Weibliche Obdachlosigkeit: "Es kann jede treffen"

7Bilder

MARIAHILF. Knapp 10.000 obdachlose Menschen leben derzeit nach offiziellen Angaben in Wien – die tatsächliche Zahl schätzt man weit höher ein. Das Leben ohne permanentes Dach über dem Kopf, an sich schon ein hartes, ist vor allem für Frauen mit besonderen He-rausforderungen verbunden. Im Rahmen einer "Supertramps"-Sondertour führten Hedy und Heidi 20 Zuhörerinnen und Zuhörer durch Mariahilf und sprachen über ihre Erfahrungen als obdachlose Frauen. Vom Staat im Stich gelassen, bleibt für sie am Ende nur die Enttäuschung und ein Zelt im Wald. Dabei kann man wohl mit Recht sagen, dass sowohl Hedy als auch Hedi ein Leben geführt haben, das als "normal" gelten kann.

Hedy, heute 59 Jahre, arbeitete lange als Selbstständige in der Markt- und Meinungsforschung und war in den 1990ern Klubchefin der Alternativen Grünen in der Josefstadt. Auch Heidi, 60 Jahre alt, arbeitete lange Zeit bei der Wirtschaftskammer in Wien. Beide schlitterten unverschuldet in die Arbeitslosigkeit, beide rutschten durchs soziale Sicherungsnetz und beide landeten ziemlich schnell und ziemlich unsanft auf der Straße. Die Message der beiden: "Es kann einfach jeden treffen – besonders Frauen."

Frauen haben’s schwerer

Der Weg ins gesellschaftliche Abseits sei für Frauen deutlich kürzer als für Männer, erklären die beiden. Zum einen verdienen sie immer noch deutlich weniger als Männer. Für Frauen ab 45 sei es so gut wie unmöglich, noch einmal ins Berufsleben einzusteigen. Zum anderen, weil man als Hausfrau eben immer abhängig vom Mann bzw. dessen Verdienst bleibe. Trotz Vollzeitjob hätten Frauen oft keinen Anspruch auf eine anständige Pension, da sie in kein Sozialversicherungssystem einzahlen. Obwohl diese Tatsachen schon seit Jahren bekannt seien, hätte sich an der Situation für Frauen nichts geändert, kritisiert Hedy. Auf einen Blumenstrauß am Muttertag könne man da gerne verzichten. "Es ist nichts geschehen, ich bin enttäuscht von diesem Land", so die nüchterne Analyse.

Und ganz im Gegenteil: "Ich habe den Eindruck, es wird härter." Einmal auf der Straße angekommen, bieten die Stadt Wien und private Organisationen zwar Notunterkünfte an, diese sind aber meist nicht nach Geschlechtern aufgeteilt. Die Tour macht vor "Ester" in der Esterházygasse Halt, einem Tageszentrum nur für obdachlose Frauen. Solche geschützten Räume sind wichtig, denn was es bedeute, sich als Frau mit Alkoholikern, Drogensüchtigen oder psychisch Labilen einen Notschlafplatz teilen zu müssen, sei unvorstellbar. Das gehe los bei Diebstählen und reiche bis hin zu sexuellen Übergriffen, so die beiden. Die Gefahren, denen Frauen auf der Straße ausgesetzt seien, würden jedoch zumeist ignoriert werden.

Ein Leben im Zelt

Sowohl Heidi als auch Hedy haben sich deshalb für ein Leben im Wienerwald entschieden. Einerseits sei es dort deutlich sicherer als im Park, andererseits schätze man die Privatsphäre. Weil sie damit zwar eigentlich gegen die Kampierverordnung verstoßen, leben beide versteckt. Dachse, Rehe, Schlangen – nach Jahren im Wald erkennen die beiden jegliche im Wienerwald heimische Tierart am bloßen Geräusch. Auch wenn beide davon abraten, ihr Leben als zu romantisch zu betrachten, schätzen sie die Ruhe in ihrem "Zuhause". Täglich nimmt sich Heidi eine Stunde Zeit, um ihre Tierchen zu füttern, kennt sogar deren Tagesabläufe.

Nach rund zwei Stunden Spaziergang ist man vom Startpunkt am Haus des Meeres gerade mal 700 Meter bis zum Loquaipark gekommen. Zahlreiche Fragen sprudelten nur so aus den Zuhörern heraus und wer Hedy kennt, der weiß: Wenn sie einmal zu reden beginnt, hört sie so schnell nicht mehr auf. Das Bittere an der ganzen Angelegenheit sei, dass es eben nicht der klischeemäßige Drogenabhängige sei, der am Ende auf der Straße landet, sondern ganz "normale" Leute. "Die haben gearbeitet hier, 30 oder 40 Jahre, Kinder großgezogen" – und am Ende stünden sie trotzdem vor dem Nichts.

Hintergrund:

Bei den "Supertramps" zeigen obdachlose Menschen "ihr Wien". An ausgewählten öffentlichen Plätzen verknüpfen sie ihre persönlichen Lebensgeschichten mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen über Obdachlosigkeit. Infos und Anmeldung online unter www.supertramps.at

Anzeige
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Video 8

Stark in den Frühling
Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken

Der Frühling steckt in den Startlöchern. Zeit, unseren Körper aus dem Winterschlaf zu wecken und neue Kraft zu tanken. Mit dem Frühlingsanfang heißt es für viele von uns: endlich wieder raus in die Natur - sei es zum Laufen, Wandern, Golfen oder einfach, um den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei eine aktive Muskulatur ein. Denn wer nach der langen Winterpause seinem untrainierten Körper plötzlich Höchstleistung abverlangt, riskiert Überlastungen und...

Anzeige
Mehr Mobilität, Komfort und Lebensqualität für Seniorinnen und Senioren bietet die mobile Physiotherapie von Heimphysio. | Foto: Heimphysio
6

Physiotherapie-Hausbesuche in Döbling
Kompetente und komfortable Physiotherapie zu Hause im 19. Bezirk

Im 19. Wiener Gemeindebezirk setzt das Unternehmen Heimphysio (www.heimphysio.at) neue Maßstäbe in der mobilen Physiotherapie für ältere Menschen. Mit dem klaren Fokus auf die Bedürfnisse Döblinger Seniorinnen und Senioren bietet Heimphysio einen maßgeschneiderten Service, der es ermöglicht, physiotherapeutische Behandlungen bequem im eigenen Zuhause in Anspruch zu nehmen." Mobilität ist besonders im Alter von entscheidender Bedeutung, da sie für den Erhalt der körperlichen als auch der...

Neues Monat, neues Gewinnspiel. Wer sich für den Wiener Newsletter anmeldet, nimmt an der Verlosung zu einem Malkurs teil.  | Foto: Maya Galerie Wien

Newsletter-Gewinnspiel
Wir verlosen einen Malkurs für 4 Personen

Wer schon immer einmal die Gelegenheit erhalten wollte, einen Malkurs zu besuchen, der sollte sich die Chance nicht entgehen lassen und sich für den Wiener Newsletter anmelden. Malen wie ein Profi? Mit unserem neuen Newsletter-Gewinnspiel haben alle Abonnenten und diejenigen, die es noch werden wollen, die Möglichkeit, einen Malkurs in der Maya Galerie Wien zu gewinnen. Maryam Mansouri ist eine bekannte iranische Malerin und Künstlerin, deren Werke bereits in verschiedenen Ländern der Welt...

Anzeige
Mediphysio im 19. Wiener Gemeindebezirk bietet qualitativ hochwertige physiotherapeutische Dienstleistungen an und kooperiert dabei mit allen Krankenkassen und Heimphysio. | Foto: Mediphysio
6

Mediphysio
Ihre neue Physiotherapiepraxis im 19. Bezirk

Der 19. Bezirk Wien-Döbling heißt Mediphysio (www.mediphysio.at), unseren neuesten Zuwachs in der lokalen Gesundheitslandschaft, herzlich willkommen. Hier erhalten Patientinnen und Patienten individuelle Behandlungen für ihr Wohlbefinden. Mediphysio zielt mit den physiotherapeutischen Leistungen darauf ab, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und geschwächte Muskeln zu stärken. Ein zentrales Anliegen ist es auch, den Patientinnen und Patienten zu vermitteln, welche Maßnahmen...

Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Mehr Mobilität, Komfort und Lebensqualität für Seniorinnen und Senioren bietet die mobile Physiotherapie von Heimphysio. | Foto: Heimphysio
Neues Monat, neues Gewinnspiel. Wer sich für den Wiener Newsletter anmeldet, nimmt an der Verlosung zu einem Malkurs teil.  | Foto: Maya Galerie Wien
Mediphysio im 19. Wiener Gemeindebezirk bietet qualitativ hochwertige physiotherapeutische Dienstleistungen an und kooperiert dabei mit allen Krankenkassen und Heimphysio. | Foto: Mediphysio

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Wien auf MeinBezirk.at/Wien

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Wien

MeinBezirk auf Instagram

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.