Kirche im Weinviertel: "Wir tun uns schwer das Vollprogamm zu fahren"

Weihbischof Stephan Turnovszky: Die Kirche im Weinviertel hat sich auf den Weg gemacht. | Foto: Markus Göstl
  • Weihbischof Stephan Turnovszky: Die Kirche im Weinviertel hat sich auf den Weg gemacht.
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Wie hat sich die Anzahl der Gläubigen im Weinviertel in den letzten 10 Jahren entwickelt?

So wie die Gesellschaft insgesamt und der Alltag der Menschen, so verändert sich auch die Kirche. Die Bindung an Institutionen wird schwächer, es gibt viel mehr Alternativen. Im Weinviertel geht diese Veränderung der Kirche allerdings langsamer voran. Die Zahl der Katholiken ist stabiler als im Rest der Erzdiözese, sie ist seit dem Jahr 2010 von 245.000 auf 233.000 zurückgegangen. Und auf 1000 Katholiken kamen letztes Jahr nur sieben Austritte. Die schmerzen mich dennoch.

Wie entwickelt sich die Kirche im Weinviertel?

Unsere Pfarren verbinden Tradition mit Innovation: Viele Feste im Pfarrleben laufen nach wie vor sehr traditionell ab, was Vertrautheit und Geborgenheit bringt. Andererseits bemühen sich unsere Pfarren, den geänderten Lebensumständen Rechnung zu tragen, damit die kirchlichen Angebote tatsächlich als Hilfe fürs Leben erfahren werden können. Beispiele für die geänderten Lebensumstände: Viele Menschen pendeln nach Wien und können sich im Ort viel weniger einbringen. Abseits der guten Verkehrswege droht Überalterung. Die heutige Mobilität sprengt alle alten Verhaltensmuster. Gleichzeitig nimmt die Einsamkeit zu. Wir bemühen uns als Kirche, uns darauf einzustellen, sowohl in der Organisation, als auch in der Glaubensvermittlung (zB neue Formen der Erstkommunion- und Firmvorbereitung oder die Aufgabenschwerpunkte der Pfarrcaritas).

Hat die Diözesanreform die gewünschten Effekte erzielt?

Es geht darum, wieder missionarischer zu sein und selbstbewusst und mit neuen Angeboten auf die Menschen zuzugehen. Wir wollen wachsen – in die Breite und in die Tiefe. Das geht, wenn eine Pfarre die praktische Bedeutung des Glaubens für sich neu entdeckt und wenn sie über den eigenen Tellerrand hinausschaut. Und wenn nicht Einzelkämpfer unterwegs sind, sondern starke Teams. Wir fassen deshalb die Pfarren in Verbände zusammen und bauen die Grenzen zwischen den Pfarrgemeinden immer mehr ab: Damit reduzieren wir die Verwaltung, bündeln Kräfte und setzen Menschen stärker nach ihren Begabungen ein.

Welche Ansätze werden probiert, um Gläubige „abzuholen“ und in die Kirchen zu bringen? 

Wir haben sehr viele sehr kleine Pfarren im Weinviertel (60 unserer 275 Pfarren haben weniger als 300 Katholiken). Einzeln tun sich kleine Pfarren schwer, das „Vollprogramm“ zu erfüllen. Gemeinsam geht es leichter und macht auch mehr Freude. Das ist der Sinn hinter unseren Pfarrverbänden. Beispiel: Ein Ministrantentag ist ein größeres Erlebnis, wenn die Buben und Mädchen aus der ganzen Gegend mittun; bei besonderen Familienmessen kommen auch Familien aus den anderen Pfarren, und jeder freut sich darüber; eine Prozession verbindet zwei Pfarren; Kirchenchöre kooperieren, etc. Oder auch in der kleinstädtischen Situation wie z.B. in Stockerau: Da legt man Wert auf Teambildung. Daraus entsteht die Kraft, auch im Alltagsleben als Christen aufzutreten, z.B am Wochenmarkt, um dort mit allen Menschen ins Gespräch zu kommen. Es gibt viele schöne Initiativen.

Danke für das Interview


Entwicklung in Zahlen

2002 waren im Bezirk Mistelbach noch 62.928 Menschen Teil der katholischen Kirche. Zehn Jahre später waren es über 3.000 weniger. 2018 zählt die Mistelbacher Kirche 57.456 Mitglieder.

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