Bezirk Schärding: Wer soll uns später einmal pflegen?

An der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Schärding startet 2020 die Ausbildung zur Pflegefachassistenz. | Foto: gespag
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BEZIRK SCHÄRDING (ska). Diplompflegekräfte sind jetzt schon Mangelware. "Und auch bei den Fachsozialbetreuern wird's in Zukunft eng", wie Johannes Schustereder, Leiter des Bezirksalten- und Pflegeheims Andorf sagt. Alleine in Andorf gehen im kommenden Jahr vier Diplomkräfte in Pension. "Diese nachzubesetzen wird eine Herausforderung", sagt Schustereder.

Denn Andorf zählt mit Schärding und Zell an der Pram zu den drei Altenheimen im Bezirk Schärding, auf die eine Pensionswelle zukommt. Laut Rudolf Greiner, Bezirkshauptmann und Obmann des Sozialhilfeverbandes Schärding (SHV), werden pro Jahr zusätzlich bis zu 25 Personen in der Pflege erforderlich sein. Schon jetzt nimmt der SVH Schärding 30 bis 35 Bedienstete pro Jahr auf. Und im neuen Zentrum Tummelplatz, das 2021 fertig sein soll, werden laut Greiner rund 60 Personaleinheiten benötigt. 

Aber warum geht dem Bezirk langsam das Pflegepersonal aus?

In der Altenbetreuungsschule in Andorf sinkt die Zahl der Bewerber stetig, wie Anita Leingartner, stellvertretende Leiterin der Pflegeassistenz auf Anfrage mitteilt. Sie führt das zum einen auf geburtenschwache Jahrgänge zurück und erinnert daran, dass "überall zurzeit händeringend Fachkräfte gesucht werden." Zum anderen sieht sie den Grund im Ausbildungsmodell selbst: "Die Teilnehmer müssen mindestens 17 Jahre alt sein. Für viele ist es dann schwierig, sich während der zweijährigen Ausbildung den Lebensunterhalt zu finanzieren."

Leingartner sieht hier die Politik in der Pflicht und verweist auf Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer. Diese hat im Mai ein Maßnahmenpaket gegen den drohenden Pflegekräftemangel ankündigt. Die finanzielle Absicherung soll demnach mit einem Pflegeausbildungsfonds, der von Heimträngern, Land und Bund gespeist wird, gewährleistet werden. Laut Gerstorfer werden in Oberösterreich bis 2025 in der Pflege 1600 Personaleinheiten benötigt. Und die Landesrätin ist überzeugt: "Es scheitert nicht an der Anzahl an Ausbildungsplätzen, sondern an der Anzahl an Bewerbern." Es sei eine Tatsache, dass das Interesse in diesem Bereich stark zurückgegangen ist. 

Und wie können die Pflegeschulen selbst aktiv werden?

Im Bezirk Schärding wird in Andorf zum Fachsozialbetreuer mit Schwerpunkt Altenarbeit ausgebildet und in der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Schärding (kurz GuKPS) zur Diplompflegekraft und ab 2019 zum Pflegefachassistenten. Die GuKPS hat sich bereits mit der Fachschule Andorf vernetzt, um Schüler des Schwerpunkts "Gesundheit und Soziale Berufe" genau über die Möglichkeiten der Pflege zu informieren. Die BezirksRundschau berichtete. 

Ausbildung zur Heimhilfe ab Oktober in Andorf

Ähnliches schwebt auch der Altenbetreuungsschule Andorf vor. "Wir möchten die Schüler so früh wie möglich abholen", sagt Leingartner. "Und wenn möglich erreichen, dass gewisse Schulprüfungen angerechnet werden." Um kurzfristig für "Nachschub" an Pflegekräften zu sorgen, hat sich die Schule entschlossen, die Ausbildung zur Heimhilfe wieder zu starten. Diese war seit 2010 stillgelegt und beginnt nun im Oktober berufsbegleitend. Außerdem ist Leingartner bemüht, ab Herbst zwei Lehrgänge für die Fachsozialausbildung zusammenzubringen. Gibt's dafür genügend Bewerber? "Das hoffen wir stark", sagt sie abschließend. 

Könnte ein Lehrberuf "Pflege" am Mangel etwas ändern? 

Immer wieder im Gespräch ist die Einführung eines Lehrberufs "Pflege", um dem Mangel an Pflegefachkräften entgegenzuwirken. Im Bezirk Schärding kommt diese Idee weniger gut an: "Ein Lehrberuf Pflege ist derzeit eher negativ behaftet, es herrscht ohnehin schon ein Lehrlingsmangel", sagt dazu Bezirkshauptmann und SHV-Obmann Rudolf Greiner, dem zudem das Einstiegsalter von 15 Jahren als zu niedrig erscheint. Eine Alternative für ihn wäre eine Fachschule mit Abschlüssen nach drei Jahren zur Pflegeassistenz, nach vier Jahren zur Pflegefachassistenz und nach fünf Jahren mit Matura, um dann die Diplomausbildung zu starten. Dem stimmt auch Johannes Schustereder, Leiter des Alten- und Pflegeheims Andorf zu. "Aber diese Fachschule darf die jetzigen Pflegeschulen nicht ersetzen, weil wir Ältere die Ausbildung absolvieren wollen und wir diese auch brauchen." 

Auch Soziallandesrätin Gerstorfer steht der Pflegelehre skeptisch gegenüber:  "15- bis 16-Jährige an das Pflegebett zu stellen, ist keine optimale Lösung. Das Pilotprojekt in Vorarlberg habe gezeigt, dass innerhalb von sieben Jahren lediglich 78 Personen die Pflegelehre begonnen haben. Gerstorfer denkt vielmehr an eine Ausbildungslehrgang "Junge Pflege" für Pflichtschulabsolventen in den Altenbetreuungsschulen, der mit dem "Fachsozialbetreuer Altenarbeit" abschließt. 

Pflegeberuf Ja oder Nein? Orientierungspraktikum in Schärding ab September 2018

Der Schulschluss naht – wohin soll die Reise gehen? Die Gesundheits- und Krankenpflegeschule Schärding (GuKPS) bietet ein neunmonatiges Praktikum zur beruflichen Orientierung. Die Bewerbungsfrist läuft bis 17. August 2018. Hier mehr Informationen dazu. 

An der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Schärding startet 2020 die Ausbildung zur Pflegefachassistenz. | Foto: gespag
Johannes Schustereder | Foto: BRS

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