Drei Kassenärzte für 17.000 Kinder
BEZIRK MÖDLING. Ursula Vallazza ist Kinderärztin in Mödling. Nach 15 Jahren kündigt sie nun ihren Vertrag mit der Krankenkasse und betreibt ihren Ordinationsstandort mit wenigen kleineren Kassen und als Wahlärztin weiter. "Ich sehe mich außerstande, weiterhin bis zu 100 Patienten pro Tag durchzuschleusen. Für Gespräche bleibt fast keine Zeit und Gesprächsmedizin wird auch nicht bezahlt. Die Kasse quält mich mit Überprüfungen, weil meine Werte nicht durchschnittlich genug sind. Aber das passiert eben, wenn man bei den Patienten keine Einschränkungen macht. Bei mir wird eben jeder behandelt. Ob Flüchtling oder einheimisch, ob mit oder ohne Dolmetscher."
Unterversorgung
Mit Stand 2016 lebten im Bezirk Mödling rund 17.000 unter 15-Jährige. Dem gegenüber stehen 17 Kinderärzte von denen gerade einmal drei einen Kassenvertrag haben. Für den Mödlinger SP-Gemeinderat Stephan Schimanowa ein untragbarer Zustand: "Selbst bei einer raschen Nachbesetzung muss von einer bezirksweiten Unterversorgung gesprochen werden. Eine Situation, die nicht hingenommen werden kann." Er fordert auch eine Verbesserung des Leistungskatalogs für Kassenärzte um überhaupt Ärzte zu finden, die bereit sind einen Kassenvertrag anzunehmen. Ein Punkt der auch für Dr. Vallazza wesentlich ist: "Unser Leistungskatalog ist überholt und die Honorierung der Mutter-Kind-Pass-Leistung wurde seit mehreren Jahrzehnten nicht angepasst. Es wird nicht umsonst immer schwieriger, Kassenstellen auch im Bereich Kinder- und Jugendheilkunde überhaupt zu besetzen.“
Nachfolger gesucht
Nach einem Nachfolger wird seitens der NÖGKK nun jedenfalls "mit Hochdruck gesucht", wie Reinhard Dworschak, stellvertretender Leiter des Mödlinger Servicecenters, gegenüber den Bezirksblättern angibt. In einer ersten Ausschreibungsrunde hat sich niemand beworben, eine zweite startet im April. Wieviele Planstellen es aber in den einzelnen Bereichen gibt, werde aber auch gemeinsam mit der Ärztekammer festgelegt. Sieht also ganz danach aus, als wäre in diesem Bereich auch die Standesvertretung der Ärzte gefragt, um überholte Strukturen zu ändern - im Sinner der Ärzte und Patienten.
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