Im hundertsten Lebensjahr: „Das Leben ist schwer und schön“
Johann Schafhauser sitzt gerne mit seiner Familie im Garten. Vor kurzem hat es dafür einen besonderen Anlass gegeben: die Feier anlässlich seines hundertsten Lebensjahres.
LIESING. 35 Jahre lang war der Atzgersdorfer bei den ÖBB Fahrdienstleiter, bevor er in Pension ging. An Ruhe und Nichtstun wollte er jedoch nicht denken. Was macht man, wenn einem jeder Tag zur freien Verfügung steht?
Zuerst ist er viel gereist: "An der dalmatinischen Küste kenne ich alle größeren Orte." Danach hat er mit seinem Sohn Städte wie Paris und London besucht.
Bis auf ein paar körperliche Beschwerden, die so manch einen bereits weitaus früher plagen, geht es Johann Schafhauser gut.
Auf manches verzichten
Erst seit drei Jahren lebt er im Pensionisten-Wohnhaus und zeigt sich zufrieden: "Da habe ich alles." Seinen Humor hat er bis ins hohe Alter behalten. Wie denkt der Jubilar über technische Entwicklungen wie das Internet? Auch hier zeigt sich Herr Schafhauser von seiner entspannten Seite und meint lapidar: "Packt’s das zam!" Auf manches könne man im Alter einfach leichter verzichten als in jungen Jahren.
Außerdem hat der autodidaktische Heimwerker in seinem Ruhestand ein Haus gebaut. Zehn Jahre lang hat er daran gearbeitet. Die Erfahrung, dass einem das Leben manchmal übel mitspielt, musste Herr Schafhauser mehrmals machen. Seine Frau, mit der er 36 Jahre lang verheiratet war, verstarb, als das Haus bezugsfertig war. Er verkaufte es, denn alleine wollte er nicht darin leben.
Nach dem Krieg
Eine der bittersten Zeiten im Leben des Liesingers war der Zweite Weltkrieg. Zuerst war er an der Front und hat den Russland-Feldzug miterlebt, dann hat ihn der Typhus erwischt, sodass er sechs Monate im Lazarett verbringen musste. Wie war die Zeit nach dem Krieg? "Es war nichts da – nur das, was man am Leib gehabt hat", erzählt er. Dennoch spricht er von einem erfüllten Leben, denn er erinnert sich auch gerne an die schönen Zeiten. Nie vergessen wird er die Jahre, in denen er das für den Ruhestand geplante Haus gebaut hat. Das Leben hat eben auch seine erfreulichen Seiten, auch wenn es einem manchmal übel mitspielt.
Aktiv bis ins hohe Alter
Was ist Herrn Schafhausers Geheimtipp für all jene, die ein hohes Alter erreichen wollen? "Ich habe keinen", meint er schmunzelnd. Doch eines ist sicher: Der Pensionist war sein ganzes Leben lang sehr aktiv, ob in der Arbeit oder in der Freizeit. Wenn er zum Arzt geht, wird er regelmäßig gefragt, ob das Geburtsjahr 1919 auch tatsächlich stimmt. "Das geht mir schon auf die Nerven", erzählt er abschließend lachend.
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