Erasim: Spießrutenlauf Kinderbetreuung

BEZIRK MISTELBACH. Ferienzeit ist für berufstätige Eltern auch die Zeit, in der es mit der Kinderbetreuung schwierig wird. Denn die Kindergärten haben im Sommer immer noch wochenlang geschlossen. „Vor allem Alleinerzieherinnen müssen praktisch ihren Jahresurlaub aufbrauchen, wenn keine Familienangehörigen einspringen“, betont die Weinviertler Nationalratsabgeordnete Melanie Erasim. Berücksichtigt man jetzt noch die Weihnachts-, Oster- und Semesterferien, bleibt vielen Menschen überhaupt kein Urlaub zur freien Wahl mehr übrig. „Daher müssen wir alles daran setzen, die Schließzeiten der Kindergärten noch weiter zu verkürzen, um den berufstätigen Eltern damit die Betreuung ihrer Kleinen in den Ferien zu erleichtern“, sagt Erasim.

12-Stunden Tage

Die Nationalratsabgeordnete wird bei ihren zahlreichen Weinviertler Terminen in den vergangenen Tagen aber auch immer wieder auf den Beschluss der Regierung angesprochen, ab September die tägliche Arbeitszeit auf 12 und die Wochenarbeitszeit auf 60 Stunden zu erhöhen. „Gerade im ländlichen Raum bedeutet ein 12-Stunden-Tag für Pendler in der Realität dann einen 16-Stunden-Tag, wenn man den Weg zur und von der Arbeit mit berücksichtigt. Wie soll da ein Familienleben noch funktionieren?“, fragt sich NR Melanie Erasim. Ganz abgesehen davon, dass kein Kindergarten auch nur annähernd so lange offen hat und sogar die gesetzlich „erlaubte“ Zeit für Kinderbetreuung auf 10 Stunden beschränkt ist, die Arbeitszeit aber auf 12 Stunden erhöht wird.

Kleinstkinderbetreuung

Sieht man sich dann auch noch die Kleinkindbetreuung (Kinder von 1 bis 2,5 Jahren) an, sie sieht es mit dem Angebot im Weinviertel mehr als schlecht aus. Und selbst dort, wo eine solche Betreuung angeboten wird, kostet sie rund 500 Euro pro Kind. „Da braucht eine alleinerziehende Mutter mit schlecht bezahltem Job einen solchen gleich gar nicht mehr annehmen, weil es sich finanziell nicht lohnt. Teilzeit schon gar nicht. Dass die Regierung diesen Leuten dann aber auch noch vorwirft, sich in der sozialen Hängematte auszuruhen, das schlägt dem Fass den Boden aus“, ist Melanie Erasim empört. Die Nationalratsabgeordnete fordert daher das Land NÖ auf, die Förderung für die Kleinkindbetreuung aufzustocken, damit diese auch für Normalverdiener finanziell leistbar wird, anstatt auf ein System von Tagesmüttern zu setzen, das nie wirklich funktioniert hat. Allerdings kürzt die selbsternannte Familienpartei ÖVP nun die Kinderbetreuungs-Bundesmittel für die Länder von 140 auf nur noch 110 Millionen Euro.