Werfen ist unser Grenzkönig
WERFEN (aho). Die Salzburger Grenzfälle versammeln Kuriositäten rund um die Grenzen Salzburgs und bilden eine aufschlussreiche Lektüre zu Geschichte, Landeskunde und Politik des Bundeslandes. In seiner vierten monatlichen Serie "Grenzfälle" behandelt Autor Stefan Mayer, der sich seit 2002 mit grenzfälligen Besonderheiten in Salzburg beschäftigt, die besondere Grenzgemeinde Werfen.
Zwei Vierfach-Grenzpunkte
Dort kann man nämlich zum Beispiel gleich an zwei Punkten auf einem Bein in vier Gemeinden stehen. Dabei handelt es sich um die einzigen Vier-Gemeinden-Punkte im gesamten Bundesland. Einer davon befindet sich im Nordosten der Gemeinde bei der Ofenrinne im Tennengebirge, wo Werfen mit den Nachbargemeinden Golling, Pfarrwerfen und Scheffau zusammentrifft. Der zweite Vierfachgrenzpunkt liegt im Südwesten in Sichtweite des Hochköniggipfels beim Kummetstein, über den der legendäre "Königsjodler"-Klettersteig führt. Hier könnten sich die vier Bürgermeister von Werfen, Maria Alm, Dienten und Mühlbach bei entsprechender Bergerfahrung die Hand reichen, ohne ihr Gemeindegebiet zu verlassen.
Bezirks- und Bundesgrenze
Gleichzeitig hat Werfen zwei Bezirksgrenzen und eine Bundesgrenze: Der Ort grenzt sowohl an den Tennengau als auch an den Pinzgau und auf rund fünfeinhalb Kilometer Luftlinie im Hagengebirge an den Freistaat Bayern in Deutschland.
Schwierige Grenzbegehung
Im Jahr 1992 gingen Mitglieder des Alpenvereins Werfen anlässlich des 750-Jahr-Jubiläums der Markterhebung die gesamte Gemeindegrenze ab. Dabei wichen sie auch im alpinen Gelände nicht von der Grenzlinie ab. "Wir waren eine Woche lang unterwegs. Auch für erfahrene Bergsteiger war das Klettergelände bis zu Schwierigkeitsgrad V fordernd, insbesondere im Bereich der Mandlwände. Da war dann die grenzgetreue Floßfahrt auf der Salzach eine entspannende Abwechslung", berichtete Alpenvereinsobmann Franz Hoffmann von der Grenzbegehung in Berg und Tal.
Im Süden Werfens beherrscht der Hochkönig das Panorama. Auf seinem 2.941 Meter hohen Gipfel wurde 1898 ein Schutzhaus errichtet, das später nach seinem Retter Franz Eduard Matras benannt wurde. Er war bis zum Kaiser nach Wien gepilgert, um gegen die Anordnung des Thronfolgers Franz Ferdinand zu protestieren, der im nahegelegenen Schloss Blühnbach seinen Jagdsitz hatte und das Schutzhaus abtragen lassen wollte. 1982 brannte das Haus bis auf die Grundmauern nieder. "Bei der Neuerrichtung hatten die Werfener die Nase vorn, denn das 1985 eröffnete Haus steht nun vollständig auf Gemeindegebiet, was zu Zeiten der Getränkesteuer nicht unwichtig war", erzählte Hüttenwirt Roman Kurz, der bereits auf mehr als 20 Saisonen auf dem Gipfel zurückblickt.
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