Alte Umweltsünden teuer beheben
Vier Deponien weist das Altlastenatlas in Gerasdorf und Mistelbach aus. Es besteht Handlungsbedarf.
BEZIRK MISTELBACH/GERASDORF. Es hat sich viel verändert in den letzten 30 Jahren. Zum Beispiel das Bewusstsein darüber, wie man mit Müll umgeht. Vier Standorte in Schleinbach und Gerasdorf sind im Österreichischen Altlastenkataster verzeichnet.
Schottergrubenverfüllung
In Kapellerfeld ist man mit der Umschließung des Geländes fast fertig. In den 1960er-, 70er- und 80er-Jahren war die alte Schottergrube mit Hausmüll, Schlacken aus der Müllverbrennungsanlage, Kleingewerbemüll, Bauschutt und Aushubmaterial angefüllt worden. Sickerwässer der Deponie drangen in den Grundwasserbereich vor, was zu Verunreinigungen und damit dringendem Handlungsbedarf führte.
Eisenbahndreieck
Weniger weit ist man beim Eisenbahndreieck in Gerasdorf. "Die Stadtgemeinde Wien ist gerade mit der Variantenuntersuchung beschäftigt", erklärt Hans Punesch vom Fachbereich Altlasten, Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Niederösterreich. Dafür werden Bohrungen und Untergrunduntersuchungen vorgenommen, um die wirtschaftlichste Variante der Sanierung zu definieren. Die Kosten erreichen hier rasch die Höhe mehrerer Millionen Euro.
Bis Mitte der 1990er wurden auf dem 20 Hektar großen Gelände Haus- und Gewerbemüll sowie Aushub und Bauschutt abgeladen, ohne dabei Vorkehrungen zum Grundwasserschutz vorzunehmen. Das Umweltbundesamt sieht in der Deponie eine "erhebliche Gefahr für die Umwelt".
Rütgers Holzimprägnierung
Verfahren ist die Situation bei dem Altstandort der Rütgers Holzimprägnierung. Das Gründerzeit-Unternehmen errichtete in den 1860ern in Kapellerfeld eine Holzimprägnierung. Da aber der Rechtsnachfolger Rütgers, der auch für den Sanierungsfall der Teerfabrik in Angern genannt wird, nicht für die Kosten aufkommen kann oder will, prozessiert man seit Jahren.
"Ein neues Altlastensanierungsgesetz ist gerade in Begutachtung. Dann sollen solche Fälle schneller behandelbar sein, wenn der Verursacher nicht greifbar ist", hofft Hans Punesch auf raschere Umsetzungen.
Tankstelle
Erst seit 1. Juli 2018 im Kataster ist die Tankstelle und Kfz-Werkstatt Hackl in Schleinbach. Das Umweltbundesamt geht von einer "erheblichen Untergrundverunreinigung durch Mineralölprodukte" aus. Der nächste Schritt wird laut dem Land eine Verhandlung sein, der eine Variantenuntersuchung folgen wird.
Es wird einige Zeit dauern, bis die Umweltsünden behoben sein werden. Hans Punesch beteuert allerdings: "Es bleibt keine liegen."
Karina Seidl
ZUR SACHE: Altlasten
N 12: Kapellerfeld
Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum, Bauschutt, Hausmüll
Ablagerungszeitraum: 1966 bis 1985
Gefährdung: Grundwasser
Volumen: 2.600.000 m³
N 62: Deponie MA 48 - Eisenbahndreieck
Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum, Bauschutt, gefährliche Abfälle, Hausmüll, Industrie-/Gewerbemüll
Ablagerungszeitraum: 1966 bis 1996
Gefährdung: Grundwasser
Volumen: 3.600.000 m³
N 73: Holzimprägnierung Rütgers Gerasdorf
Ablagerungen: Altstandort
Ablagerungszeitraum: seit 1869
Gefährdung: Grundwasser
Volumen: 47.000 m²
N 83: Tankstelle Hackl Schleinbach
Ablagerungen: Altstandort
Ablagerungszeitraum: seit 1954
Gefährdung: Grundwasser
Volumen: 1.173 m²
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