"Ohne Ultras gäb’s keine Stimmung"

Mit Choreografien und Sprechgesängen machten die LASK-Fans auch beim Auswärtsspiel in Salzburg auf sich aufmerksam. Foto: Lechner
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LINZ (jog). Wilde Szenen im vergangenen OÖ-Derby zwischen Blau Weiß Linz und SV Guntamatic Ried: Kaum war die Partie abgepfiffen, gingen Randale los. Ried-Anhänger durchschnitten ein Netz und stürmten in Richtung Blau Weiß-Sektor. Wilde Schlägereien waren die Folge. Das schon im Vorhinein als sogenanntes Hochrisikospiel titulierte Duell in der Ersten Liga im Gugl-Oval machte Befürchtungen von gewalttätigen Ausschreitungen wahr. 140 Polizisten waren im Einsatz. Auch als Rieder Fans schon Richtung Bahnhof unterwegs waren, gingen die Auseinandersetzungen weiter. Ein zwei Meter langer Holzpflock flog mitten in die Fans aus dem Innviertel, verletzt wurde niemand. "In Oberösterreich kommt es einmal pro Halbsaison zu Problemen. Um Gewalt zu vermeiden, muss die Polizei gut vorbereitet sein, mit den Fans in Kontakt sein und die Gegebenheiten vor Ort einschätzen können", sagt Gruppeninspektor Norbert Ploberger vom Szenekundigen Dienst der Polizei. Seit 22 Jahren begleitet er Fußballspiele in Oberösterreich. Immer öfter käme es auch zu Gewalt gegen Beamte. So wurde etwa ein Polizist beim letzten Linzer Derby von einer herausgerissenen Sitzbank am Kopf getroffen und schwer verletzt.

Versalzene Pommes reichen

Gründe für Aggressionen sind nicht zwangsläufig auf dem grünen Rasen zu finden: "Dass es wegen einer strittigen Schiedsrichterentscheidung zu Ausschreitungen gekommen ist, kann ich an einer Hand abzählen. Meistens sind es Provokationen oder Beleidigungen, die vorab in Internetforen unter Fans ausgetauscht werden. Manchmal sind es auch besonders denkwürdige Spiele aus der Vergangenheit, die gerne als Grund vorgeschoben werden. Überspitzt gesagt, reicht manchmal schon ein versalzenes Pommes", so Ploberger.

Ultras sind nicht gleich Ultras

Gewaltbereite Fangruppen sind zwar im Stadion deutlich in der Minderheit, rücken den Fußball aber regelmäßig in ein schlechtes Licht. Christian (42) war lange Jahre Teil einer sogenannten Ultras-Bewegung: "Ohne die Ultras gäbe es kaum Stimmung. Ultra zu sein, heißt alles für den Verein zu tun, sich Choreografien auszudenken, in die zum Teil Hunderte Euros gesteckt werden, Fahnen zu basteln oder Auswärtsfahrten zu organisieren." Ein Teil dieser in Italien entstanden Fankultur bedeutet aber auch die Bereitschaft, den Verein mit Gewalt zu verteidigen. "Sicher gibt es welche, die nur auf Schlägereien aus sind, aber den typischen Ultra gibt es nicht. Manche Vereine haben sogar mehrere Ultras-Gruppen, die sich überhaupt nicht vertragen", sagt Christian.

Bunte Linzer Fankultur

Die Verantwortung, die Fans im Griff zu haben, liege nicht bei der Polizei, sondern bei den Vereinen, meint Ploberger: "Ich sehe das ganz nüchtern. Der Verein ist Veranstalter, das ist nix anderes wie bei einem Konzert. Er hat dafür zu sorgen, dass es ruhig bleibt. Mit eigenen Fanbetreuern kann man viel bewirken." Abseits der Ultras tummeln sich im Stadion unzählige friedliche Gruppierungen – was sie eint, ist die Leidenschaft für den Verein. Alleine die beiden größten Linzer Clubs bieten jede Menge bunter Fankultur. Die "Laskler" etwa sind ein Netzwerk aus Meinungsbildnern, die regelmäßig öffentliche Stammtische mit Trainer und Spielern organisiert. Die blau-weiße "Arbeitsgemeinschaft Tribüne ohne Rassismus" hat für ihr Engagement für Zivilcourage den Interkulturpreis verliehen bekommen und gestaltet auf Radio Fro mit "Blaucrowd FM" eine Talksendung. Mit den "SK Vraun" schwingt außerdem ein eigener weiblicher Fanclub für Blau Weiß die Schals.

Zur Sache: Ultras Bewegung

• Die Ultra-Bewegung hat ihre Wurzeln im Italien der 1950er. Eine Zeitung bezeichnete die Anhänger des AC Torino als „Ultra“, als sie nach einer 2:3-Niederlage einen Schiedsrichter bis zum Flughafen verfolgten.
• Ihre Schlachtrufe werden vom "Capo" (Anführer) mittels Megafon koordiniert und durch Trommeln begleitet.
• Ultras legen viel Wert auf optische Hilfsmittel wie Konfettiregen, bengalische Feuer und Fahnenmeere.
• Politisch sind sie schwer zuordenbar, es gibt sowohl rechte als auch linke Ultras-Gruppen.
• Sie sprechen sich klar gegen die Kommerzialisierung des Fußballs aus.
• Ultras stehen in der Kritik wegen körperlicher Gewalt, grenzen sich aber vom Begriff "Hooligans" ab.
• Linzer Vertreter: Viking Linz, Fanclub Linzer Jungs (LASK), Linzer Pyromanen, Linzer Blauhelme 03 (FC Blau-Weiß Linz)

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