Das Credo der Fairmittlerei: Spenden statt verschwenden
"Die Fairmittlerei" vermittelt überschüssige Produkte aus Industrie und Handel an Hilfsorganisationen.
NEUBAU. Nomen est omen: Bei der "Fairmittlerei" trifft das den Nagel auf den Kopf. Der Verein von Michael Reiter nimmt Non-Food-Produkte – vom Montagekleber bis zum Schnuller – von Firmen entgegen und leitet sie an gemeinnützige Organisationen (NGOs) weiter. Beliefert werden unter anderem Frauenhäuser, Mutter-Kind- und Behindertenheime oder Obdachlosenasyle. Bestellen können die NGOs im eigenen Webshop.
Wie man auf diese Idee kommt? Nun ja, die Antwort sei einfach, erklärt Reiter, der aus dem Marketingbereich eines großen Betriebes kommt: „Viele Warenposten des täglichen Bedarfs, die von Firmen wegen Verpackungsfehlern oder Überproduktion nicht mehr gehandelt werden können, bleiben in den Expediten liegen. Die Ressourcen für die Abgabe an Vereine für Bedürftige fehlen, die Kosten für Logistik überschreiten den Warenwert. Und genau an dieser Schnittstelle kommen wir ins Spiel."
Umweltpreis der Stadt Wien für die Fairmittlerei
Das mittlerweile gut organisierte Netzwerk an Spendern und NGOs funktioniert einwandfrei, immer mehr Firmen bieten ihre faktisch in der Luft schwebenden Produkte der Fairmittlerei an. „Dafür wurde uns 2018 sogar der Umweltpreis der Stadt Wien für Nachhaltigkeit und Soziales verliehen“, erzählt Andreas Tischler stolz. Er steht als Officemanager seinen bis zu 15 ehrenamtlichen Mitarbeitern mit Rat und Tat zur Seite. Der Stützpunkt der Ideenschmiede ist im Co-Working-Space "Impact Hub" in der Lindengasse 56.
9.000 Kondome entpacken
Die skurrilste Spende bisher? „Mitarbeiter, Freunde und Bekannte waren dazu aufgerufen, 9.000 als Wahlgag gedachte Kondome und mit entsprechendem Slogan einer Partei aus ihrer Verpackung zu befreien“, erzählen Tischler und Reiter mit einem breiten Grinsen. Was einen ganzen Arbeitstag dauerte, wurde zum Teil von einem Beratungszentrum für Sexarbeiterinnen mit Freude angenommen. Wie man erkennen kann: Auch die noch so banalsten Produkte finden ihre Abnehmer, ganz gleich wofür sie ursprünglich vorgesehen waren.
Die sozialen Einrichtungen, die die Produkte bekommen, zahlen 20 Prozent des Marktwerts. Der Verein leitet die Produkte kostenlos weiter. Die Einnahmen dienen als Deckung der Kosten für Logistik und alle damit verbundenen Anforderungen. „Ein Bruchteil dessen, was die ordnungsgemäße Entsorgung solcher liegengebliebenen Produkte den Firmen kosten würde“, freuen sich Reiter und Tischler über ihren Beitrag zur Abfallvermeidung.
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