Hummus trifft Weltmarkt auf Augenhöhe
Warum EZA Fairer Handel in Köstendorf auch auf Produkte aus der libanesischen Bekaá-Ebene setzt
Die Produkte – Hummus in verschiedenen Geschmacksrichtungen, den Auberginenaufstrich "Baba Ghanoush" oder Hülsenfrüchte wie rote Linsen oder Kichererbsen – kennen manche vielleicht aus dem Laden ihres Vertrauens. Bei EZA kommen diese Köstlichkeiten aus der libanesischen Bekaá-Ebene – von dort, wo auch ein Großteil der zwei Millionen Syrien-Flüchtlinge in dem 4,5 Millionen-Einwohner-Land eine vorübergehende Bleibe gefunden hat.
Vor 20 Jahren hat Laurette Gerges mit ihrer Frauenkooperative "Fourzol" in Zahlé in der Bekaá-Ebene begonnen, um libanesischen Frauen ein Einkommen zu verschaffen. Heute produzieren 13 Frauen, darunter auch zwei syrische Flüchtlingsfrauen, eine Produktpalette, die nach Europa, Japan und bis nach Australien exportiert wird. Das Ticket auf den internationalen Markt für "Fourzol" war die Zusammenarbeit mit "Fair Trade Lebanon" vor knapp zehn Jahren.
Authentisch und regional
In der fruchtbaren Bekaá-Ebene gedeihen – bis auf Zitrusfrüchte – so gut wie alle Obst- und Gemüsesorten, inklusive Hülsenfrüchte. Laurette Gerges Frauenkooperative "Fourzol" verarbeitet diese Zutaten zu authentischen regionalen Produkten. Dass nicht einmal mehr Zitrusfrüchte wirklich fehlen, ist dem Erfindungsreichtum der Libanesen zu verdanken: Sie nutzen den frühen Schnitt der Trauben und verarbeiten diese besonders sauer schmeckenden Früchte zu einem Saft, den Restaurants anstelle von Zitronensaft einsetzen.
Kompetenzen für Frauen
Laurette Gerges ist Motor der Kooperative, aber auch Managerin, Verhandlerin, Innovationstreiberin und Ausbildnerin. Sie bringt in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen syrischen Flüchtlingsfrauen die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte bei. "Syrerinnen und Libanesinnen haben beim Kochen viele Gemeinsamkeiten, und so tauschen wir Know-how aus", erzählt sie. Zwar dürfen Syrerinnen im Libanon nur unter strengen Restriktionen einer Arbeit nachgehen, aber sie erwerben bei Laurette Gerges ein Zertifikat, das ihnen Kompetenz in der Lebensmittelproduktion bescheinigt – für ein Leben in Syrien nach dem Krieg, irgendwann einmal.
Business, nicht Charity
Wie das Leben im und nach dem Krieg ist, wissen Libanesen, die von 1975 bis 1990 Bürgerkrieg im eigenen Land erlebten, nur zu gut. "Fair Trade Lebanon" – 2006 gegründet, um den Libanesen eine Lebensgrundlage am Land zu ermöglichen – arbeitet heute mit 30 Kooperativen wie "Fourzol", Kleinstbauern und Familienbetrieben zusammen. "Wir exportieren mehr als 75 Produkte in große Märkte, bezahlen den Produzenten faire Preise – das ist Business, nicht Charity", sagt Joe Abi Harb.
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