Aufschrei: Familienförderung wird gekürzt
Die Budgetkürzungspläne setzen die Familienberatungsstellen unter Druck.
HOLLABRUNN/STOCKERAU/MISTELBACH. Für die Familienberatungstellen ist es katastrophal. Im Budgetvoranschlag des Frauen- und Familienministeriums für 2018/2019 wurde eine Kürzung von einer Million Euro angegeben. "Es gab vorab keine Informationen an Träger oder an den Dachverband", empört sich Ursula Hein, Geschäftsführerin des Frauenberatungs- und Bildungszentrums Hollabrunn – Mistelbach – Stockerau.
Eine von 13
Insgesamt umfasst das Budget 13 Millionen Euro für die rund 400 Beratungsstellen in ganz Österreich. Insgesamt werden 233.000 Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer, Paare und Familien in schwierigen Lebenssituationen betreut. Dies geschieht in 475.000 Gesprächen pro Jahr.
"18.000 Menschen, Paare, Familien sind davon betroffen. 26.000 Beratungsstunden müssen eingespart werden. Alleine in unserer Stelle sind das 60 Beratungen weniger im Jahr", zeigt Ursula Hein die Folgen der Kürzung für Familien in Schieflagen auf.
Umdenken gefordert
"Die Leute kommen zu uns, wenn es Probleme gibt. Dann brauchen sie Unterstützung", erklärt die diplomierte Lebens- und Sozialberaterin. Betroffen kann jeder sein; das Beratungsspektrum umfasst Beziehungs- oder Schulprobleme ebenso wie Überforderung durch die Pflege von Angehörigen. "Abgesehen vom menschlichen Aspekt ist Prävention auch billiger. Diese Kürzung ist eine rein finanziell gesehen unsinnige Maßnahme", appelliert Ursula Hein an die Politik, diesen Schritt zu überdenken.
Unterstützung bekommen die Familienberatungsstellen von SPÖ-Nationalrätin Melanie Erasim, die bereits eine parlamentarische Anfrage diesbezüglich an die zuständige Ministerin stellte. Bis dato blieb sie unbeantwortet.
Karina Seidl
ZUR SACHE
Familienberatungsstellen sind gesetzlich seit 1974 im Familienberatungsförderungsgesetz verankert und haben mehrjährige Verträge mit dem Familienministerium. Die häufigsten Themen in der Beratung sind Familien- und Paarkonflikte, Trennungen, häusliche oder sexuelle Gewalt, schulische Probleme, Mobbing, Arbeitslosigkeit, persönliche Krisen, Behinderung, Migration, Sucht, Diskriminierungen und Armut.
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