Die Liesinger Sargfabrik - der neue Schatz der Soravia
Der neue Eigentümer der Sargfabrik heißt Soravia. Das künftige Nutzungskonzept bereitet Kopfzerbrechen.
LIESING. Mehr Kultur in den Außenbezirken Wiens, das schien politisch gewollt. Im Juni 2017 hieß es nämlich in einer Aussendung der SPÖ Wien noch: "Auch im Bereich der Kunst und Kultur wird es unter dem Namen F23 ein Kulturzentrum geben, das hochrangige Spielstücke kredenzt."
Etwas mehr als ein halbes Jahr später sieht die Geschichte anders aus: Die Soravia-Immobiliengruppe übernimmt die Sargfabrik in Liesing, das ist jetzt fix. Die Sorge beim bisherigen Betreiber F23 und auch bei der IG Kultur, der Interessenvertretung von 350 autonomen Kulturinitiativen, ist groß, dass der Sargfabrik dasselbe Schicksal wie den Sofiensälen blühen könnte: Luxusveranstaltungen, Eigentumswohnungen und weit und breit keine niederschwellige Kultur.
Wird es einen Vertrag geben?
Um das zu verhindern, wurde Chris Müller, Direktor für Entwicklung und Gestaltung der Tabakfabrik Linz, mit der Planung und Umsetzung eines Nutzungskonzeptes beauftragt. Er gilt als Experte für Kultur-Hotspots. "Wir wissen um den kulturellen Reichtum, das historische Erbe und die Bedeutung von Kreativquartieren für die Städte und Regionen Europas Bescheid und sind uns der damit einhergehenden Verantwortung bewusst", so Müller in einer Aussendung der Soravia. Und auch der Wohnfonds Wien, Eigentümer der denkmalgeschützten Anlage, bezieht zu den Befürchtungen Stellung: Die Zielsetzung für die kulturelle Nutzung könne man möglicherweise vertraglich festlegen, heißt es von dort. Doch das sei noch nicht fixiert, da noch keine vertraglichen Vereinbarungen getroffen worden seien. Also: möglicherweise. Jedenfalls gebe es ein Nutzungskonzept und eine große Kooperationsbereitschaft des bisherigen Betreibers F23 und Chris Müller. Für die optimale Nutzung der Leerstände soll die Leerstandsagentur NEST sorgen. "Bis jetzt, das muss man auch mal sagen, hat der bisherige Betreiber F23 davon profitiert, dass wir für die Nutzung kein Entgelt verlangt haben", heißt es vom Wohnfonds Wien. Eine Reihe der Instandsetzungsarbeiten der vergangenen Jahre für die denkmalgeschützte Anlage habe man selbst bezahlt.
Kritik und Wehmut
Klare Worte gibt es dazu von der IG Kultur: "Es kann nicht sein, dass kulturelle Bespielungen vonseiten der Politik ausschließlich als Zwischennutzung willkommen sind." Ein dezentrales Kulturzentrum wie F23 müsse langfristig installiert werden, so die Interessenvertretung. "Zuschläge dürfen nicht nur an finanzkräftige, auf Rendite ausgerichtete Immobilienfirmen vergeben werden. Zu erwarten, dass diese dann eine leistbare kulturelle Nutzung ermöglichen, ist naiv", so die klaren Worte der IG Kultur. Die Grünen in Liesing reagieren mit ein wenig Wehmut: "Die ehemalige Sargfabrik hat sich dank der Arbeit des Teams von F23 unter Erich Sperger zu einem neuen kulturellen und sozialen Zentrum in Atzgersdorf entwickelt", so Cordula Höbart. Zwischen dem bisherigen Veranstalter, F23, und Chris Müller laufen jedenfalls Gespräche, so Erich Sperger von F23. Und am 15. Februar werde die Soravia zu Besuch in die Sargfabrik kommen, um sich ihr neuestes Schmuckstück einmal vor Ort anzusehen.
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