Mörderisch feministisch: "Auferstehung der hingerichteten Theresia K."
Theater für Gleichberechtigung: Wie eine Mordserie Vorkämpferinnen des Feminismus im Stück auferstehen lässt.
LIESING. Vor 100 Jahren, im Jahr 1918, durften Frauen zum ersten Mal wählen. Vor 170 Jahren, im August 1848, wurde die erste Frauenorganisation gegründet. "Die Vision des Feminismus ist nicht eine weibliche Zukunft. Sie ist eine menschliche Zukunft", hat die ehemalige Frauenministerin Johanna Dohnal einmal gesagt. Nun räumt eine Theaterproduktion aus Liesing mithilfe von Kriminalgeschichten aus der Vergangenheit mit patriarchalen Zukunftsvisionen auf.
Wien 2018: Die Stadt wird von einer Mordserie an Frauen heimgesucht. Ihre Leichen haben ein verzerrtes Lachen im Gesicht, in ihre Körper sind die Namen von historischen Frauenfiguren eingeritzt. Das Theater Fink zeigt mit "Auferstehung der hingerichteten Theresia K." einen Streifzug durch die Wiener Rechtsgeschichte und erzählt von der mörderischen Tragik, eine Frau zu sein. Theresia Kandl hat tatsächlich in Liesing gelebt. Sie hat ihren Mann ermordet und wurde als einzige Frau bei der Spinnerin am Kreuz gehängt. Im Ensemble mit dabei sind bekannte Namen: Eva Billisich spielt die Kriminalbeamtin Josefa Seisser. Sie war schon in diversen Fernsehproduktionen ("MA 2412", "Vorstadtweiber") zu sehen. Walter Kukla spielt den Gerichtsmediziner Leopold Breitenecker.
Das tödliche Lachen der Frauen
Bis ins 19. Jahrhundert wurde der Lachtod, also der Tod durch Lachen, beschrieben. Um Frauen davor zu schützen und sie in ihre moralischen Schranken zu weisen, wurden Anstandsbücher verfasst. Lautes und unbeherrschtes Lachen gehöre sich für Frauen nicht. Auch Witze zu erzählen, hieß es damals, sei für Frauen völlig unpassend.
"Die Tatsache, dass dem Lachen einer Frau so eine große Wirkung zugeschrieben wurde und dass das Lachen von Frauen und ihre Eigenständigkeit bei manchen Männern Furcht und Aggressionen erregten, haben wir als Basis genommen, um rund um diese Vorstellung unsere Handlung aufzubauen", erzählen Susita Fink und Karin Sedlak, die für das Konzept und die Regie verantwortlich sind. Auch die aktuelle gesellschaftspolitische Lage kommt in dem Stationentheater, das durch Atzgersdorf führt, nicht zu kurz. Wie weit ist es heute noch bis zur wirklichen Gleichberechtigung von Mann und Frau?
Die wahre Geschichte der Atzgersdorfer Mörderin
Die widerspenstige Theresia Kandl erfuhr nach ihrer Hinrichtung ein besonderes Schicksal. Sie wurde nicht auf einem Friedhof bestattet, sondern unweit der Hinrichtungsstelle verscharrt. Einige Tage später wurde sie wieder ausgegraben und ihr Skelett, das heute im niederösterreichischen Landesmuseum zu sehen ist, präpariert. Eine kleine Kapelle, von einem Unbekannten errichtet, erinnert in Liesing an die mörderische Theresia Kandl.
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