"Bei dieser Wahl geht es um eine Vertrauensfrage"

Landeshauptmann Wilfried Haslauer will die Lehre in Salzburg stärken. | Foto: Franz Neumayr
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Herr Landeshauptmann, wie schätzen Sie die Wählergunst kurz vor der Wahl ein?
WILFRIED HASLAUER: Die Stimmung ist gut und die Umfragen auch, aber Umfragen machen noch kein Wahlergebnis. Das Feld ist bestellt und insgesamt ist die Ausgangssituation günstig. Die bundespolitische Situation ist eher positiv. Wirtschaftslage ist gut. Die Leute sind zufrieden mit Arbeit der Landesregierung und schätzen den politischen Stil, den wir an den Tag legen. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir zu den 29 Prozent der letzten Landtagswahl noch dazugewinnen können.

Fühlen Sie sich also auf Ihrem "Platz" sicher?
WILFRIED HASLAUER: Sicher kann man sie nie fühlen. Es geht nicht um mich und um meinen Posten, sondern um eine Vertrauensfrage: Wem trauen die Wähler zu, an der Spitze des Landes die nächsten fünf Jahre bestmöglich zu gestalten? Ich glaube, dass die Sicherheit und Verlässlichkeit, die wir ausstrahlen, doch vertrauenserweckend ist.

Was ist also das Wahlziel der ÖVP?
WILFRIED HASLAUER: Stärker zu werden. Wir starten bei 29 Prozent. Ich würden mich freuen, wenn sich mindestens ein Drittel der Wählerinnen und Wähler für unseren Weg entscheiden könnten. Wenn es mehr ist, freuen wir uns doppelt. Ich gehe schon davon aus, dass wir in der Regierung wieder vertreten sein werden – am besten noch stärker als zuletzt.

Würden Sie zu einer große Koalition tendieren, oder wäre z.B. eine Dreierkoalition wie 2013 wieder denkbar?
WILFRIED HASLAUER: Das hängt vom Wahlergebnis, den Kräfteverhältnissen und auch von den handelnden Personen ab. Das wichtigste ist, wie die Persönlichkeiten sind, wie wir sie charakterlich einschätzen können, welche Arbeitsweise Sie an den Tag legen, welchen inhaltlichen Vorstellungen sie haben. Diese Dingen werden wir in Gesprächen ausloten und dann versuchen, das Richtige zu machen.

Viele halten eine Schwarz-Blaue Koalition für wahrscheinlich. Ist sie das – also wahrscheinlich?

WILFRIED HASLAUER: Wenn wir in der Position sind, stärkste Partei zu sein, werden wir mit allen Parteien reden. Es ist nichts ausgemacht und alles offen. Wichtig ist das Vielfältige Angebot für alle Wählerinnen und Wähler und, dass man auch im Wahlkampf, trotz seiner Sondergesetze, vernünftig miteinander umgeht, denn es gibt auch einen Tag danach.


Auf dem Weg in den Chiemseehof ist mir auf einem Ihrer Wahlplakate der Slogan aufgefallen – "für ein lebenswertes Salzburg".
WILFRIED HASLAUER: Lebenswert bedeutet eine kluge Balance aus allem, was Leben ausmacht zu bieten. Arbeit, Freizeit, Gäste zu empfangen und gleichzeitig, dass es noch unser Land bleibt. Dass wie unsere Identität nicht verlieren. Sie hängt auch mit unserem großartigen Ehrenamt zusammen. Das Potential an Uneigennützigkeit macht auch Lebensqualität aus. Meine Vision von Salzburg lautet Qualität nicht Quantität – bei der Ausbildung, den Arbeitsplätzen und bei der Pflege. Die ärztliche Versorgung aufrecht zu erhalten, trägt auch zur Lebensqualität bei. Große Aufgabe wird die Bestellung der praktischen Arztstellen am Land zu besetzen. Dazu lassen wir bereits zusätzliche Ärzte ausbilden.

Ist Lebensqualität etwas, das wir für Salzburg erhalten, verwalten oder verbessern müssen?
WILFRIED HASLAUER: Wir haben eine hohe Lebensqualität, aber es gibt Potential nach oben. Es können nicht alle an dieser hohen Lebensqualität teilhaben – jene, die zu geringes Einkommen haben, oder die vereinsamt sind nicht. Wir haben Handlungsbedarf was Verkehr und Wohnen betrifft. Mit dem neuen Raumordnungsgesetz glauben wir aber, dass Bewegung kommt. Auch das neue Wohnbauförderungsgesetz wird positiv angenommen.

Wo konnte sich die ÖVP in der letzten Legislaturperiode beweisen?
WILFRIED HASLAUER: Wir haben Ordnung gemacht nach dem Desaster des Finanzskandals. Bereits nach dem zweiten Jahr haben wir wieder ausgeglichene Budgets. Wir haben seit 2015 Budgets ohne Neuverschuldung und in diesen fünf Jahren erheblich an Schulden zurückbezahlt. Das zweite ist, dass wir den Salzburgern politisches Selbstvertrauen zurückgegeben haben – das wir ein besonders tüchtiges Land sind und den Anspruch erheben ganz vorne dabei zu sein. Es ist sehr viel in den Bereich Sicherheit investiert worden. Und für mich persönlich ist die nachhaltigste Errungenschaft der Talentecheck, der einen Paradigmenwechsel in der Bildungspolitik zeigt. Denn er sucht nach Talenten, nicht nach Schwächen. Alle 14- bis 15-Jährigen durchlaufe den Check und bekommen danach eine bildungspsychologische Beratung mit ihren Eltern – um herauszufinden, was der Schüler gerne und damit gut macht.

Was wären Ihre Ziele für die nächste fünf Jahre in der Landesregierung?

WILFRIED HASLAUER: Eines meiner Ziele ist es, Salzburg zum lehrlingsfreundlichsten Bundesland Österreichs zu entwickeln. Mit einem Paket an Maßnahmen, die gerade erarbeitet werden. Da bedarf es auch eines gesellschaftlichen Umdenkens – denn gerade im städtischen Bereich hat man oft den Eindruck, eine Lehre sei ein Bildungsweg zweiter Klasse. Aber das stimmt nicht. Es bedarf einer bedarfs- und anforderungsgerechten Durchmischung an universitäten, schulischen und berufsausbilderischen Karrieren. Für uns ist die größte aktuelle Wachstumsbremse nämlich, dass die Betriebe nicht ausreichend, gut-qualifizierte Mitarbeiter bekommen.

Auch die Digitalisierung hat sich die ÖVP zum Thema gemacht. Ist sie Chance oder Gefährdung für die Menschen?
WILFRIED HASLAUER: Die Digitalisierung in der Bildung ist gleichermaßen Chance wie Gefährdung. Wir haben unglaubliche Möglichkeiten im Unterricht digitale Hilfsmittel einzusetzen. Sie bringt aber auch große Änderungen im sozialen Verhalten. Damit müssen wir uns bewusst auseinandersetzen und negativen Trends entgegensteuern. Wir müssen die Jungen Leute wieder ihre Selbstwirksamkeit bewusst machen – durch Aktivität, Gemeinschaft, Kreativität und Erfolg nach Anstrengung.
Aber auch die Digitalisierung in der Infrastruktur ist Thema der ÖVP. Mit dem Breitbandausbau werden wir bis 2020 flächendeckend 100 Mbit und bis 2030 flächendeckend ein Gigabit anbieten können. Damit sind wir europaweit vorne dabei. Und das ist eine riesige Chance für den ländlichen Raum.

Wie sicher ist Salzburg?

WILFRIED HASLAUER: Sicherheit ist ein großes Thema. Die Sicherheit, dass man seinen Arbeitsplatz nicht verliert, dass man einen Betreuungsplatz fürs Kind bekommt, dass man im Alter entsprechend betreut wird und, dass in einer Krisensituation die richtigen Leute in der Regierung und an den Schaltstellen der Behörden sitzen, die unaufgeregt und professionell die richtigen Entscheidungen treffen – dieses Sicherheitsgefühl wollen wir den Salzburgerinnen und Salzburgern geben. Denn dann besteht auch das Vertrauen, dass man in dieser Region investieren kann.

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Landeshauptmann Wilfried Haslauer will die Lehre in Salzburg stärken. | Foto: Franz Neumayr
Landeshauptmann Wilfried Haslauer im Gespräch mit BB-Redakteurin Julia Baumgärtner. | Foto: BB
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