Trag-Orgel besteht fast nur aus Holz

Ein wirklich einmaliges Stück: Bgm. Markus Eberle ist stolz, dass es im Besitz der Gemeinde ist.
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  • Ein wirklich einmaliges Stück: Bgm. Markus Eberle ist stolz, dass es im Besitz der Gemeinde ist.
  • hochgeladen von Günther Reichel

TANNHEIM (rei). Orgeln sind ganz besondere Instrumente. In Kirchen findet man die größten Exemplare. Zuhause sind es zumeist elektronische "Ableger", die im Kleinformat einiges können, aber natürlich nichts mit den handwerklich hochstehenden Exemplaren in öffentlichen Räumen gemeinsam haben.
In Tannheim steht eine "Heimorgel" die hingegen ihresgleichen sucht. Im Felixé Minas Haus findet sich eine Orgel, die fast komplett aus Holz gefertigt ist.

Lang Zeit wenig beachtet

Die Orgel gehört zum Inventar des Felixé Minas Haus und ist damit im Besitz der Gemeinde Tannheim. Lange Zeit fristete das Instrument ein "Schattendasein". Es stand im Musikzimmer des historischen Gebäudes, das heute u.a. als Museum dient. Bespielbar war die Orgel lange Zeit nicht mehr.
"Das war wirklich schade, denn dieses Instrument ist etwas ganz Besonderes", berichtet Bürgermeister Markus Eberle stolz.

Experten waren begeistert

Die Gemeinde gab den Auftrag, das Instrument eingehend zu untersuchen. Da stellte sich schnell heraus, hier handelt es sich um einen echten Schatz aus Holz. Orgelbauer Martin Baur aus Schattwald (1720 - 1805) hat das Instrument in den Jahren zwischen 1751 uhd 1799 angefertigt.

Fast alles aus Holz

Als Material verwendete er fast ausschließlich Holz. Die Tastatur und alle wesentlichen Bauteile wurden in Holz ausgeführt, ebenso ein Teil der Pfeifen. Die Windladen sind aus Rüsterholz gefertigt, für die Klaviatur wurde Buchsbaum verwendet. Sogar der Kanal vom Blasbalg zur Windlade ist aus Fichtenholz. Nur für einige der Pfeifen verwendte Martin Baur Zinn.

Ein mobiles Instrument

In aufwändiger Bauweise entstand eine so genannte "Trag Orgel". Das zweiregistrige Hausinstrument hat im Unterkasten eine Balganlage mit Treteinrichtung, welche es dem Organisten ermöglichte, ohne personelle Unterstützung das Instrument zu spielen.
"Das war damals schon etwas ganz Außergewöhnliches", erklärt Eberle. Aus alten Aufzeichnungen weiß man heute, dass Martin Baur aber nicht nur diese Trag-Orgel fertigte, sondern zeitnah auch eine 18 Register umfassende Orgel für die Pfarrkirche Tannheim. "Wahrscheinlich diente die Tragorgel auch als Lerninstrument für die große Kirchenorgel", weiß der Gemeindechef zu erzählen.

2016 restauriert

Vergangenes Jahr gab die Gemeinde Tannheim den Auftrag, das Instrument zu restaurieren. Die Arbeiten am Orgelgehäuse wurden von Restaurator Peter Haag durchgeführt. Die Metallpfeifen wurden an Helmut Kilger übergeben.
Die Restaurierungsmaßnahmen dauerten bis in den Herbst 2016. Im Oktober konnte es wieder der Gemeinde übergeben werden.

Christian Pichler spielte 2016

Holz als wesentliches Baumaterial sorgt für den einzigartigen Klang des Instruments. Organist Christian Pichler aus Reutte durfte als erster vergangenen Herbst vor Publikum das Instrument spielen. In Zukunft soll die wertvolle Orgel noch öfter bespielt werden.

Schönes Ausstellungsstück

Wenn man sich nicht an ihren Klängen erfreut, dann weiß das Instrument als wertvolles Aussstellungsstück im Felixé Minas Haus in Tannheim die Besucher zu verzaubern. Ein Besuch in diesem Haus, in dem Holz allgemein eine wichtige Rolle spielt, zahlt sich sicher aus.

Weitere Berichte zum Thema Holz aus ganz Österreich finden Sie in unserem Themen-Channel.

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