Der Flughafen im Fokus

Es ist starker Tobak, den Lorenz Potocnik, Fraktionsobmann der Linzer Neos, loslässt: "Für den Flughafen Linz braucht es einen sofortigen personellen und konzeptionellen Neustart." Es sei bereits fünf Minuten nach zwölf. In der Tat haben sich die Passagierzahlen in den vergangenen Jahren nicht positiv entwickelt. Gab es im Jahr 2008 noch mehr als 800.000 Passagiere, sind diese bis im Jahr 2015 auf 530.000 zurückgegangen. Im Jahr 2016 sank die Zahl der Passagiere dann noch einmal um gleich weitere 100.000 auf 430.000. Während Linz also seit 2008 fast die Hälfte seiner Passagierzahlen verlor, konnten andere Flughäfen wie Graz, Innsbruck oder Salzburg ihre Passagierzahlen im Vergleichszeitraum halten oder leicht steigern. "Es fehlen Impulse, Visionen und Ideen", kritisiert Potocnik.
Das weist Flughafen-Direktor Gerhard Kunesch entschieden zurück. "Man muss die Rahmenbedingungen vergleichen. Salzburg und Innsbruck haben ein starkes Tourismuseinkommen. Da sind 60 bis 80 Prozent ausländische Gäste. Zudem haben wir bereits vor zwei Jahren eine Internationalisierungsoffensive gestartet, um mehr ausländische Gäste nach Oberösterreich zu holen. Es dauert drei bis vier Jahre, bis es messbar und spürbar wird", so Kunesch. Er betont, dass das Netzwerk und die Zusammenarbeit rund um den Flughafen in Oberösterreich so gut wie nie zuvor funktioniere.

Bilanz seit 15 Jahren im Plus
Potocnik sieht vor allem seitens der Politik Handlungsbedarf. "Stadt Linz und Land OÖ als Eigentümer schauen bei dieser Tragödie zu. Mit diesem fahrlässigen Verhalten muss endlich Schluss sein, bevor es zu spät ist", so Potocnik. Auch hier bleibt seine Kritik aber nicht unwidersprochen.
"Von außen alles kommentieren ist leichter, als Verantwortung zu tragen. Im letzten Geschäftsjahr gab es wieder ein klares Plus. Es gab nicht eine negative Bilanz in den letzten 15 Jahren", sagt Bürgermeister Klaus Luger. Dem Management schlechte Arbeit vorzuwerfen, sei zu einfach. "Cargo funktioniert sehr gut, Linie ist okay, und bei Charterflügen haben wir tatsächlich aufholbedarf", so Luger. Vor allem leide man in Linz darunter, dass die Nachfrage für früher gut funktionierende Destinationen wie Griechenland, Türkei und Tunesien stark zurückgegangen ist. "Hier brauchen wir sicher Alternativen, und da ist auch das Management gefordert", so Luger. An dessen Kompetenz zweifelt er aber nicht. Bei den Linienflügen soll spätestens nächstes Jahr eine neue Drehscheibe dazukommen. "Entweder Zürich, Istanbul oder Berlin werden wir bis nächstes Jahr haben", sagt Flughafen-Direktor Kunesch.

"Airport Task Force"
Lorenz Potocnik geht das nicht weit genug. Er fordert die Zusammenstellung einer "Airport Task Force", einem externen Experten-Gremium. "Es braucht frisches, unbelastetes Denken. Nur so kann ein Turnaround gelingen", so Potocnik. Aus der Sicht von Kunesch passiert aber bereits jetzt viel, wie etwa die "ARGE Linz fliegt" beweisen würde. Es gibt aber auch ein Thema, bei dem sich alle einig sind: Eine bessere Öffi-Anbindung wäre eine beachtliche Aufwertung für den Flughafen. Aber auch das wird noch ein längerer Weg.