Die Drogen kontrollieren das Leben eines jungen Pinzgauers

Bei Manuel* stand am Anfang "nur" Haschisch, dann die Sucht, dann der Verkauf und nun das Gefängnis. | Foto: Symbolfoto: photographee_eu/panthamedia
  • Bei Manuel* stand am Anfang "nur" Haschisch, dann die Sucht, dann der Verkauf und nun das Gefängnis.
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  • hochgeladen von Christa Nothdurfter

PINZGAU (cn). Manuel Huber* ist 23 Jahre alt, hat in seinem Heimatort Volks- und Hauptschule und in der Nachbargemeinde eine Polytechnische Schule absolviert und danach eine Lehre in einem Handwerksberuf begonnen. So weit, so gut, möchte man meinen, doch schon als 14-Jähriger kam er in Kontakt mit Drogen.

Derzeit im Gefängnis

Und nun - während er in der Justizvollzugsanstalt in Puch einsitzt - sitzen seine verzagten Eltern in ihrer eigentlich gemütlichen Wohnküche und erzählen, was sie bewegt: Wie sie, die auch noch drei Kinder im Schul- und Kindergartenalter haben, zuerst nicht merkten, dass ihr Ältester Drogen nimmt; wie groß dann der Schock darüber gewesen ist - und fast ebenso groß die Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wendet, als schließlich die Polizei in Manuels* Kinderzimmer sogar mehr Drogen fand als die Menge, die man für sich selber braucht. Mama Marlene Huber*: "Als er daraufhin eine Gefängnisstrafe mit Bewährung bekam, dachten wir, dass ihn das zur Umkehr bewegt - auch deshalb, weil die Strafe neben der Bewährungshilfe auch die Auflage enthielt, sich regelmäßig Drogentests zu unterziehen. Aber es wurde nur noch schlimmer, unsere Hoffnung hatte sich ins Nichts aufgelöst. Manuels* Freundes- und Kundenkreis blieb der gleiche, und was die Tests betraf, gibt es offenbar Tricks, die für normale Werte sorgen." 

Die Drogen kontrollierten Manuel* immer mehr

Die Drogen - Marihuana, Koks, Speed, Exstacy und was es da alles so gibt - kontrollierten Manuel* immer mehr. Er schlief kaum noch und magerte ab, wandelte voller Unruhe und Angst durchs Haus und ging nicht mehr zur Arbeit, was schließlich - trotz des verständnisvollen Lehrherrn - zum Abbruch der Lehre führte."
Wie Marlene* und Michael Huber* weiter berichten, wurde es immer schlimmer, Manuel* litt unter Wahnvorstellungen und hatte panische Angst vor Feinden und Verfolgern. Die Eltern: "Es ist so schlimm, zuschauen zu müssen und nicht helfen zu können."

Die Angst nahm überhand - "Verfolgerauto" demoliert

Schließlich wurde es - auch wegen der kleineren Geschwister - unmöglich, dass ihr Sohn zu Hause wohnte. Die Verwandtschaft half dabei, für Manuel*, der nun als Hilfsarbeiter arbeitete, eine kleine Wohnung zu finden. Die Mutter: "Eine Expertin von der Drogenberatungsstelle hatte auch gemeint, dass das ohnehin besser wäre." Ihr Sohn verschanzte sich schließlich in der Wohnung, besorgte sich eine Machete, einen Baseballschläger und sogar eine Wärmebildkamera gegen seine Angst. Dann tauschte er das Türschloss aus. Als die Eltern die Tür von der Feuerwehr öffnen ließen, bot sich ihnen ein schreckliches Bild: Manuel* hatte in seinem Wahn Einrichtungsgegenstände zertrümmert und jede Menge grauslicher Fratzen gezeichnet. Der herbeigeholte Hausarzt machte mit ihm per Handschlag aus, dass er ihn am nächsten Tag in der Ordination aufsuchen sollte. Doch noch in der selben Nacht demolierte der junge Pinzgauer das Auto "seiner Verfolger" - zum Glück saß niemand im parkenden PKW.

"Wir wussten, es wird noch schlimmer"

Auf einige Tage Aufenthalt in der Psychiatrie im KH Schwarzach folgte ein "kalter Entzug", den Manuel* alleine durchstand, doch rasch gewannen die Drogen wieder die Oberhand. Die Gerichtsverhandlung wegen Demolierung des Autos und wegen Waffenbesitzes endete für Manuel* mit einer fünfmonatigen Haft. Dass die Entlassung mit keinerlei Auflagen verbunden war - Therapie oder Kontrolltermine -, konnten die Eltern kaum glauben. "Wir wussten, es wird alles noch schlimmer. Jeden Tag sitzt man auf Nadeln, bei jedem Anruf hat man Angst."

Eine Wohnung angezündet

Ende August 2018: Manuel* stand an einer Staumauer, redete wirr und unverständlich, war in Panik. Dann rannte er weg, die Eltern verständigten die Polizei: "Wir flehten sie an, ihn mitzunehmen, und waren sicher, dass er in seinem Zustand sich oder sonst jemandem etwas antut. In einem Gutachten steht, dass bei ihm weitere den Drogen zuzuschreibende Delikte zu befürchten sind. Die Polizisten hätten gerne geholfen, konnten es aufgrund der Gesetzeslage jedoch nicht." Auch ein verzweifelter Anruf beim Richter änderte nichts. Manuel* übernachtete bei einer Bekannten, und am nächsten Tag in der Früh zündete er deren Wohnung an. Nun ist er wieder im Gefängnis - wohl auch ohne Hoffnung, wie seine Eltern. Und wohl auch mit der Frage nach dem Warum.

*Namen von der Red. geändert

HIER noch der dazugehörige Kommentar der Redakteurin

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