Manal aus Syrien hilft Brücken zu bauen

"Es funktioniert gut, ich möchte anderen Unternehmern Mut machen", sagt Karin Lienbacher – mit Manal A.
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  • "Es funktioniert gut, ich möchte anderen Unternehmern Mut machen", sagt Karin Lienbacher – mit Manal A.
  • hochgeladen von Stefanie Schenker

Es ist eine Geschichte, die Zuversicht versprüht – und zwar sowohl auf Seite der österreichischen Gesellschaft als auch auf jener anerkannter Flüchtlinge. Manal A. ist ein solcher Flüchtling, aber sie hat es vergessen, fast zumindest. Nur wenn sie an ihr früheres Leben in Syrien denkt, an die Bomben oder daran, dass ihre Freundin vor ihren Augen erschossen worden ist, als sie beide im selben Bus saßen, dann erinnert sich die 36-Jährige wieder daran, dass sie einmal ein anderes Leben hatte.

Jetzt sitzt Manal an ihrem Arbeitsplatz im Ziviltechnikbüro Lienbacher in der Stadt Salzburg. Sie erledigt statische Berechnungen für Brücken, Hotels oder andere Großprojekte. Der Job sei ihr Geburtstagsgeschenk gewesen, sagt sie – denn einen Tag nach ihrem 36. Geburtstag war ihr erster Arbeitstag. Das ist jetzt mehr als vier Monate her – "und mittlerweile träume ich auch nachts von meiner Arbeit, weil sie mir so Freude macht", erzählt die Mutter zweier Kinder mit syrischem Uniabschluss in Bauingenieurswissenschaften lächelnd. Ob sie auf Deutsch träumt? Schließlich bewältigt sie ihren Büroalltag zur Gänze auf Deutsch. "Nein, ich träume nur von Zahlen und Berechnungen", antwortet Manal A. Sie sagt aber auch: "Die Sprache öffnet alles."
Und Manal A. – die mit ihrem Mann und den beiden Kindern seit knapp zwei Jahren in Salzburg lebt – hat viel getan, um Deutsch zu lernen. "Man muss jede Chance nützen", sagt sie. Sie hat an Mentoringprojekten teilgenommen, ein zweimonatiges Praktikum bei einem Friseur absolviert, den Kunden Haare gewaschen, zugehört und mitgeredet. "Das hat mir sehr geholfen, schließlich wollte ich ja nicht nur Hochdeutsch lernen, sondern auch den Dialekt der Menschen hier."

"Verbissenheit ist Übel"

"Es ist wichtig, dass es Menschen wie Manal gibt", sagt Karin Lienbacher. Ihr Unternehmen hat Erfahrung mit Mitarbeitern unterschiedlicher Kulturen – und damit auch keine Probleme. "Im Gegenteil, von unserem türkischen Mitarbeiter bekommen wir zum Ende des Ramadan immer süße Köstlichkeiten, wir haben Mitarbeiter aus Afghanistan und aus Bosnien – und gemeinsam mit allen anderen setzen wir uns in der Früh hier zu einem Kaffee zusammen und besprechen Verschiedenes", schildert Karin Lienbacher und zeigt auf den Adventkranz in der Mitte. Dann ergänzte sie: "Verbissenheit, die einen Keil in die Gesellschaft treibt, ist der Grund allen Übels. Das müsste man den Menschen einmal sagen."

Zufall führte Regie

Karin Lienbacher ist froh, Manal A. "gefunden" zu haben, denn es ist schwierig geworden, gute Mitarbeiter zu finden. Es war ein Zufall, der die beiden zusammengeführt hat. Manal A. nahm an einem Job-Speed-Dating von "fairMatching" teil und Karin Lienbachers Vater sah ein ORF-Interview mit ihr im Fernsehen.
Manal A. – sie ist Muslimin – sitzt in der morgendlichen Kaffeerunde dabei, sie hat selbstgebackene Kekse mitgebracht. Sie hat zuhause auch einen Adventkranz, ihre Kinder besuchen einen Pfarrkindergarten – sie kennen und lieben auch den Nikolaus. "Ich habe hier nicht das Gefühl, Ausländerin zu sein oder ein Flüchtling. In Damaskus hatte ich christliche Freundinnen, ich komme aus einer sehr toleranten Gegend in Syrien. Ich muss mir keine äußeren Grenzen setzen, denn der Glaube ist in mir drinnen."

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