Auf den Spuren des Borkenkäfers durch den Wienerwald

Da ist der Käfer drin: Praktikant Michael mit seinem Lehrmeister und Bundesforste-Revierleiter Friedrich Holzinger. | Foto: Talkner
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  • Da ist der Käfer drin: Praktikant Michael mit seinem Lehrmeister und Bundesforste-Revierleiter Friedrich Holzinger.
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REGION (bt). Das Wetter der letzten Monate treibt nicht nur den heimischen Landwirten Sorgenfalten auf die Stirn, auch Förster und Waldbesitzer kommen ins Schwitzen. Denn Borkenkäfer "fliegen" auf Hitze und Dürre, was einen Rekordbefall erwarten lässt. Naturgemäß in Gebieten mit hohem Nadelwaldanteil, dennoch haben sich die Bezirksblätter mit Förster Friedrich Holzinger und Försterschüler Michael auf einen Streifzug durch den Wienerwald begeben.

Gesunde Bäume sind nicht sicher

2.800 Hektar Wald von Gablitz bis Wolfsgraben, für dieses Gebiet ist der Bundesforste-Revierleiter verantwortlich, informiert aber, dass der Anteil an Nadelbäumen im Abschnitt von Klosterneuburg bis Eichgraben bei zehn Prozent liegt. Und hier, wo die Fichten stehen, ist der Borkenkäfer ein ständiger, ungebetener Gast, während ihn Laubbäume wie Buchen und Eichen nicht interessieren. Dabei gilt es zwischen zwei Arten zu unterscheiden: Dem größeren Buchdrucker und dem kleineren Kupferstecher. Steigen die Temperaturen über zehn Grad, beginnen die Tierchen zu fliegen und sich in Bäume zu bohren. Als sogenannte Sekundärschädlinge befallen die Borkenkäfer eigentlich kranke Bäume, ist die Population aber groß, schwenken sie auch auf gesunde Bäume um.

Förster müssen flott sein

Die Borkenkäfer nisten sich zwischen Rinde und Holz ein und legen hier ihre Eier ab. "Durch die Quergänge der kleinen Gfraster wird der Saftfluss unterbrochen. Wenn es zu viele werden, stirbt der Baum ab", erklärt Friedrich Holzinger, als er die Gänge an einem Stück Rinde zeigt. Sechs Wochen kann es bis zum Baumtod dauern. 
Neben uns, im Forst von Wolfsgraben, stapeln sich gefällte Fichten. Sie alle hat der Borkenkäfer vor kuzem befallen. "Sie wurden erst am Vortag aus dem Wald geholt und dann ist eine möglichst rasche Abfuhr zum Sägewerk wichtig", betont der Förster. Andernfalls können Käfer die Nachbarbäume befallen und es entwickelt sich eine Massenvermehrung.

Holzwert fällt tief

Auch im Wienerwald sorgt der Schädling für eine Holzentwertung. Bringt ein Festmeter gesunde Fichte um die 80 Euro ein, halbiert sich der Betrag bei "verblautem" Holz. Verblauung, das sind unschöne Flecken durch Pilze, als Folge des Käferbefalls. Wütet der Käfer länger, entstehen sogenannte Trockenrisse. "Dieses Holz ist für die Sägeindustrie nicht mehr verwertbar", so Holzinger, dass dieses Holz nur mehr für die Platten- oder Biomasseindustrie herangezogen werden kann.

Von Fangbäumen und Schlitzfallen

Verhindern kann dies niemand, denn der Wald wird zwar oft begangen, aber: "Man kann nicht jede Fichte beim Vornamen kennen." Förster greifen daher in die Trickkiste. "Im Frühjahr legen wir Fangbäume aus. Dann haben wir sechs Wochen Zeit, die Bäume ins Sägewerk zu bringen. Das ist wie eine Mausefalle", erzählt Holzinger. Verletzte Bäume strömen für die Borkenkäfer einen besonders anziehenden Duft aus. "Wie ein Parfum."
Die zweite Methode funktioniert mit Pheromonen, also dem Sexuallockstoff der Tierchen. "Mit der Schlitzfalle fängt man die Männchen." Und tatsächlich herrscht bei unserem Lokalaugenschein in einer der fünf Schlitzfallen, die in Holzingers Gebiet aufgestellt sind, dichtes Gedränge. Der Behälter muss wöchentlich entleert werden. Die schwarzen Käfer enden dann als Hühnerfraß oder werden mit kochendem Wasser übergossen.
Natürlich können nicht alle Borkenkäfer gefangen werden, aber diese Methoden lassen gute Schlüsse ziehen. "Bis jetzt sind wir bei uns noch im Durchschnitt, aber die gefährlichste Zeit kommt erst jetzt", weiß der Revierleiter.

"Der Wienerwald ist gesund"

Während die Fichten im Wienerwald mit dem Borkenkäfer kämpfen, leiden die Eschen unter einem Pilz der zum sogenannten Eschentriebsterben führt. "Durch die Vielzahl an Baumarten im Wienerwald springen andere Holzarten dafür ein", so Friedrich Holzinger. Außerdem haben Hitze und Trockenheit die Bäume mancherorts in "Trockenstress" versetzt. Ausgiebiger Regen wäre also dringend notwendig. "Aber im Großen und Ganzen ist der Wienerwald gesund", versichert der Förster.

Zur Sache:

Ein Borkenkäfer-Weibchen legt 40 Eier. Bei solch günstigen Bedingungen wird ein Ei in sechs Wochen zum Käfer. Das heißt, auf zwei Borkenkäfer kommen binnen sechs Wochen 20 Weibchen und 20 Männchen, die sofort Geschlechtsreif sind. Pro Saison gibt es meist vier Generationen, die Population steigt also in kurzer Zeit ins Unermessliche. Die Überwinterung der Insekten erfolgt entweder unter der Rinde oder im Boden. Durch längere Frostperioden sinkt der Ausgangsbestand für das nächste Jahr.

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