Von der SPÖ zur FPÖ: "Will keine Rote sein, die Blau wählt"
Stattdessen ist die Bezirksrätin Heidi Reinwein-Karik gleich von der SPÖ zur FPÖ gewechselt. Dass sie nun nicht mehr bei den antifaschistischen Freiheitskämpfern willkommen ist, kann sie nicht nachvollziehen.
MARIAHILF. Ein Wechsel von den Sozialdemokraten zu den Freiheitlichen – das hat Seltenheitswert. Wenngleich in der Bundespolitik momentan beinahe täglich Auflösungen, Neugründungen und Fraktionswechsel auf der Tagesordnung stehen, auf Bezirksebene kommt das nicht so häufig vor. Insbesondere bei der SPÖ Mariahilf: Dort ist Heidi Reinwein-Karik die erste Mandatarin, die in den 17 Jahren, seit die SPÖ den Bezirksvorsteher stellt, aus der Partei aussteigt.
Der Schritt kam für alle recht überraschend – ohne ihre Kollegen vorab zu informieren, legte Reinwein-Karik von einem Tag auf den anderen ihre SPÖ-Mitgliedschaft zurück und trat am darauffolgenden Tag der FPÖ bei. Erfahren konnte man das dann aus der Kronen Zeitung – "Daumen-hoch-Foto" mit Parteichef HC Strache und FPÖ-Mariahilf-Chef Leo Kohlbauer inklusive.
"Zutiefst enttäuscht"
"Ich bin menschlich zutiefst enttäuscht", kommentierte am Montag danach SPÖ-Bezirksvorsteher Markus Rumelhart den unerwarteten Wechsel. Weder habe sie vorab das Gespräch gesucht noch habe es einen Konflikt gegeben, der diesen Schritt erwartbar gemacht hätte, so Rumelhart zur bz.
Das sieht Reinwein-Karik anders: Sie habe ihre Kritik an der SPÖ regelmäßig intern vorgebracht. Dass ihre bisherigen Kollegen diese Hinweise möglicherweise nicht einordnen konnten, kann auch damit zu tun haben, dass sich ihre Kritik mehr auf einer "Stimmungsebene" als auf handfeste politische Forderungen zurückführen lässt. Diesen Eindruck gewinnt man jedenfalls im Gespräch mit Reinwein-Karik. Denn auf die Frage, was sie bei der FPÖ finde, kommt stets die gleiche Antwort: "Ich wollte wieder näher bei den Menschen sein, Antworten haben, wenn sie mich mit ihren Problemen konfrontieren." Was das im Konkreten für Probleme seien, ist ebenfalls schwierig zu erfahren – eine Sache sei jedenfalls der immer mehr werdende Müll rund um den Naschmarkt-Flohmarkt. Hier versage der Bezirk.
Aber dass ein Flohmarkt Grund genug ist, seine politische Heimat so umzukrempeln? "Nein, natürlich ist es nicht nur der Flohmarkt." Die Probleme der Menschen seien nicht mehr das Hauptanliegen der SPÖ, auch wenn sie Bezirksvorsteher Rumelhart nichts Böses nachsagen möchte: "Er bemüht sich wirklich." Dass das just in jenem Bezirk als Argument eingebracht wird, in dem es eine funktionierende Vernetzung der Nachbarschaft gibt, wie nicht zuletzt ein EU-weites Forschungsprojekt nachgewiesen hat, verwundert. Und dennoch: Reinwein-Karik fühlt sich bei der SPÖ nicht mehr am richtigen Ort, sie "wollte keine Rote sein, die blau wählt", deshalb habe sie sich für diesen Schritt entschieden.
Unterstützung im Nationalratswahlkampf
Dass sie als FPÖ-Bezirkspolitikerin auch im kommenden Nationalratswahlkampf Unterstützung für die Bundes-FPÖ leisten werde, sei klar. "Eine Koalition von SPÖ und FPÖ wäre für mich ein logisches Ergebnis", das sie "erfrischend für Österreich" empfände. Doch einen Zusammenhang mit den Nationalratswahlen und daraus potenziell resultierenden Personalrochaden in der FPÖ will weder sie noch Leo Kohlbauer sehen – aber das wird sich ja spätestens im Oktober zeigen.
Dass dieser Wechsel insbesondere von jemandem kommt, der bisher bei den Freiheitskämpfern – einer antifaschistischen Gruppierung innerhalb der SPÖ, die von Opfern des Faschismus gegründet wurde – aktiv war, passt nicht ganz zusammen. Reinwein-Karik sieht das anders und sagt, sie hätte dort gerne weiterhin mitgearbeitet, das habe man ihr aber verwehrt.
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