Idylle für "den kleinen Mann": Die bewegte Geschichte der Wiener Kleingärten

Idylle pur in der Kleingartenanlage Am Steinsee in Liesing. | Foto: Peter Autengruber
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WIEN. Architektenhaus mit Aufstellpool und Rasenroboter statt Holzhütte inmitten von Himbeersträuchern: Der Wandel der Kleingärten in den vergangenen hundert Jahren ist enorm. Vom Ursprung des sozialen Aspekts, "dem kleinen Mann" eine Nutzfläche für Gemüse- und Obstanbau zur Verfügung zu stellen, ist seit der Möglichkeit des Eigentumserwerbs 1993 nichts mehr geblieben. Eine Entwicklung, die der Wiener Historiker Peter Autengruber in seinem neuen Buch "Die Wiener Kleingärten. Von den Anfängen bis zur Gegenwart", das am Montag, den 12. März um 18 Uhr im Schutzhaus Zukunft auf der Schmelz im Beisein vom künftigen Bürgermeister und Floridsdorfer Kleingärtner Michael Ludwig (SPÖ) präsentiert wird, festgehalten hat.

"Es gab zwei Zäsuren Anfang der 1990er Jahren. Die erste war die Widmung für ganzjähriges Wohnen samt einer Erlaubnis, auf fünfzig Quadratmeter zu bauen. Das brachte einen Aufschwung für die Bauwirtschaft: An bestehende Häuser wurden angebaut und die Infrastruktur musste verbessert werden, also Winterwasserleitungen, Gasanschlüsse und Kanalanschlüsse gelegt werden", so Autengruber, der selbst als Funktionär im Kleingartenverein Predigtstuhl im 17. Bezirk tätig ist. "Kurz danach folgte die Möglichkeit, seinen Kleingarten als Eigentum zu erwerben. Mit ihr ging der ursprüngliche Gedanke eines Kleingartens verloren – vor allem, als die zehnjährige Spekulationsfrist verstrichen war."

Pioniere im Rosental

Der erste Wiener Kleingarten wurde im Rosental – heute Penzing, damals noch 13. Bezirk – vom "Verein Schrebergarten in Wien und Umgebung" unter dem Obmann Julius Straußghitel gegründet, dem der Weg zum ersten Kleingarten in Purkersdorf zu weit war. 1911 wurden die ersten Parzellen von 200 bis 600 Quadratmetern vergeben, um Lebensmittelanbau zu ermöglichen und den Familien der pachtenden Arbeiter eine Tageserholungsstätte zu bieten. Obwohl sich der Verein Schrebergarten nannte, ist die Bezeichnung nach dem deutschen Arzt Daniel Schreber, berüchtigt durch seine gnadenlose schwarze Pädagogik, schlichtweg falsch. "In Leipzig wurde ein Schreberverein im Andenken an Dr. Schreber gegründet. Zu diesem Zeitpunkt war Schreber schon tot, er hat also überhaupt nichts mit den Kleingärten zu tun", stellt Autengruber klar. Trotzdem hält sich die Bezeichnung Schrebergarten nach wie vor im Volksmund, in Österreich ebenso wie in Deutschland, wo sich die Kleingärten unter dem Namen "Laubenkolonien" großer Beliebtheit erfreuen.

Die Kleingärten waren rund um die Weltkriege sehr populär, die kleinen Pachtgrundstücke wichtig für den Nahrungsmittelanbau und zur Kleintierzucht. Die Zeit des Anschlusses ging an der Idylle nicht vorüber: "1938 wurden nicht nur jüdische Pächter aus den "ostmärkischen Kleingärten" hinausgeschmissen, sondern auch einen jüdischen Gast zu empfangen war ein Kündigungsgrund", so Autengruber.  In den siebziger Jahren wurden viele Kleingärten dem Wohnbau der Stadt Wien geopfert, sehr zum Leidwesen der meist älteren Pächter. "Im Zuge des massiven Widerstandes gegen den Bau des Karl-Wrba-Hofs in Meidling, für den in den 70er Jahren eine Kleingartenanlage geopfert werden musste, sprach der damalige Bürgermeister Leopold Gratz ein Machtwort. Vor einer Absiedelung muss nun mit den Pächtern verhandelt und ihnen ein Ersatzgrundstück im Bezirk angeboten werden." Das Interesse an einem Kleingarten ist bei den Wienern so groß, dass der Zentralverband, dem die einzelnen Anlagen unterstehen, Land kaufen möchte. "Die Grünen blockieren das Schaffen neuer Kleingartenanlagen, da sie gegen eine Zersiedelung sind. Sie blockieren eine Umwidmung des Landes." Trotz der großen Nachfrage schätzt Autengruber die Chance, einen Pachtgarten zu erhalten, als realistisch ein. "Auf der Webseite des Zentralverband der Kleingärtner kann man sich über die einzelnen Vereine informieren und auf eine Warteliste setzen lassen. Es wird immer wieder etwas frei."

Zur Sache

"Die Wiener Kleingärten. Von den Anfängen bis zur Gegenwart" vom Wiener Historiker Peter Autengruber ist im Pro Media Verlag erschienen, hat 240 Seiten und kostet im gängigen Buchhandel 19,90 Euro. ISBN: 978-3-85371-438-6

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