Seine größte Vision: der Fall des Eisernen Vorhanges
Mistelbachs Bezirkshauptmann geht in Pension
„Nun kann ich mein Theater-Abo ohne Terminprobleme genießen“, lächelt der allseits geschätzte und beliebte BH Gerhard Schütt.
Er wollte keine Privilegien, ist erdig und kontaktfreudig, fährt mit dem Bus, geht oft zu Fuß und will prinzipiell nicht in der ersten Reihe stehen.
Der Fall des Eisernen Vorhanges und die Grenzöffnung waren schon im Gymnasium eine mit Redeübungen verbundene Vision des Vaters von drei mittlerweile erwachsenen Söhnen: „Wir haben viel von Schlachten im Altertum gelernt, die nächsten Generationen werden von der Demokratisierung der Ostblockstaaten lernen.“ Die jüngere Geschichte und Wirtschaftstheorie - die Theorie wie es in der Praxis funktionieren kann interessieren den Juristen sehr, deshalb möchte er in Zukunft Gemeinwirtschafts-Vorlesungen an der Universität besuchen.
Gutes Image der BH
Es war des scheidenden Bezirkshauptmannes großes Ziel für Sondersituationen wie Katastrophen oder Großschadensereignissen besonders gut vorbereitet zu sein, denn „die Bevölkerung hat Anspruch darauf.“ Nicht zuletzt um die Dienstleistungsqualität und den behördlichen Einsatzstab gut organisieren zu können forcierte er den Zu- und Umbau der Bezirkshauptmannschaft.
Schütt wollte das gute Image der BH Mistelbach fördern (was ihm auch gelang), hat den kooperativen Führungsstil gepflegt, betonte immer das „wir“ und stand hinter seinen Mitarbeitern: „Ich wollte nie vor ihnen stehen weil ich mit kompetenten Leuten gerne zusammenarbeite.“
Auch Bevorzugungen hat er abgelehnt. Den Dienstwagen des Landes benötigte er nur für dienstliche Fahrten an Wochenenden, während der Woche stand das Auto Großteils den Mitarbeitern zur Verfügung. Gelegentlich hat er auch andere Teilnehmer von Veranstaltungen auf gleicher Strecke mitgenommen.
In allen vier Vierteln gearbeitet
Nach der Volksschule in Kollnbrunn und dem Gymnasium Gänserndorf absolvierte er das Studium der Rechtswissenschaften in Wien. Er hat in allen vier Vierteln von NÖ gearbeitet: in Amstetten, Mödling, Tulln und Mistelbach, dann als Bezirkshauptmann in Gmünd und seit 2003 in Mistelbach.
„Das Waldviertel war eine Herausforderung, aber es hat der ganzen Familie gut gefallen. Wir haben dort gute Freunde und verbringen schöne Kurzurlaube, wie auch in ständig anderen Regionen von Niederösterreich.“ In Österreich gefällt es ihm überall, aber auch das südliche Mitteleuropa bereist der 64jährige mit seiner Gattin Johanna gerne. Ausstellungen und sämtliche Festspiele stehen in Zukunft ebenso vermehrt auf dem nun gemeinsamen Terminkalender.
Tennis spielte der baldige Pensionist schon als Jugendlicher, doch in seiner Amtszeit nur zweimal pro Jahr ein Doppel mit Polizeichef Ladengruber. Das soll sich nun am Tennisplatz in Pirawarth, wo er auch Gründungsmitglied ist ändern, ebenso wie Golf, das bisher nur sporadisch bei Benefizturnieren auf dem Programm stand. Spaziergänge und Radfahren in der Heimatgemeinde in die er vor 11 Jahren zurückgekehrt ist ergänzen die sportlichen Aktivitäten.
Saxophon zu lernen ist ein weiterer lange gehegter Wunsch des Musikliebhabers aller Sparten – von Klassisch über Volks- und Blasmusik bis Pop.
Ein Satz zum Abschied?
„Qualität – Regionalität – Kreativität sind die Grundpfeiler der Weiterentwicklung. Ich freue mich, dass sich die Region in den Jahren, in denen ich im Bezirk Mistelbach arbeiten durfte so positiv entwickelt hat.“
Fotos aus den Jahren 2005 bis 2014
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