Mariahilf feiert die Vielfalt: "Andersrum ist nicht verkehrt"
Der sechste Bezirk gilt als das "Regenbogen-Herz" Wiens, nicht zuletzt wegen des bunten Straßenfests, das am 3. Juni zum 12. Mal in der Otto-Bauer-Gasse stattfindet. Damit werden Zeichen gesetzt - nicht zuletzt in Richtung Bundespolitik, wo sich bisher keine Mehrheit für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare gefunden hat.
MARIAHILF. Der Wirbel, den diverse Rücktritte in der Bundespolitik und die danach beschlossenen Neuwahlen in den vergangenen Wochen verursacht haben, ist bis in die Wiener Bezirke zu spüren. Seien es Stadt- bzw. Bezirkspolitiker, die nun in die Bundespolitik wechseln, oder die Inhalte der noch zu verhandelnden Gesetzesmaterien, wie etwa die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. SPÖ und Grüne sind schon lange dafür – eine Mehrheit für den Parlamentsbeschluss hat sich allerdings bisher nicht gefunden.
Das nach dem Bröckeln der Großen Koalition mehrfach ausgerufene "freie Spiel der Kräfte" im Nationalrat hat bei so manchem die Hoffnung aufkommen lassen, dass sich eine Mehrheit dafür finden würde. Aber: Es ist anders gekommen. Die Grünen hatten einen Fristsetzungsantrag eingebracht, also eine Festlegung auf einen Tag, an dem im Parlament darüber diskutiert und abgestimmt hätte werden sollen. Zum Ärger vieler hat die SPÖ dem Antrag nicht zugestimmt. SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern rechtfertigte das damit, dass zuerst die nötige Mehrheit stehen müsse – ansonsten hätte auch die Fristsetzung keinen Sinn. Das Nein zum Antrag hat dennoch viele vor den Kopf gestoßen.
Zeichen setzen, Grenzen überwinden
Einer, der noch vor den Neuwahlen auf einen Beschluss für die Öffnung der Ehe hofft, ist Mariahilfs Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ). Kein Wunder, ist sein Bezirk doch Heimat zahlreicher LGBTIQ-Initiativen (das ist die gängige Abkürzung für Lesbian, Gay, Bi, Trans, Inter und Queer). Angefangen bei der Türkis Rosa Lila Villa, die, seit sie 1982 aus der Hausbesetzerbewegung hervorging, das Community-Zentrum Wiens ist. Dort sind diverse Beratungseinrichtungen, aber auch das Lokal Willendorf untergebracht. Viele verschiedene Institutionen werden beim Straßenfest "Andersrum ist nicht verkehrt", das am 3. Juni in der Otto-Bauer-Gasse stattfindet, präsent sein.
Denn darum geht es bei dem Fest, das seit nunmehr zwölf Jahren veranstaltet wird: Initiativen sichtbar machen und ein Zeichen gegen Homo- und Transphobie setzen, wie Rumelhart erklärt. Er ist seit Langem Teil des Organisationsteams des Fests und war "vom Sesselträger bis zum PR-Beauftragten" schon alles. Dass er als Bezirksvorsteher wesentlich dazu beigetragen hat, dass das Fest Jahr für Jahr größer geworden ist, freut ihn. "Wenn sich die Menschen kennen, gibt es keine Grenzen", führt er seinen Zugang zur Nachbarschaftsfeierlichkeit aus.
Respekt und Toleranz in Mariahilf
Dass in Mariahilf der gegenseitige Respekt und die Toleranz recht groß seien, habe Rumelhart, dessen Amtsantritt Schlagzeilen wie "Erster schwuler Bezirksvorsteher" hervorbrachte, selbst vielfach mitbekommen: "Wie ich es erlebe, ist es für die Menschen kein allzu großes Thema mehr, wer wen wie liebt." Das sei in Gesprächen mit älteren und jüngeren Menschen gleichermaßen zu bemerken. Insofern glaubt auch er, dass die Gesellschaft schon weiter sei als die Politik. "Jene, die für die Öffnung der Ehe sind, müssen jetzt zusammenarbeiten", mahnt er seine Kolleginnen und Kollegen in der Bundespolitik. Er erwarte sich noch vor dem Ende der Legislaturperiode einen rot-grünen Antrag.
Zur Sache:
Das Straßenfest "Andersrum ist nicht verkehrt" findet am Samstag, 3. Juni, von 14 bis 20 Uhr in der Otto-Bauer-Gasse statt. Dabei präsentieren sich LGBTIQ-Initiativen und bieten ein buntes Showprogramm. Special Guest ist heuer die Band Wiener Blond. Der Eintritt ist frei!
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