"Wir haben Regierungsambitionen – egal, ob wir Zweiter oder Dritter werden"

Marlene Svazek: "Beim Wohnen und Verkehr gibt's viel zu tun." | Foto: FPÖ
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Frau Marlene Svazek, bei den letzten Wahlen in Salzburg konnte die FPÖ im Vergleich zu den vorhergegangenen Wahlen immer zugelegt. Was rechnen Sie sich bei der Landtagswahl 2018 aus?
MARLENE SVAZEK: Streng genommen starten wir bei null. Die FPÖ in dieser Konstellation tritt zum ersten Mal bei einer Wahl an. Wenn wir die 20 Prozent überspringen, wäre das historisch das beste Ergebnis und das ist unser Ziel. Zufrieden sind wir aber mit jedem Zugewinn. Wir starten vom höchsten Niveau aller Bundesländer aus. Das ist eine Herausforderung. 2013 konnte die FPÖ bei der Landtagswahl 17 Prozent erreichen. Es wird eine Herausforderung da noch mal etwas draufzusetzen. Aber wir sind optimistisch, dass wir trotzdem dazugewinnen können.

Umfrageergebnisse sagen, das Platz eins quasi fix ist und sich die FPÖ mit der SPÖ um die Plätze zwei und drei streiten werden. Wird es so kommen?
MARLENE SVAZEK: Ich bin überzeugt, dass die ÖVP auf Platz eins bleiben wird. Die größte Frage wird sein, wie stark wir anderen drei Parteien – FPÖ, SPÖ die Grünen – sein werden. Aber grundsätzlich halte ich von Umfragen, Monate vor der Wahl noch nichts. Der harte Wahlkampf läuft jetzt gerade und ich glaube, der kann noch viel drehen. Ich persönlich kämpfe jetzt um Wahrnehmen in der Bevölkerung. Ich muss noch viel unterwegs sein und den Leuten zeigen, wie ich bin.

Wie sind Sie denn?
MARLENE SVAZEK: Viele begegnen mir mit Skepsis und denken sich vielleicht: Die ist so jung und hat es in so kurzer Zeit in der Politik nach oben geschafft, die ist sicher Abgehoben. Aber so bin ich überhaupt nicht. Ich bin eher bodenständig und normal. Als junger Mensch und Frau muss man sich beweisen und das habe ich in den letzten zwei Jahren schon gezeigt.

Würde ein Zweiter oder Dritter Platz bei der Landtagswahl an den Regierungsambitionen der FPÖ etwas ändern?

MARLENE SVAZEK: Wir haben Ambitionen – egal, ob wie zweiter oder dritter werden. Wir werden uns anbieten und wollen versuchen, die ÖVP von uns zu überzeugen. Wir wollen der ÖVP und den Salzburgern zeigen, dass wir Verantwortungsbewusst sind – für dieses Land.

Angenommen, Sie kommen in die Landesregierung, was würden Sie denn als erstes angehen?
MARLENE SVAZEK: Ich denke, das größte Thema ist der Verkehr in Salzburg. Die Probleme kann man natürlich nicht von heute auf morgen lösen, aber man muss sie angehen. Ich würde alle an einen Tisch holen – nicht nur die Umlandgemeinden, sondern das Innergebirg. Davor hat es viele Einzelmaßnahmen gegeben, jetzt müsste ein Gesamtverkehrskonzept für das Bundesland erstellt werden. Ich bin kein Fan davon, Autofahrer zu strafen. Nicht das Autofahren muss so unattraktiv werden, dass die Menschen auf die Öffis umsteigen, die Öffis müssen so attraktiv werden, auf die Leute umsteigen. Es gibt Regionen, wo das Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr eine Utopie ist.

Und beim wohnen, sehen Sie da Probleme?

MARLENE SVAZEK: Salzburg entwickelt sich wirtschaftlich positiv und auch die Arbeitslosenzahlen sinken. Aber weil's schön und Lebenswert bei uns ist, wird auch das Wohnen immer teurer. Das ist eine natürliche Entwicklung, der man aber entgegenwirken muss. Sich als junger Mensch etwas leisten zu können, ist schwierig. Auch der sozialer Wohnbau ist nicht mehr das, was er mal war. Mittlerweile wohnt der Durchschnittsverdiener im sozialen Wohnbau. Ich habe die Befürchtung, dass das durch das neue Raumordnungsgesetz  noch schlimmer wird – für die Menge, die sich noch den Traum vom Baugrund und Eigenheim erfüllen möchten. Ich denke, es muss billiger geplant und auch gebaut werden. Gemeinden müssen animiert werden, Baulandsicherungsmodelle einzurichten und es sollen Zweitwohnsitz-Abgabe eingerichtet werden, die zweckgewidmet werden. Beim Wohnen muss an mehreren kleinen Schrauben gedreht werden, um Erleichterung zu schaffen.

Sie sind Generalsekretärin in Wien, Nationalratsabgeordnete und Spitzenkandidatin in Salzburg – wie lässt sich das vereinbaren?

MARLENE SVAZEK: Das alles zeitlich unter einen Hut zu bringen ist nicht leicht, aber dafür werde ich bezahlt und dafür wurde ich gewählt.

Sie haben es mit ihren 25 Jahren politisch schon weit gebracht – was können noch Ziele sein bis sie 30 Jahre alt ist?
MARLENE SVAZEK: Politisch so weit zu kommen, war auch nie mein Ziel und auch kein innerer Drang von mir. Daher ist alles, was passiert ist in den letzten Jahren weniger Privileg und mehr Freude. Ich wollte gerne Journalistin werden und habe daher Politikwissenschaften studiert. Über ein Praktikum bin ich zur Partei gekommen. Die Politik ist eine wertvolle Erfahrung fürs Leben. Alles was nach der Politik kommt kann ich nach dieser Erfahrung leichter nehmen.

Sprechen wir noch über Ihren Spitzenkandidaten in Wahlkreis Tennengau, Reinhard Rebhandl. Würden Sie ihn heute noch als Spitzenkandidaten aufstellen, nachdem, was zu seiner Person veröffentlicht wurde?[Anmerkung der Redaktion: Reinhard Rebhandl wurde 'vorgeworfen', 2010 eine Fahne mit Aufschrift im NS-Jargon getragen zu haben, was dieser dementiert bzw. erklärte. Außerdem sei Reinhard Rebhandls Vater – Friedrich Rebhandl – Salzburger Landesleiter der Nationaldemokratischen Partei (NDP) gewesen, die 1988 verboten und behördlich aufgelöst wurde. Der Sohn sei zumindest in den Jahren 1983 und 1984 ebenfalls in der NDP aktiv gewesen.]
MARLENE SVAZEK: Reinhard war mein Wunschkandidat, weil er fachlich gut und menschlich in Ordnung ist. Ich musst ihn fast überreden, sich in der Politik zu engagieren. Reinhard hat mir von seinem Vater erzählt – vor der Listenerstellung. Als Bursche konnte er das noch nicht, aber nach der Matura hat er mit dem Vater gebrochen. Wenn mir das jemand versichert, glaube ich das auch und stehe auch jetzt noch zu Reinhard.

Aber seine Vergangenheit schädigt jetzt unter Umständen Ihren Wahlkampf?
MARLENE SVAZEK: Ich sehe nicht alles als politischem Kalkül heraus. Dann dürfte man als Politiker nie anecken.

Gibt es für Sie eine rote Linie, ab wann ein Verhalten zu "Bedenklich" (zu "rechts") wird?
MARLENE SVAZEK: Aktionen die mit Extremismus zu tun haben, akzeptiere ich nicht. Wenn es aktuelle Äußerungen und Aktionen gäbe, dann würde ich Konsequenzen ziehen. Aber man muss unterschieden, wo Fehler gemacht wurden und diese bereut werden, oder, wo Menschen stehen, die fest überzeugt sind von manchen Dingen.

Ich habe den Begriff "rechts" gewählt. Man liest auch immer wieder vom Rechtsruck in der Gesellschaft. Wie stehen Sie zu diesem Begriff?
MARLENE SVAZEK: Das ist für mich nur nur ein Begriff, dem der Inhalt fehlt. Der Begriff Rechtsruck ist ein Schreckgespenst. Man denkt sofort: Das muss etwas schlimmes sein. Wähler müssen sich mittlerweile mehr an Themen als an grundsätzlichen Ausrichtungen der Parteien orientieren.

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Marlene Svazek: "Beim Wohnen und Verkehr gibt's viel zu tun." | Foto: FPÖ
Marlene Svazek im Gespräch mit BB-Redakteurin Julia Baumgärtner | Foto: FPÖ
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