Für Salzburg gibt es nun einen eigenen Fair-Konsum-Guide

Druckfrisch und erstmalig für Salzburg herausgebracht: der Fair Konsum-Guide "Salzburger Kompass für eine bessere Welt" – Anita Rötzer, Katharina Niedermayr und Birgit Almhofer.
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  • Druckfrisch und erstmalig für Salzburg herausgebracht: der Fair Konsum-Guide "Salzburger Kompass für eine bessere Welt" – Anita Rötzer, Katharina Niedermayr und Birgit Almhofer.
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Jedes Mal wenn wir einkaufen, bestimmen wir mit, wer daran verdient. Freilich denken wir in den seltensten Fällen darüber nach. Warum sich aber genau das auszahlen würde, war Thema bei einem "konsumkritischen Stadtspaziergang" durch Salzburg – veranstaltet von Südwind, Intersol und dem Afro-Asiatischen Institut (AAI), dem Referat für Weltkirche sowie EZA Fairer Handel.

Zunächst geht es in Richtung Pferdeschwemme, genauer gesagt zu Zotter Schokolade am Karajan-Platz.

Bittersüße Schokolade

Wie Europäer sind nämlich Spitzenreiter wenn es um den Konsum von Schokolade geht: unglaubliche neun Kilogramm pro Kopf lassen wir uns durschnittlich innerhalb eines Jahres auf der Zunge zergehen. Denken wir an die weniger angenehmen Seiten von Schokolade, so ist es meist der Hüftspeck, mit dem wir sie in Verbindung bringen. Dabei gibt es noch eine andere, weit bitterere Seite der von den Azteken als "Speise der Götter" verehrten Kakaobohne.

Vier Fünftel unserer Schokolade kommt heute aus Afrika, die Wertschöpfungskette ist komplex und ungerecht: 44 Prozent davan streift der Lebensmittelhandel ein, 35 Prozent die Schokoladenhersteller. Bei den Kakaobauern verbleiben 6,6 Prozent, weiß Katharina Niedermayer vom AAI. Das karge Einkommen zwingt übrigens rund zwei Millionen Kinder alleine in Ghana und der Elfenbeinküste dazu, auf Kakao-Plantagen mitzuarbeiten anstatt in die Schule zu gehen.

Sollen wir deshalb auf die geliebte Schokolade verzichten? Nicht unbedingt. Bei einer Schokolade wie jener von EZA kommen immerhin zwölf Prozent der Wertschöpfung (den Kakaoanteil betreffend) direkt bei den Kakaobauern an. Zwölf Prozent von einem oft vielfach höheren Preis des Endproduktes, das ist schon etwas. Kinderarbeit gibt es dort keine, versichert Andrea Reitinger von EZA Fairer Handel. Sie ist keine Missionarin, will niemanden in seiner Kaufentscheidung bevormunden. "Ich finde nur, als Konsument sollte man eine informierte Entscheidung treffen", sagt sie.

Wir kaufen bei zwei bis drei Konzernen

Dass genau das oft nicht so einfach ist, zeigt das Beispiel Supermarkt – die Gruppe macht Halt vor einer Filiale eines der drei großen Lebensmittelhandelsriesen in Österreich. "Hier erwartet uns scheinbar eine riesige Auswahl an Produkten. Wenn wir uns aber gezielt nach regionalen Produkten wie saisonalem Obst oder Gemüse umsehen, dann ist die Auswahl schon sehr viel eingeschränkter. Regionale Imker oder Fruchtsafthersteller findet man hier eher selten", ist sich Birgit Almhofer vom Verein Intersol sicher. Der Effekt: Wir gehen nach Hause mit einem Einkaufswagerl voller Produkte, die letztlich aus den Häusern von zwei oder drei Großkonzernen stammen.

"Diese Konzerne bestimmen nicht nur, was wir essen, sondern auch wieviel wir dafür bezahlen", verdeutlicht Birgit Almhofer. Und: Unser Konsumverhalten hat Einfluss auf das Leben anderer Menschen in anderen Teilen der Welt. Beispiel Fleischkonsum. Österreicher stehen hier mit mehr als 90 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr hinter den USA und Australien an dritter Stelle. Das Problem dabei: Die Tiere müssen alle gefüttert werden. In Lateinamerika werden deshalb auf 17 Milliarden Hektar Sojabohnen angebaut – und das alleine für die europäische Fleischproduktion. Deshalb auf Fleisch verzichten? Nein, das muss man nicht und das tut auch Birgit Almhofer nicht. "Ich kann meinen Fleischkonsum reduzieren, das ist schon einmal ein wichtiger Schritt. Und ich kann bewusst einkaufen: beim Bauern in meiner Nähe."

Ein eigener Fair-Konsum-Guide für Salzburg

Wer nach Möglichkeiten sucht, seinen eigenen Konsumalltag nachhaltiger zu gestalten, für den hat das AAI den "Salzburger Kompass für eine bessere Welt" herausgebracht. Darin finden sich zahlreiche Anregungen zum bewussten Konsum für die Bereiche Essen und Trinken, Kleidung, Mobilität oder Übernachtungsmöglichkeiten. Diesen Fair-Konsum-Guide gibt es direkt beim Afro-Asiatischen Institut zum Abholen.

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Die kleine Gruppe des konsumkritischen Stadtspaziergangs ist bei der letzten Station angelangt, dem Weltladen in der Linzer Gasse. Dort gibt es zur Stärkung eine Tasse Kaffee. Fair Trade natürlich. Dazu gibt es wieder ein paar Fakten: Der Kaffeepreis wird an der Börse gehandelt und schwankt stark. Für fairen Handel gibt es einen garantierten Mindestpreis, der auch dann bezahlt wird, wenn der Weltmarktpreis darunter fällt. Er liegt bei 140 Dollar pro Sack Kaffee (ein Sack entspricht 45,4 Kilogramm). Für Kaffeebauern bedeutet das ein regelmäßiges Einkommen unabhängig von den Schwankungen an der Börse.

Wieviel kostet der Kaffee?

Wer sich im Weltladen im reich bestückten Kaffeeregal umsieht, findet den "Adelante", einen 100 Prozent Arabica Kaffee aus Honduras, der von einer reinen Frauen-Kooperative in Bioqualität produziert wird. "Wir bezahlen dafür 230 Dollar pro Sack an die Frauenkooperative", versichtert Andrea Reitinger von EZA. Warum? Zum Fair-Trade-Preis kommen hier extra Premien für die sehr hochwertige Qualität, die Bioproduktion und den Genderaspekt dazu. Geröstet und verpackt wird der Kaffee übrigens in Südtirol.

Aus unserem Archiv:
Billig kommt uns teuer zu stehen. Warum wir auf Kosten anderer leben und wie wir das ändern könnten, erklärt Andrea Schlehuber im Chefinnen-Gespräch.

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