Update Rinderkrankheit Brucellose: Verdacht im Mühlviertel nur teilweise bestätigt

Der erste Fall wurde Ende Juni bekannt. | Foto: Foto: Fotoila/RedTC
  • Der erste Fall wurde Ende Juni bekannt.
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ROHRBACH, URFAHR-UMGEBUNG (anh). Für die im Zuge auffälliger Bestandsproben mit Brucellose-Verdacht vorsorglich gesperrten vier Mühlviertler Betriebe liegen nun die Ergebnisse der Einzeltieruntersuchungen durch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) vor.
Auf einem Milchviehbetrieb wurde ein Reagent positiv getestet. Diese Kuh sowie deren viermonatiges Kalb müssen aus dem Bestand entfernt werden. Kontakttiere dieses Rindes werden nun weiter beprobt. Nach erfolgter Reinigung und Desinfektion kann der Betrieb anschließend wieder freigegeben werden.
Ein weiterer der vier Milchviehbetrieb wurde sowohl hinsichtlich der blut- als auch milchserologischen Untersuchung negativ getestet. Auf diesem Hof kann daher die Sperre seitens der Bezirkshauptmannschaft wieder aufgehoben werden.
Auf den zwei anderen Betrieben wurden insgesamt acht Milchkühe mit weder positiven noch negativen Ergebnissen identifiziert. Eine erneute Beprobung dieser acht Rinder erfolgt am Montag. Bis gesicherte Ergebnisse durch die AGES vorliegen sind diese acht Tiere von der Milchanlieferung ausgenommen. Alle übrigen Rinder dieser Betriebe sind nicht infiziert.
Im Zuge der Beprobungen der umliegenden 170 Schaf- und Ziegenhalter wurde auf einem Betrieb mit insgesamt fünf Schafen ein Tier mit weder positiven noch negativen Testergebnissen festgestellt. Dieser Betrieb bleibt, bis erneute Ergebnisse vorliegen, hinsichtlich des Tierverkehrs gesperrt. Alle weiteren Beprobungen und Maßnahmen werden umfassend durch den Landesveterinärdienst begleitet.

Zur Vorgeschichte: 

Am Dienstag, 17. Juli, wurde – nach einem ersten Fall im Juni in St. Veit – bekannt, dass sich die Rinderkrankheit Brucellose um vier zusätzliche Fälle ausgeweitet haben dürfte – auf landwirtschaftlichen Betrieben im Bezirk sowie in der Nachbarregion Urfahr-Umgebung. Die 102 Tiere des im Juni betroffenen Bauernhofes waren damals notgetötet oder -geschlachtet worden. Daraufhin waren alle milchliefernden Rinderbetriebe – insgesamt 1.327 – in der Umgebung ebenfalls überprüft worden. Das Ergebnis: Vier weitere Höfe stehen unter Verdacht. Sie sind derzeit hinsichtlich Milchanlieferung und Tierverkehr gesperrt. Zusätzlich haben sich vier Personen aus dem Umfeld eines der betroffenen Höfe mit dem Virus infiziert. Zwei davon – der Besitzer sowie ein Tierarzt – sind laut Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger erkrankt. Sie werden aktuell in Krankenhäusern behandelt. Seit Jänner gab es auf diesem Hof Fehlgeburten bei Kühen. 

Rohmilcherzeugnisse oder Fleisch gefährlich 

Brucellose befällt laut Primar Doktor Anton Ebner vom LKH Rohrbach Rinder, Schafe, Ziegen, Bisons, Kamele, Alpakas, Lamas, Schweine, Wildwiederkäuer, Füchse und Pferde. Die Bakterien der Krankheit kommen weltweit vor und sind empfindlich gegenüber Hitze und allen geläufigen Desinfektionsmitteln. "Bei Temperaturen von mehr als 60 Grad werden sie innerhalb von zehn Minuten abgetötet. In Urin, Staub, Wasser oder Erde und insbesondere auch in unbehandelter Milch und Milchprodukten können sie aber bis zu einige Wochen überleben", informiert der Experte. Durch Rohmilcherzeugnisse, Fleisch oder Ausscheidungen der Tiere kann sich der Erreger daher auch auf den Menschen übertragen und insbesondere für Personen, die direkten Kontakt mit den Rindern haben – wie Tierarzt, Landwirt oder Schlachthofpersonal –, ein Risiko darstellen. Die Aufnahme des Erregers erfolgt meistens durch den Magen-Darm-Trakt, selten über Bindehaut, Atemwege oder verletzte Haut. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch komme nur in Ausnahmefällen vor.

"Wir tappen derzeit im Dunkeln"

Das Kuriose an der Geschichte: Brucellose galt als ausgerottet. Die Krankheit ist in den letzten 20 Jahren in Österreich nicht mehr aufgetreten. Wie das Bakterium eingeschleppt wurde, wird derzeit analysiert. Eine Möglichkeit wäre eine Übertragung durch Tierimporte. Der erste, betroffene Bauernhof aus St. Veit hätte laut Bezirksbauernkammer-Obmann Georg Ecker – bis auf zwei nachweislich brucellosefreie Rinder – aber schon seit Jahren keine Tiere aus dem Ausland mehr importiert. „Wir tappen derzeit im Dunkeln, wo das herkommt. Wir haben in den Milchuntersuchungen in den vergangenen Jahren keine Funde dieses Bakteriums festgestellt. Nachdem es jetzt nicht nur ein Betrieb ist, sondern wir in vier weiteren den Verdacht haben, ist die Frage, wo das Bakterium herkommt, ganz wesentlich. Wir versuchen alle Quellen zu erheben – es werden alle Tiere untersucht, um festzustellen, ab welchem Alter es eine Infektion gibt", informiert Hiegelsberger. Es werde in dem betroffenen Gebiet auch Wild erlegt werden, um Frischblut zu nehmen. "Grundsätzlich kann Brucellose ja nicht vom Wild auf Nutztiere übertragen werden, aber nachdem es immer wieder Mutationen gibt in der Natur, versuchen wir das einzugrenzen", so Hiegelsberger. Auf die Frage, wie sich die aktuelle Situation auf den Fleischpreis bzw. Exporte auswirke, sagt Hiegelsberger: „Wir sind vom Status her brucellosefrei, was ein wichtiges Kriterium für den Export ist. Es gibt Länder, die darauf bestehen, dass es diese Freiheit in ganz Österreich nach wie vor gibt. Und es gibt Länder, die den Nachweis beim einzelnen Tier einfordern. Derzeit ist es noch kein Thema und wir hoffen, das Ganze so weit einzudämmen, dass nichts weiteres passiert.“ Laut Hiegelsberger gehe es bei der Exportproblematik in erster Linie um den Export von Zuchtvieh, nicht um den Verkauf von Fleisch. 

Weitere Proben werden analysiert 

Am Dienstag war die Sammlung von Proben bei allen Rindern der vier betroffenen Betriebe abgeschlossen. Die Ergebnisse der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) werden Ende der Woche erwartet. Aktuell werden sämtliche Tierbewegungen dieser Höfe erhoben. Die Bekämpfung konzentriert sich auf die Erkennung, Isolierung und Ausmerzung der infizierten Tiere sowie die Kontrolle des Tierverkehrs, um die Verbreitung des Erregers zu vermeiden.

Symptome: Fieberschübe und Schweißausbrüche

"Die Symptome der Brucellose beim Menschen treten erst nach einer längeren Inkubationszeit von bis zu zwei Monaten auf", so Primar Doktor Ebner. Anfänglich wären es meist unspezifische Symptome wie Müdigkeit, leichtes Fieber oder Kopf- und Gliederschmerzen. Nach einem kurzen, beschwerdefreien Zeitraum können dann grippeähnliche Symptome auftreten, die jedoch nicht nach sieben bis zehn Tagen – wie sonst üblich – abklingen. "Typischerweise sind abendliche Temperaturanstiege auf bis zu 40 Grad, verbunden mit massiven Schweißausbrüchen. Die Temperatur ist am Morgen aber wieder normal", erklärt der Experte. Diese Fieberschübe dauern bis zu fünf Wochen an und werden dann wieder von Phasen mit stark abgemilderten Symptomen unterbrochen. "Sollte die Krankheit einen chronischen Verlauf nehmen, kann es zu Komplikationen im Nervensystem und an inneren Organen kommen", warnt der Mediziner. Die Behandlung wird mit Antibiotika durchgeführt. 

Infoveranstaltung in Niederwaldkirchen 

Am Donnerstag, 26. Juli, 20 Uhr, findet im Pesenbachhof in Niederwaldkirchen eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Thema Brucellose statt. 

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