen. 20 Minuten kann er maximal unten bleiben, dann wird es gefährlich. Die bz hat Profi-Taucher Thomas bei seinem Einsatz begleitet.
LEOPOLDSTADT. Wenn Thomas länger als 20 Minuten unter Wasser bleibt wird es kritisch. Denn in dieser Tiefe, 30 Meter unter der Wasseroberfläche, ist der Druck des Wassers schon so groß, dass jede Minute zählt. Der Einsatz als Taucher ist mitunter lebensgefährlich. "Der Mensch ist nunmal kein Wasserlebewesen", sagt Florian Seidl, Kommunikationsmanager der Verbund AG. Verbund betreibt Wiens größtes Wasserkraftwerk in der Freudenau.
Das Kraftwerk, die Turbinen und Generatoren müssen immer wieder überprüft werden. Doch das ist nur dann möglich, wenn vorher der Turbinenraum dicht gemacht wird. Wenn also der Bereich des Kraftwerkes, in dem ein Mensch sonst keine Sekunde überleben würde, begehbar ist. Bevor das möglich ist, ist Thomas im Einsatz. "Ich tauche an der Stahlbetonwand des Kraftwerkes hinab und überprüfe, ob die Wand verschmutzt ist und ob die Balken, die an der Wand gesetzt werden, dicht sind", erklärt der Profitaucher. Das macht er in völliger Finsternis.
Die Tauchmannschaft - keine Fehler sind erlaubt
Aus drei Männern besteht eine Tauchmannschaft für diesen Einsatz. Ein Taucher, ein Helfer und ein Signalmann arbeiten eng zusammen und müssen sich wortlos verstehen. Thomas kann in seiner schweren Ausrüstung alleine nicht mehr an die Oberfläche. Er muss sich auf die Hilfe und Professionalität seiner Kollegen verlassen können. An der Oberfläche wird die Sauerstoffversorgung kontrolliert. Signalmann und Helfer sind in ständigem Kontakt zum Taucher. Nach 20 Minuten muss seine Mission beendet sein. Denn nach 20 Minuten wirkt der Druck des Wassers in dieser Tiefe so stark auf den Körper, dass es für Thomas lebensgefährlich werden kann. Thomas muss dann aus dem Wasser, bis dahin muss der Auftrag erledigt sein.
Wasserkraft aus der Donau - Strom für Wien
Sechs Kaplanturbinen erzeugen in der Freudenau den Strom für über 30% der Wiener Haushalte. Eine Turbine ist über sieben Meter hoch. Jedes Jahr wird eine dieser riesigen Maschinen gewartet. Das dauert einige Wochen. Mit dem Beton, der in der gesamten Anlage verbaut ist, könnte man die Autobahn der Strecke Wien-Salzburg betonieren. Mit dem Gewicht dieses Betons stützt sich das Kraftwerk gegen die Wassermassen der Donau. "Hier wirken enorme Kräfte", so Seidl. Um diese Massen zurückhalten zu können, um den Turbinenraum betreten zu können, müssen Balken mit einem Gewicht von 40 Tonnen pro Stück vor die Einlaufschächte platziert werden. Und das überprüft Taucher Thomas. Denn wenn diese Balken nicht schließen, wird es für die Mannschaft, die dann die Turbinen kontrollieren muss, gefährlich. Jeder Schritt muss konzentriert und professionell ausgeführt werden, damit in wenigen Wochen mit Sicherheit wieder Strom für hunderttausende Wiener Haushalte erzeugt werden kann.
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