"Kinderbetreuung ist kein Frauenressort"

LR Andrea Klambauer: "Wir haben momentan nur für jedes vierte Kind einen Betreuungsplatz. Ziel ist für jedes Dritte."
  • LR Andrea Klambauer: "Wir haben momentan nur für jedes vierte Kind einen Betreuungsplatz. Ziel ist für jedes Dritte."
  • hochgeladen von Julia Hettegger

Frau Landesrätin Klambauer, welcher ihrer Lebenserfahrung hat Sie am meisten auf die Politik vorbereitet?
ANDREA KLAMBAUER:
Jede Herausforderungen, die man gemeistert hat, hilft in der politischen Laufbahn. Bei mir sind es meine 20-jährige Berufserfahrung und meine Auslandsaufenthalte. In Themen kann man sich fachlich einarbeiten, aber Lebenserfahrung hat man, oder nicht. Von meinem Familienleben nehme ich Geduld mit in die Landesregierung.

Wenden Sie "Tricks" ihrer Arbeit als Personalmanagerin mit in die Regierung?
ANDREA KLAMBAUER:
Natürlich. Personalführung kann man überall anwenden. Ich sehe keinen großen Unterschiede zwischen der Privatwirtschaft und der Politik. Meine Erfahrung in der Mitarbeiterentwicklung versuche ich mit in den Landesdienst zu nehmen. Ich versuche meinen Mitarbeitern Perspektiven aufzeigen, wie sie sich entwickeln können und welche Möglichkeiten es für sie gibt. Das Thema sinnvolle Arbeit ist wichtig.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss für Sie als dreifache Mutter selbst ein wichtiges Anliegen sein. Ließ sich das für Sie bisher gut vereinbaren und lässt es sich das jetzt immer noch?
ANDREA KLAMBAUER:
Privat bin ich davon überzeugt, dass das Thema Beruf und Familie Väter und Mütter betreffen muss. Das ist in meiner Familie immer schon so gewesen. Darum hat es bis jetzt funktioniert und es funktioniert immer noch. Ich hatte das Glück, dass in meiner Gemeinde Bad Hofgastein das Betreuungsangebot gut ist. Aber als Personalmanagerin haben ich häufig Problem bei meinen Mitarbeitern gesehen. Der Wiedereinstieg in den Beruf ist oft schwierig oder erst spät möglich. Diese Problematik besteht gerade im ländlichen Raum.

Sie haben die Ressort Frauen, Diversität, Chancengleichheit sowie Kinderbetreuung, Jugend und Generation als auch Familie – sind das nicht alles "Frauenressorts"?
ANDREA KLAMBAUER:
Das will ich nicht so sehen. Diese Bereiche gehen auch die Männer etwas an. Tatsächlich betreffen sie aber Frauen doch noch stärker. Damit sich Beruf und Familie sowie Pflegetätigkeiten von Angehörigen ausgehen kann, muss diese Bereiche auch die Männer betreffen.

Zahlen der Statistik Austria zeigen, dass die Zahl der Kinder unter drei Jahren in elementaren Bildungseinrichtungen in Österreich einen Rekordwert erreicht hat. Nicht aber in Salzburg. Sowohl in dieser Altersgruppe, als auch bei den Drei- bis Fünfjährigen findet sich unser Bundesland im Österreichvergleich am unteren Ende. Was sind hier Ihre Ziele?
ANDREA KLAMBAUER: Wir haben momentan nur für jedes vierte Kind einen Platz. Ziel ist für jedes Dritte. Diesen 33 Prozent wollen wir uns in dieser Legislaturperiode annähern. Bei der Qualität sind wir im österreichweiten Vergleich dafür spitze. Diese Qualität wollen wir halten.

Soll man überhaupt die institutionellen Betreuungsquote der unter dreijährigen Kinder anheben, oder wäre es schöner, wenn die Kinder länger daheim bleiben könnten?
ANDREA KLAMBAUER:
Die Wahlfreiheit muss gegeben sein und der Bedarf muss in jedem Fall gedeckt werden.

Wenn der Bund die Kostenbeteiligung für den weiteren Ausbau der Kinderbildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen einstellt, wie will Salzburg damit umgehen?
ANDREA KLAMBAUER:
Es gab eine fünfjährige Vereinbarung für drei Maßnahmen. Zuschüsse für das Gratiskindergartenjahr, sprachliche Frühförderung und den Kindergartenausbau. Diese Vereinbarungen laufen am Ende des aktuellen Kindergartenjahres bzw. mit Ende 2018 aus. In Salzburg wird das Land in jedem Fall die Plätze ausbauen und Geld in die Hand nehmen – vor allem bei den unter Dreijährigen. Wir haben bereits konkret Anfragen um 700 zusätzliche Betreuungsplätze. Außerdem wollen wir die Öffnungszeiten Richtung Ganztagsbetreuung ausdehnen und die Schließtage unter fünf Wochen pro Jahr reduzieren.

So erfreulich die große Nachfrage nach der neuen Wohnbauförderung ist, so nachvollziehbar ist der Ärger von Antragstellern, die durch das derzeitige System nicht zum Zug kommen. Wie wollen Sie das lösen?
ANDREA KLAMBAUER: Die kurzen Fristen, auf welche Sie ansprechen, betreffen nur einzelne Teile der Wohnbauförderung – und zwar die Förderung für Häuslbauer. Wir werden die Vergabekriterien überarbeiten, um hier treffsicherer zu werden. Es gäbe auch die Möglichkeit, mit der Förderhöhe runterzugehen und dafür mehr Projekte zu fördern. Die durchschnittliche Förderhöhe beträgt derzeit 31.000 Euro. 200 Förderungen können wir anbieten.

Wie kann die Wohnbauförderung sozial treffsicher werden?
ANDREA KLAMBAUER: Die Grenze der Einkommenshöhe ist aktuell bewusst sehr hoch angesetzt, ev. könnte man diese herabsetzen.

Neos sind in Salzburg erstmals in Regierungsverantwortung, ist das ein Vor- oder Nachteil?
ANDREA KLAMBAUER:
Es ist natürlich viel Neues für uns dabei. Wir können nicht auf Erfahrungen bei Verhandlungen und bei der Arbeit in der Regierung zurückgreifen. Aber ich bekomme gute Unterstützung von Neos aus Wien. Toll ist, dass wir keine Fesseln von Interessensgruppen haben und daher freier und objektiver an Themen herangehen können.

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