Fabian-Holz: Eine Ära geht in Meidling zu Ende
Michael Rosenfeld, Chef der Holzhandlung Fabian in der Schönbrunner Straße 138, geht in den Ruhestand.
MEIDLING. „Nach 42 Jahren Firmenzugehörigkeit, davon 37 Jahre in führender Position, ist jetzt der Zeitpunkt meines beruflichen Abschieds gekommen“, erklärt Michael Rosenfeld ein wenig wehmütig. „Ich möchte mehr Zeit für die Familie haben.“
Seine beiden Töchter kommen für eine Nachfolge natürlich nicht in Frage, da sie erst 13 und 14 Jahre alt sind. Ein potenzieller Nachfolger sei zwar schon in Aussicht, allerdings mit einem etwas anderen Verkaufskonzept als Rosenfeld. „Er möchte ein Warenwirtschaftssystem und einen E-Shop neu einführen", so der 65-Jährige. Investitionen, die für den Meidlinger wegen seiner bevorstehenden Pensionierung wirtschaftlich nicht vertretbar waren.
Gelegenheit für Tischler und Heimwerker
Bis Ende April 2017 geht der Verkauf von Holzleisten und der Werkstattbetrieb mit Plattenzuschnitten wie gewohnt weiter. Da der Nachfolger keine Warenvorräte übernimmt, gibt’s Sonderkonditionen.
Die komplette Lagerware der Holzhandlung Fabian Nfg. Michael Rosenfeld wird in den kommenden Wochen abverkauft. Das riesige Lager wird geräumg. Darunter befinden sich unterschiedlichste Holz-, Rahmen-, Zier- und Profilleisten in hunderten Laufmetern, für die der 85 Jahre alte Traditionsbetrieb schon immer berühmt war. Aber auch Holzplatten, Möbelfüße, Drechselwaren, Balsa-Schnitzholz, Furniere, Staffeln, Rundstäbe, Hobelware und Thonetsitze sind im Angebot. Und natürlich alles, was dazugehört, wie Farben, Lacke, Kleber, Leime, Holzöle, Beizen. Den Ablauf des Abverkaufs kann man auf www.fabianholz.at einsehen.
Historische Werkzeuge
Michael Rosenfeld selbst trennt sich auch von seiner privaten Sammlung historischer Tischlerwerkzuge, darunter seltene Stücke wie Ober- und Profilfräsen, mit denen er früher oftmals auch selbst „Hand ans Holz gelegt hat“. Sie standen viele Jahre am Gesims des alten Gebäudes, in dem bis 2007 die Holzhandlung Fabian untergebracht war.
„Sie haben ihren angestammten Platz verloren und suchen jetzt einen neuen Besitzer, der ihre Qualität und Geschichte zu schätzen weiß“, so der Tischler. Holz war und ist für Rosenfeld ein ganz besonderer „Stoff“: „Es ist warm und lebendig, leicht bearbeitbar und wunderbar zum Angreifen.“ Seine große Liebe galt immer schon alten Möbeln, bei denen man die handwerkliche Qualität noch spüren kann.
Eine Unternehmensgeschichte wie aus dem Buch
Als Michael Rosenfeld 1969 mit seiner Familie aus der Tschechoslowakei nach Wien übersiedelte, war er 17 und hatte in der alten Heimat begonnen, das Zimmererhandwerk zu erlernen.
„Eher widerwillig, denn ich liebte Pferde und wollte eigentlich Jockey werden“, erinnert er sich. Doch dafür war keine Ausbildungsstelle frei. Also machte er eine Tischlerlehre, für die er sich einen Lehrherrn nahe der Stadionbrücke aussuchte. „Da konnte ich jeden Tag Reiten gehen.“
Sein Vater Hans Rosenfeld, ein Cousin von Hans Franz Fabian, der sich 1932 in die „Holzhandlung Kraus, Stanko & Co.“ als Miteigentümer eingekauft und diese später alleine weitergeführt hatte, trat in die Firma ein. Als er 1974 einen schweren Unfall hatte, musste Sohn Michael für ihn einspringen. Aus der vorübergehenden Beschäftigung wurde nach der Zusage „die Firma wird einmal dir gehören“ eine fürs ganze Berufsleben, denn sein Großonkel hatte keine eigenen Kinder.
„Ich war in allen Bereichen tätig, sowohl im Holzzuschnitt und Verkauf, als auch als Lkw-Fahrer und in der Buchhaltung.“ Michael Rosenfeld modernisierte den Betrieb und die Fertigungsabläufe. Er schaffte 1975 neue Bürogeräte und die erste Plattenaufteilsäge mit Vorritzer für beschichtete Platten an.
Die damals am Gürtel befindlichen Plakatwände wurden durch eine Fassade mit großen Fensterflächen ersetzt, die dahinter liegenden bisherigen Lagerräume zu Verkaufs- und Werkstattflächen umgestaltet. Der Name Fabian wurde zum Firmenlogo.
1980 wurde die Firma zur Kommanditgesellschaft und Michael Rosenfeld zum Geschäftsführenden Gesellschafter der Holzhandlung Fabian KG. Die ersten beschichteten Spanplatten der Firma Funder kamen auf. Funder Kachelplatten wurden „der Renner“, aber auch Holzleisten und Laubsägematerial.
Während bis dahin vorwiegend Tischler bedient wurden, sprachen die neuen Holzwerkstoffe auch den Heimwerker an. 1995 verstarb Hans Fabian, im gleichen Jahr auch Michael Rosenfelds Vater. Livia Fabian, die Frau des Firmengründers, wurde fast 100 Jahre alt, sie starb 2002. Ab da hieß die Firma „Holzhandlung Fabian Nfg. Michael Rosenfeld“.
Seit 2008 ist sie im Gebäudekomplex des Selfstorage-Komplexes untergebracht – genau dort und in der gleichen Größe, wo früher der Kiosk mit Zubau und die Lagerhallen der Firma Fabian waren. 10 Jahre Mietrecht wurden damals vereinbart. „Damit war schon eingeläutet, dass in spätestens 10 Jahren Schluss ist.“
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