Radikale Ideen für den Westbahnhof: Weg vom Bahnhofsklischee
Von Rudolfsheim bis nach Hütteldorf: Studenten der Technischen Universität haben ein neues Konzept für das Areal entlang der Westbahn entworfen. Auf Gleise wird dabei (fast) zur Gänze verzichtet.
PENZING / RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Ein Bahnhof, nur fast ganz ohne Gleisanlagen: Ein radikales Konzept haben 25 Studenten der Technischen Universität für das Gelände entlang der Westbahn entworfen. Unter dem – nomen est omen – Motto "radikal urban" haben sie die fünf Kilometer lange Verbindung zwischen Rudolfsheim und Hütteldorf neu gedacht – und das weniger als Bahnhofsareal, sondern vielmehr als städtischen Treffpunkt.
Zwei zentrale Ziele verfolgt die Klasse rund um Professor und Städteplaner Michael Hofstätter: Die Nord-Süd-Trennung des 15. Bezirks soll möglichst aufgehoben werden, außerdem soll eine Anbindung an den Auer-Welsbach-Park und das Schloss Schönbrunn entstehen.
Die Pläne im Detail:
• Die Gleise sollen nur mehr von der S-Bahn genutzt werden: S45, S50 und S80. "Nur, was unbedingt notwendig ist", so Hofstätter.
• Am Westbahnhof selbst sollen ein Science Center sowie eine Dependance der Technischen Universität entstehen.
• Vom Gürtel bis nach Hütteldorf soll ein grüner Highway für Fußgänger und Radler gebaut werden – samt Abzweigung über eine Brücke nach Hietzing.
• Die Park-&-Ride-Anlage Hütteldorf soll um das Vierfache vergrößert werden: "Mit Supermärkten und Büro-Komplexen wird das quasi eine neue Stadteinfahrt."
Der Hintergrund für die Ideen: Die ÖBB nutzen den Westbahnhof aktuell nur mehr als Regionalbahnhof. Einen Teil ihres Geländes benötigen sie nicht mehr. Auf der ÖBB-Website wird der Verkauf von Grundstücken entlang der Felberstraße ab 2020 angekündigt. 70.000 Quadratmeter Fläche werden frei. "Die künftige Nutzung wird den Bezirk maßgeblich prägen. So ergibt sich die einzigartige Chance für einen Musterstadtteil", unterstützt der Rudolfsheimer Grünen-Klubchef Christian Tesar das Projekt.
"Respekt" von der Stadt
Hofstätter macht sich übrigens nicht zum ersten Mal Gedanken über die Zukunft des Grätzels: Bereits vor vier Jahren hat er Pläne dazu entworfen, die "damals aber vor allem bei den ÖBB niemanden interessiert haben". Ganz so abgeneigt ist man dort mittlerweile nicht mehr, zumal bei Studenten-Projekten "oft gute Ideen entwickelt werden", so die Auskunft der ÖBB-Holding AG. Es gebe allerdings bereits fixe Pläne, die mit der Stadt abgestimmt worden seien: Für das rund 7,5 Hektar große Areal bei der Felberstraße werde nächstes Jahr ein Konzept erstellt. Im Jahr 2021 sollen die Verkaufsverfahren für den Bau neuer Wohnungen starten. Auch die derzeit als Lagerplatz genutzte Fläche in der Verlängerung des Parkdecks Hütteldorf wird umgestaltet: Auf den 3,3 Hektar sollen ebenfalls Wohnungen und eine Schule entstehen.
Im Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou zollt man den "spannenden und weitreichenden Ideen" ebenfalls Respekt. Von der Auflösung des Westbahnhofs an sich und der Reduzierung auf nur zwei Gleise hält man aktuell jedoch wenig: "Vieles spricht für einen Verbleib des Bahnhofs, auch die wachsende Bedeutung des Bahnverkehrs für Pendler nach Wien", so die Auskunft.
Zur Sache: Ausstellung "Radikal Urban – Wien West"
Wer sich selbst ein Bild von den Vorschlägen der Studenten machen möchte: Die Pläne sind im Rahmen der Ausstellung "Radikal Urban – Wien West" am Freitag, den 24. März ab 17 Uhr am Kriemhildplatz 10 (15. Bezirk) zu sehen. Weitere Öffnungszeiten: Freitag, 31. März; Freitag, 7. April; Freitag, 14. April jeweils von 12 bis 18 Uhr sowie Samstag, 1. April von 10 bis 14 Uhr.
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