Le(h)erstandsnutzung der Leader Region

MISTELBACH/GÄNSERNDORF. Alles andere als leer standen in den letzten Wochen und Monaten die Schauplätze des LEADER-Projekts „Künstlerische Leerstandsnutzung“ in den Bezirken Gänserndorf und Mistelbach. Denn die zuvor kaum genutzten Räumlichkeiten wurden aus dem Dornröschenschlaf geholt und zur Bühne für das Viertelfestival Niederösterreich. Nach rund 14 Wochen vielfältigem Kultur- und Beteiligungsprogramm wurde am 12. August der Schlusspunkt gesetzt. Vorläufig zumindest, denn die Projektgruppen haben zahlreiche Ideen für die Nutzung leerstehender Objekte zusammengetragen und an die Gemeinden übergeben.

Angefüllt mit Kunst

Dass quer durchs Weinviertel zahlreiche Gebäude und Räumlichkeiten leer stehen oder wenig genutzt werden, ist kein Geheimnis. Bewusst gemacht wird dieser Umstand allerdings eher selten. Um Aufmerksamkeit zu erregen und darauf hinzuweisen, dass man diese Lage auch weniger als Problem und vielmehr als Chance sehen kann, wurde in den letzten Monaten das Projekt „Künstlerische Leerstandsnutzung“ umgesetzt. Ziel war und ist es, Potentiale für neue Nutzungs-formen leerstehender Einrichtungen am Beispiel des Meierhofes Groß-Schweinbarth und eines Geschäftslokals in Wolkersdorf zu finden. Der Weg: Eine Zwischennutzung als Bühne für das Viertelfestival Niederösterreich. Fixer Bestandteil der künstlerischen Programme waren daher auch Nutzungsvorschläge zu sammeln, die über die Festivallaufzeit hinausgehen.

Groß-Schweinbarth – Cafe´ Swinwart

Mit der Finissage zur DADA-Ausstellung in Groß-Schweinbarth wurde der Schlusspunkt des Projekts „Künstlerische Leerstandsnutzung“ gesetzt. Die Ausstellung war aus dem DADA-workshop – einem der zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen, die Kreativität und frische Tatkraft in den Meierhof bringen sollten – entstanden und bewies die inspirierende Kraft von Kunst und Kultur eindrucksvoll. Eindrucksvoll war nicht nur das vielseitige und internationale Programm, das die Künstlergruppe Raumimpuls im Meierhof in den letzten Wochen und Monaten in Szene setzte, sondern vor allem auch die Begeisterung und der Einfallsreichtum der Bewohner der Marktgemeinde und ihrer Gäste.
Sie hatten das Cafe´ Swinwart – so der Name des temporären Kaffeehauses, das im Zentrum aller Aktivitäten stand – zum zentralen Treffpunkt des Ortes gemacht. Sie waren es auch, die auf der großen gelben Ideenwand des Cafe´ Swinwart jene Vorschläge, Anregungen und Ideen für die weitere Nutzung des Meierhofes eingebracht haben, die das fünfköpfige Projekt-Team mit dem treffenden Namen Raumimpuls am 12. August an Bgm. Marianne Rickl-List übergeben konnte.
„Das Cafe´ Swinwart war für Groß-Schweinbarth eine echte Bereicherung. Wir sehen auch auf der Ideenwand, dass ein Cafe´ oder eine andere gastronomische Einrichtung im Meierhof definitiv gewünscht wird. Außerdem lässt sich klar erkennen, dass die Öffnung des Areals im Sommer für ein Kulturprogramm – sei es nun für Kulturprojekte Marke Artist in Residence, Konzerte oder kleine Festivals – oder einfach für lokale Feste und Feierlichkeiten hoch im Kurs steht“, fasst Bgm. Marianne Rickl-List den Grundtenor der Nutzungsvorschläge zusammen. „Vor allem freuen wir uns als Gemeinde, dass die Initiative von der eigenen Bevölkerung so gut aufgenommen wurde. Das ist für uns ein Signal den Meierhof noch mehr als Ort des Zusammenseins zu entwickeln, der verschiedene Generationen anspricht und einlädt.“

Colourful Adventure

Begonnen hatte das Programm der „Künstlerische Leerstandsnutzung“ am 6. Mai in Wolkersdorf im Weinviertel. Mit der Eröffnung des sogenannten Plaudercafe´s in der Hauptstraße öffnete eine Anlaufstelle der besonderen Art ihre Pforten. Der Auftakt farbenfrohe neue Wege in einem bis dahin leerstehenden Geschäftslokal zu gehen, war gesetzt. Rund um den neuen Treffpunkt für Kreativität und innovative Ideen entwickelte sich unter dem Titel Colourful Adventure ein buntes Kultur- und Beteiligungsprogramm. Engagierte Einzelpersonen sowie verschiedene Vereine nutzten die Einladung selbst aktiv zu werden und mitzugestalten. Neben Vernissagen, Lesungen und Kinoabenden hatte vor allem Interaktives fasziniert. Der gemeinsame Umbau alter Möbel zu farbenfrohen Unikaten etwa oder eine Recycling-Modeschau.
So wie im Cafe´ Swinwart in Groß-Schweinbarth wurden Anregungen und Ideen, wie leerstehende Flächen und Räume genutzt werden könnten, auch in Wolkersdorf eifrig gesammelt. Mitten im Plaudercafe´ war eine eigene Ideensäule für Wünsche und Vorschläge reserviert. Unter dem Titel „Nimm den bunten Weg“ wurden sie von Doris Holler-Bruckner als Ideenliste zusammengefasst und im Zuge des Projektfinales in Groß-Schweinbarth am 12. August Frau Bgm. DI Anna Steindl übereicht.
„Aus den unterschiedlichen Vorschlägen auf der Ideenliste lässt sich gut herauslesen, dass Bedarf an einem Treffpunkt und einem Ort der Begegnung besteht, der wenig formale, inhaltliche oder organisatorische Vorgaben kennt,“ erläutert Bgm. DI Anna Steindl die bunte Wunschliste aus Wolkersdorf. „Ein individuelles, möglichst zwangloses Zusammentreffen unterschiedlicher Personen und Gruppen sollte dieser Ort ermöglichen. Verschiedene Aktivitäten – ein Mini-Flohmarkt, eine kleine Recycling-Werkstatt oder ein Oma-Baby-Cafe - könnten dort besprochen werden und letztlich auch vor Ort entstehen, wenn sich Engagierte dafür finden. Oder es bleibt einfach beim Austausch an Meinungen und Ideen. In diese Richtung sollten wir unsere weiteren Überlegungen lenken.“

Bildtextvorschlag
· KLN-Finissage_Gruppe1_2017-08-15
· KLN-Finissage_Gruppe2_2017-08-15

Bgm. Marianne Rickl-List und Vzbgm. Karl Pfalz aus Groß-Schweinbarth sowie Bgm. DI Anna Steindl aus Wolkersdorf im Weinviertel übernehmen die gesammelten Nutzungsideen aus dem Projekt Künstlerische Leerstandsnutzung. V.l.n.r.: Bgm. Marianne Rickl-List, Vzbgm. Karl Pfalz, Katrin Pröll, Gerfried Hinteregger, Isabell Kneidinger, Thomas Weinberger, Bgm. DI Anna Steindl, Doris Holler-Bruckner. © LEADER Region Weinviertel Ost
· KLN-Finissage_Bürgermeisterinnen_2017-08-15