Wiener Viktoria: Hanf statt Bier als Sponsor
Cannabisproduzent "Flowery Field GmbH" ist seit einigen Wochen der neue Hauptsponsor der Wiener Viktoria.
MEIDLING. Wer hätte das gedacht? Die Flowery Field GmbH wird der neue Hauptsponsor des Traditionsvereins SC Wiener Viktoria. Damit sponsert in Österreich erstmals ein Cannabisproduzent einen Fußballverein. Das freut auch den Trainer der Mannschaft: Die österreichische Fußballlegende Toni Polster.
Der Verein spielt in der vierthöchsten Liga Österreichs und belegt derzeit das Mittelfeld der Wiener Stadtliga. Die Wiener Viktoria – das sind auch 450 Kinder aus 40 Nationen. Insgesamt 16 Mannschaften von der U7 bis zur U18 werden vom Verein betreut. „Für uns gibt es keine Randgruppen, sondern Menschen. Wer Fußball spielen möchte und eine soziale Anbindung sucht, wird sie bei uns finden – wir schließen niemanden aus“, sagt Roman Zeisel, Obmann des SC Wiener Viktoria. „Das Prinzip der Offenheit betrifft auch unsere Sponsoren. Wir haben mit dem Verkauf von Hanfstecklingen an Erwachsene kein Problem. Flowery Field ist ein Vorzeigeunternehmen und steht als Produzent für Medizinalhanf am Start. Wir freuen uns über diese Verbindung“. Cheftrainer Toni Polster ergänzt: „Klar ist ein Cannabisproduzent ein ungewöhnlicher Sponsor. Aber solange sich Flowery Field an die Gesetze und Auflagen hält, haben wir kein Problem damit.“
30 Prozent des Sponsorings ins soziale Projekte
Flowery Field ist seit November Hauptsponsor des Vereins. Mit dem Sponsoring ist der Spielbetrieb ein Jahr lang finanziert, 30 Prozent des Sponsorings fließen zudem in soziale Projekte über den Verein VIK Sozial. Otto Lesch, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Suchtmedizin spricht sich seit Jahren für ein breiteres Angebot an Cannabismedizin und die Legalisierung von Medizinalhanf aus. „Es gibt keine drogenfreie Gesellschaft, umso mehr müssen wir in die Prävention investieren, und der beste Schutz sind Aufklärung, Sensibilisierung und sozialer Rückhalt“, sagt Lesch. Zu Flowery Field als Sponsor der Wiener Viktoria hält Lesch fest: „Bisherige Sponsoren waren Gösser, Cashpoint und Österreichische Lotterien. Wurden unsere Spieler und Jugendlichen deshalb alkoholabhängig oder spielsüchtig?“ Man wolle mit diesem Sponsoring dem Thema Cannabis einen Schub in Richtung Normalisierung geben.
Wird Toni Polster jetzt künftig ebenfalls für eine Cannabislegalisierung kämpfen? „Nein. Ich bin Fußballtrainer und kein politischer Aktivist. Aber aus meinem Umgang mit den Kids weiß ich: Was verboten ist, macht die Geschichte erst spannend. Dieses Verbot wirkt nicht, aber kriminalisiert die Falschen“, sagt Polster.
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