Radweg Linke Wienzeile: "Zurück zum Start"
Wirbel um den Baustart des Radwegs auf der Linken Wienzeile 2019: Während Gastronomen über einen Schanigartenverlust klagen, sorgen sich der Verein zur Förderung des Marktgewerbes und die Wirtschaftskammer Wien über das Überleben der Betriebe und Standler rund um den Naschmarkt und reden von einer Politik des "Drüberfahrens".
MARIAHILF. Die Ankündigung, dass mit dem Bau des fehlenden Stücks Radweg auf der Linken Wienzeile von der Friedrichstraße im 1. Bezirk bis zur Kettenbrückengasse in Mariahilf 2019 begonnen werden soll, lässt die Wogen der betroffenen Gewerbetreibenden hoch gehen. "Ich musste im Urlaub auf der Seite der Grünen lesen, dass der Radweg fix ist. Was genau ist fix?", fragt Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Wien, bei einem Pressetermin im Café Savoy auf der Linken Wienzeile 36. "Man muss alle Betroffenen an eine Tisch bringen. Veränderungen gehören in einer Großstadt dazu, aber man kann nicht mit der Machete durchschlagen."
Unterstützung erhält Trefelik vom Obmann der Wiener Märkte, Akan Keskin, der um das Überleben der Standler am Naschmarkt fürchtet, sollten sie ihrer Liefermöglichkeiten beraubt werden. "Die Ladezonen von Billa, Wein und Co., Demner etc. müssten auf die Naschmarktseite wechseln, ebenso die sechs Taxistandplätze vor dem Theater an der Wien und die Station des Hop-On-Busses", so Keskin. "Es bleiben dann nur noch 80 bis 100 Meter für die Naschmarktlieferer, die aufgrund des Niveauunterschiedes zur Straße nicht auf die Seite zur Rechten Wienzeile ausweichen können. Von den kommunizierten 70 Parkplätzen, die auf der Radwegseite wegfallen würden, rede ich erst gar nicht." Auch dass Christoph Chorherr von den Grünen die rund 230 Betriebe, die von dem 900 Meter langen Lückenschluss des Radweges in der Linken Wienzeile betroffen sind, vor vollendete Tatsachen stellt, ärgert Keskin. "Am 10. Juli waren wir und die Bezirkspolitiker zu einer Besprechung der MA 28 eingeladen. Es war eine Erhebung, ob der Radweg hier möglich wäre. Während ich auf einen weiteren Termin, um den Plan genauer zu besprechen, wartete, musste ich aus den Medien erfahren, dass der Bau fix ist und 2019 startet."
Café Savoy fürchtet um Schanigarten
Ebenso negativ überrascht von der Entscheidung sind die beiden Geschäftsführer des Café Savoy vis á vis dem Naschmarkt. "Es hat uns niemand informiert, wir mussten vor einer Woche aus der Zeitung erfahren, dass der Radweg gebaut wird", so Eric Deschmann. "Das ist für uns eine Katastrophe. Wir haben gerade 30.000 Euro für Möbeln und eine neue Markise in den Schanigarten invistiert. Wenn jetzt der Radweg gebaut wird und der Gehsteig dann wie geplant nur zwei Meter breit sein wird, verlieren wir rund 40 Plätze", erklärt sein Kollege Thomas Ehmer. "Wir haben im April das Nachbarlokal, den ehemaligen Fenster Ludwig, dazu gemietet, um auszubauen. Ich fürchte, das war ein Fehler, denn ohne Schanigarten bleiben die Leute aus. Dann können die Grünen gleich vier Kellner und den Lehrling von uns mitnehmen – die können dann im grünen Club kellnerieren. Ich kann dann keine 15 Leute mehr beschäftigen."
Auch die Sinnhaftigkeit des geplanten Radwegs offenbart sich Rainer Trefelik nicht. "Erst wurde die Mariahilfer Straße zur Begegnungszone umgebaut, um dort den Radverkehr zu steigern. Nun heißt es, dass wir einen Radweg an der Linken Wienzeile brauchen, um den Radverkehr in der MaHü zu reduzieren", ärgert sich der Wirtschaftskammer Wien-Obmann. "Ich bin auch immer wieder mit dem Rad unterwegs und behaupte, dass es einem Radfahrer zumutbar ist, einen Umweg von einem Block zu fahren, wie es derzeit hier der Fall ist. Eine Gerade von A nach B ist nicht immer möglich. Hier ist nix fix, bitte zurück zum Start!" Während die Wirtschaftskammer Wien auf Gespräche hofft, in denen Alternativen ausgearbeitet werden, spielt Märkte-Chef Keskin mit dem Gedanken, mit einer Demo ein Zeichen zu setzen. "Sollte wirklich ´drübergefahren werden, werde ich eine Demo auf der Linken Wienzeile organisieren. Drüberfahren tut man nicht, man kann über alles reden und akzeptable Lösungen finden."
Hintergrund
Bericht: Radweg scheint nun fix
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