Wiener Linien: Fundamt könnte heuer noch schließen
Die Mitarbeiter des Fundbüros in Erdberg bangen um ihre Jobs. Konkrete Informationen sind spärlich, doch eine Schließung wird nicht dementiert. "Gespräche sind am Laufen", heißt es seitens der Wiener Linien. Möglich: Eine Zusammenlegung mit der M48.
WIEN. Stellen Sie sich das einmal vor: Sie lassen Ihren Rucksack mit elektronischen Geräten im Wert von mehr als 2.000 Euro in einem öffentlichen Verkehrsmittel einer Millionenstadt liegen. In der Regel endet die Geschichte hier. Der Rucksack verschwindet in den urbanen Tiefen auf Nimmerwiedersehen. Jedoch nicht in Wien. Hier ist die Wahrscheinlichkeit nämlich relativ hoch, dass Verlorenes im Fundbüro der Wiener Linien wieder auftaucht.
In Zukunft könnte die Geschichte anders ausgehen. Die Schließung des Fundamtes der Wiener Linien in Erdberg hängt nämlich wie ein Damoklesschwert über den rund 25 Mitarbeitern. "Ende September steht im Raum", heißt es aus dem Fundbüro. Doch konkrete Informationen gibt es für die Angestellten keine. Noch sei nichts fixiert, heißt es.
200 Gegenstände pro Tag
Pro Tag werden dennoch rund 200 Gegenstände über das Fundamt abgewickelt – vom Schlüssel bis zur Sporttasche. Sogar ein Fernseher sei schon einmal dabei gewesen. "Wir wollen, dass die Kunden auch weiterhin zufrieden sind", sagt ein Mitarbeiter. Würde man das Fundbüro mit dem zentralen der MA 48 (Abfallwirtschaft) zusammenlegen, wäre das nämlich nicht mehr gewährleistet. Dort könne es schon einmal zehn Tage dauern, bis etwas wieder auftaucht. Bei Schlüsseln und Ausweisen sei das nicht unproblematisch. Bei den Wiener Linien werden verlorene Gegenstände in der Regel jedoch binnen 24 Stunden übergeben – Lichtbildausweis und genauere Beschreibung vorausgesetzt. Natürlich sei man auch um den eigenen Arbeitsplatz besorgt. Die Angestellten im Fundbüro sind nämlich durch die Bank ehemalige Fahrer, die krankheitsbedingt nicht mehr ihren Job hinter dem Steuer der Öffis ausüben können. Erst im Jahr 2008 wurde diese Stelle eingerichtet.
Gespräche am Laufen
Seitens der Wiener Linien will man keine konkreten Pläne verraten. "Ja, es gibt Überlegungen, die Synergien mit der MA 48 zu nutzen", sagt Pressesprecherin Johanna Griesmayr. Die Gespräche seien am Laufen – man will jedoch keine Details verraten. Eine Schließung des hauseigenen Fundbüros werde jedenfalls nicht vor der zweiten Jahreshälfte durchgeführt, so die Wiener Linien.
Die Geschichte mit dem verlorenen Rucksack ist übrigens tatsächlich so passiert. Student Trung Huynh Minh (23) war im 66A zwischen Reumannplatz und Liesing unterwegs. Aus dem Bus stieg der Vietnamese jedoch ohne Rucksack aus. Den Verlust bemerkte der 23-Jährige erst, als der Bus seine Fahrt bereits fortgesetzt hatte. Minh hatte den Rucksack schon abgeschrieben, doch ein Freund riet ihm zur Kontaktaufnahme mit dem Fundbüro der Wiener Linien. Und siehe da: Der Rucksack wurde abgegeben. Minh konnte seinen Besitz wieder an sich nehmen – ohne Verluste.
Sie haben etwas in den Öffis verloren?
Das Fundamt der Wiener Linien ist unter der Tel. 01/7909-188 oder per E-Mail unter funde@wienerlinien.at zu erreichen.
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