Der Schüler steht im Mittelpunkt
In der Peter-Petersen Landesschule in Leonding läuft der Unterricht ein wenig anders ab.
LEONDING (wom). Mit Spannung sehen Kinder und Jugendliche der Zeugnisvergabe und damit dem Ende des aktuellen Schuljahrs entgegen. In der Peter-Petersen Landesschule St. Isidor ist das nicht anders – auch wenn sich sonst vieles in der Sonderschule zur Lern- und Leistungsförderung von anderen Bildungseinrichtungen in Oberösterreich unterscheidet. Hier werden Schüler mit besonderen Bedürfnissen im Lernen sowie mit spezifischen Diagnosen wie ASS (Autismusspektrumsstörung), ADHS, diversen medizinischen Syndromen und sozialen Beeinträchtigungen unterrichtet. Voraussetzung für die Aufnahme ist ein sonderpädagogischer Förderbedarf. Lehrer sind hier nicht nur beim Unterrichten gefordert. "Unseren Schülern geht es zu Hause aus verschiedensten Gründen oft sehr schlecht, was auch in der Schule spürbar ist", erklärt Direktorin Claudia Girardi. "Sie kommen mit ihren Ängsten, Verzweiflungen, auch mit ihrem Zorn zu uns und leben all das in der Schule aus. Da kommt es auch zu Übergriffen sowohl psychischer als auch physischer Natur", so Girardi. Deshalb wird nur in Kleinstklassen und immer mit zwei Pädagogen gelehrt. "Bei uns steht der Schüler im Mittelpunkt und der Unterricht richtet sich nach ihm und seinen Bedürfnissen aus. Ansonsten haben wir das allgemeine Lernziel und Pensum für die jeweilige Schulstufe", betont die Pädagogin.
Verhalten genau beobachten
Ob ein Kind tatsächlich einen erhöhten Förderbedarf hat, ist ohne klinische Diagnose schwer herauszufinden. "Hier hilft nur ein intensives Gespräch mit den Eltern sowie mit dem Kind", erklärt Girardi, die für unsichere Erziehungsberechtigte einen wertvollen Tipp parat hat. "Eltern sollten die Entwicklung ihrer Kinder gut und genau beobachten. Ein Alarmzeichen ist immer, wenn Kinder nicht oder nicht mehr sprechen, plötzlich völlig verändert sind, sie unter Gleichaltrigen auffallen oder nicht bestehen können. Dann sollte reagiert werden."
Generell würde die Pädagogin es begrüßen, wenn Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf mehr in normalen Schulen in den sogenannten I-Klassen integriert werden würden. "Dies wäre die ideale Lösung, doch bis dahin ist es noch ein langer Weg und daher braucht es auch Einrichtungen wie die Peter Petersen Schule", betont Girardi. Zur beschlossenen Bildungsreform hat sie ein klare Meinung.
Reform nicht weit genug
"Ich bin eine Befürworterin der neuen Bildungsreform. Cluster, Schulautonomie, Entscheidungsfreiheiten für Direktoren sind tolle Möglichkeiten. Insgesamt ist die Bildungsreform zu wenig weitgreifend, es ist durch die politischen Kompromisse ein Reförmchen geworden. Schade aus meiner Sicht ist, dass die Bildungskompetenzen nicht geklärt werden konnten. Ich bin klar für eine Zuständigkeit des Bundes. Österreich ist zu klein für neunmal Bildungszuständigkeit", so die Direktorin. Sie wünscht sich, dass man im Bereich Bildung mehr auf Experten hören sollte, anstatt ihn von Parteipolitik bestimmen zu lassen. "Es gibt 1.000 Studien zu adäquater Schulbildung, auch viele Vorbilder, die gut funktionieren. Diese gehören umgesetzt", fordert Girardi und verweist auf die Ganztagesschule sowie auf eine gemeinsame Schule der Sechs- bis 15-Jährigen.
Peter-Petersen Schule
Derzeit werden an der
Kommentar: Genau auf die
Bedürfnisse achten
Die großen Ferien stehen vor der Tür. Nach der Zeugnisvergabe beginnt für die meisten Schüler in die schönste Zeit des Jahres. Manche, die das Klassenziel nicht erreichen konnten, müssen im Sommer weiterbüffeln. Auf die Eltern kommen dadurch oft Kosten für Nachhilfe zu. So weit, so normal. Anders stellt sich die Situation bei Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf dar. Sie haben neben dem normalen Lernpensum auch mit ihrer eigenen Lebenswelt zu kämpfen oder leiden an bestimmten Störungen. In der Peter-Petersen Schule St. Isidor wird auf die Bedürfnisse dieser Kinder eingegangen, der Unterricht an sie angepasst. Integriert im Schulalltag ist dabei vieles, wie etwa die Betreuung durch zwei Lehrkräfte in Kleinstklassen, was auch ein Stück weit in "normalen" Schulklassen von Vorteil wäre. Auch das nicht vorhandene starre Festhalten am Fächerunterricht bringt Vorteile: Den Schüler und dessen Stärken und Schwächen in den Mittelpunkt zu stellen und gezielt zu fördern.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.