Baumeister Biber hält Einzug im Innviertel
150 Jahre nach seiner Ausrottung ist der Biber heute wieder in ganz Österreich zu finden – auch im Innviertel.
BEZIRK (lenz). Einst reichte sein Revier vom Polarkreis bis zum Mittelmeer, doch bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts war seine Population stark dezimiert. Von anfänglich 100 Millionen Exemplaren schrumpfte der Bestand auf rund 1200 Tiere in ganz Europa. Die Rede ist vom Biber, dem Baumeister unter den Tieren. 1863 wurden auch die letzten Biber in Österreich erlegt. Heute, rund 150 Jahre nach seiner Ausrottung, ist das Nagetier wieder weit verbreitet. Der Bestand in Österreich wird auf rund 5900 Tiere geschätzt. "Konsequenter Schutz sowie natürliche Ausbreitung und Wiederaussetzung haben ihn zurückgebracht", weiß Bernhard Schön von der Abteilung Naturschutz des Landes Oberösterreich.
Der Biber ist zurück – und damit die Konflikte
Einher mit der positiven Bestandsentwicklung geht jedoch auch eine steigende Zahl an Konflikten zwischen Mensch und Biber. "Der Grund: Er ist der effektivste Baumeister der Tierwelt und in der Lage, sich den für ihn geeigneten Lebensraum weitestgehend selbst zu schaffen. Er kommt deshalb auch mit unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft gut zurecht. Zu gut, wie manche meinen", so Schön. Fraßschäden in der Landwirtschaft, gefällte Bäume, aufgestaute Bäche und überflutete Wiesen sind keine Seltenheit. "Unser Ziel im Bibermanagement ist es daher, möglichst umgehend über den Biber zu informieren. Über die Möglichkeiten, wie man Probleme grundsätzlich vermeiden kann und welche Unterstützungen es von uns gibt. Uns geht es um Akzeptanz und Verständnis für den Wert der Natur. Weil wir wissen, dass wir den Biber brauchen."
Den Biber als Partner nutzen
Denn er gilt nicht zuletzt als Schlüsselart wenn es darum geht, wieder mehr Vielfalt und Biodiversität in unsere Landschaft zu bringen. Der Biber ist in der Lage, den Zustand unserer Gewässer zu verbessern – sei es als Partner bei Gewässer-Renaturierungen oder auch hinsichtlich der Gewässerreinigung. Selbst in Trockenzeiten kann er durch eine Anhebung des Grundwasserspiegels eine verbesserte Wasserversorgung ermöglichen. "Es gilt sich also mit dem Biber zu arrangieren. Eine Herausforderung für alle Beteiligten – aber eine lohnende, wie ich meine."
Naturschutz und Biberprämie
Sowohl nach europäischem als auch nach nationalem Recht ist der Biber heute eine geschützte Art. Demnach ist es verboten, dem Biber nachzustellen, ihn zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder auch nur seine Wohnstätten beziehungsweise den engeren Lebensraum zu beschädigen. "Ausnahmen von diesen Schutzbestimmungen sind nur dann vorgesehen, wenn es um die öffentliche Sicherheit geht oder um erhebliche Schäden im Bereich der Land- und Forstwirtschaft sowie bei Fischteichen", erklärt der Experte. Seit 2013 gibt es zudem eine Biberprämie – eine Anerkennung für Grundbesitzer, die durch die Anwesenheit eines Bibers einen höheren Aufwand bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen haben. 2015 wurden für mehr als 100 Hektar Fläche rund 20.000 Euro Biberprämie ausbezahlt.
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