Pergs verlorene Burgen

Das einstige Schlösschen Hart in Naarn. | Foto: Gemälde M. Vischer (1674)
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  • Das einstige Schlösschen Hart in Naarn.
  • Foto: Gemälde M. Vischer (1674)
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BEZIRK PERG (mikö). Viele vor Jahrhunderten mächtige Wehranlagen existieren nur mehr in alten Aufzeichnungen. Leopold Mayböck aus Schwertberg nahm die Überreste ehemaliger Burgen im Unteren Mühlviertel genau unter die Lupe. Die BezirksRundschau begab sich mit dem Heimatforscher auf Spurensuche nach Halbruinen und Burgställen:

•Halbruine Mitterberg, Perg: Vermutlich um 1130 errichtete der Edelfreie Rudolf III. von Perg die Burg. Die Herren von Liechtenstein bauten sie später auf eine Fläche von fast 10.000 Quadratmetern aus. Damit handelte es sich einst gar um die größte Burg im ganzen Mühlviertel. 1495 griffen Truppen von Kaiser Friedrich III. die Burgen der Liechtensteiner an. Mitterberg wurde stark beschädigt und nicht mehr aufgebaut.

•Burgstall Altaist, Ried in der Riedmark: Letzte Überreste zeugen heute von einer ehemaligen Burg, die einst der bekannte Minnesänger Dietmar von Aist bewohnte. Bodenfunde aus dem 12. Jahrhundert sind noch vorhanden. Die Anlage galt als Stammsitz der Edelfreien Familie der Aister. Einer militärischen Auseinandersetzung fiel die Burg um das Jahr 1200 zum Opfer. Auf Pregartner Seite gab es in Neuaist eine weitere, inzwischen verschwundene Wehranlage.

•Schlösschen Hart, Naarn: Der Ansitz wurde auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel, einem Hausberg, errichtet. Um 1550 entschloss sich der Besitzer Hektor Geyer, die alte Feste abzureißen und das neue idyllische Schlösschen zu errichten. Heute erinnern nur mehr Erdsubstruktionen daran. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Schloss aufgegeben.

•Ulrichsberg, Baumgartenberg: Hier befand sich der ursprüngliche Sitz des ausgestorbenen Adels-Geschlechts der Herren von Perg-Machland. Diese beherrschten um die Mitte des 11. Jahrhunderts große Teile des Raumes östlich des Naarnflusses bis zum Sarmingbach. Da Otto II. von Machland und seine Frau Jutta aber keine Nachfahren hatten, übergaben sie die Burg im Jahr 1141 an die Zisterzienser. Die Mönche durften jedoch laut Ordensregeln kein Kloster auf einer Anhöhe betreiben. Um Baumaterial für ein neues Kloster zu gewinnen, ließen sie die Burg abreißen, eine Kapelle blieb aber bestehen.

•Ruine Säbnich, Waldhausen: Die Herren von Perg und Machland errichteten im 11. Jahrhundert die Burgen Sarmingstein und Säbnich. Weil der Nachwuchs fehlte, stifteten sie diese Anlage im Jahre 1141 an die Zisterzienser. Das nunmehrige Kloster war aber viel zu klein, daher bauten die Mönche in Waldhausen neu. Säbnich verfiel im Laufe der Zeit.

•Halbruine Saxenegg, St. Thomas am Blasenstein: Die Anlage dürfte im 12. Jahrhundert von der freien Familie der Saxner errichtet worden sein. Burkhard und Niklas Gneusser vergrößerten die davor kleine Burg, die ab dem Jahr 1346 in ihrem Besitz war. Später ging sie in das Eigentum des Landesfürsten über. 1432 fielen Hussiten in das Machland ein. Die Burg Saxenegg wurde dabei belagert und beschossen. Die Bauschäden waren enorm, es kam zum teilweisen Abbruch der Festung.

Landesfürsten gaben Burgen oft Verfall preis

PERG. Als große Burgenzeit gilt die Phase des Hochmittelalters von etwa 1050 bis 1250. Viele einstige Anlagen sind seither verfallen. "Edelfreie Familien wie die Perg-Machländer, Aister oder Grießenbacher gibt es heute nicht mehr. Sie sind in Kreuzzügen zugrunde gegangen oder in der männlichen Linie ausgestorben. Nach ihrem Untergang machten die Landesfürsten von ihrem Anfallrecht gebrauch und zogen die Besitzungen an sich. Dazu gehörten auch die ritterliche Gesellschaft, Güter und die untertänigen Bauern", erklärt Leopold Mayböck. Die Landesfürsten gaben viele dieser Burgen dem Verfall preis. Die heutigen Reste wurden vermessen und es gibt Pläne, anhand derer die Dimension abgeschätzt werden kann. Die Burgen bestanden aus Vorburg, Kernanlage, Wall und Graben. Zum Teil existieren Kupferstiche. Die Festungen befanden sich auf Gipfeln oder waren sogenannte Hangspornanlagen. Im Flachland, beispielsweise im Machland, wurden künstliche Hügel aufgeschüttet.
Begrifflich unterschieden wird zwischen (Halb)Ruine und Burgstall. Das Wort Burgstall kommt von Burgstelle.

Der Forscher

Der Schwertberger Leopold Mayböck führte über viele Jahre archäologische Grabungen rund um ehemalige Burgen durch. Eine Reihe an Funden befindet sich heute in Heimatmuseen. Mayböck ist seit 1980 als Heimatforscher aktiv. Noch heute recherchiert und schreibt der pensionierte Schmuckdesigner täglich mehrere Stunden. Unzählige Beiträge sind von ihm erschienen. Sein Motiv? "Es ist ein gewisser Forschertrieb. Ich bin aber keiner, der die vergangene Zeit glorifiziert." Das Land Oberösterreich ernannte ihn vor Jahren zum Konsulent sowie zum Archivkurator.

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