Biogärtnerei in Engelhartszell wird Oberösterreichs erster "Cannabis-Stützpunkt"
Der "Klarlbau z'Blindendorf" ist nicht nur Anlaufstelle für Chilis und Co., sondern bald auch für Cannabis.
ENGELHARTSZELL, GRAZ (ebd). Seit 13. Jänner ist es fix: Die Gärtnerei von Monika und Walter Stockenhuber wird in Oberösterreich der erste Standort des Österreichischen Cannabis Netzwerks (ÖCN) sein. "Im Rahmen des Vereins für Komplementäre Gesundheitsvorsorge wird künftig über den Einsatz von Cannabis in der Medizin informiert", so Monika Stockenhuber, die auch Präsidentin des Vereins werden wird. "Geplant sind Veranstaltungen, Vorträge, Informationen über die rechtliche Situation in Österreich, Sprechstunden mit Ärzten sowie monatliche Treffen zum Erfahrungsaustausch. Dabei geht es um Cannabis als Medizin."
Aufklärungsarbeit im Fokus
Wie die Biolandwirte betonen, handelt es sich in erster Linie um Aufklärungsarbeit. Ums Geld gehe es ihnen dabei nicht, wie sie sagen. "Wir können ganz gut von unseren Paprikas, Chilis und Paradeisern leben", so die Stockenhubers. Seit April 2017 hat der Biobauer bereits ein Versuchsprojekt laufen und Hanf in seiner Gärtnerei angebaut. "Wir haben geschaut, ob der Anbau auch biologisch geht. Natürlich nur jene Sorten, die gesetzlich erlaubt sind."
"Dann habe ich mir Bio-Cannabistropfen bestellt. Nach kurzer Zeit wurden die Schmerzen weniger und nach einem halben Jahr war ich völlig schmerzfrei."
Doch wie kommt ein Biogärtner überhaupt auf die Idee, sich diesem Themenbereich anzunehmen? Dazu Stockenhuber: "Meine Frau litt aufgrund einer Entzündung entlang der Fußsohle unter starken Schmerzen. Sie konnte nicht mehr richtig gehen. Nichts hat geholfen, bis wir auf einem Pflanzenmarkt den Tipp bekommen haben, Cannabistropfen zu probieren." Für Monika Stockenhuber ein Glücksfall, wie sie erzählt: "Ein gutes Jahr lang habe ich herumgedoktert, von Physio über Akupunktur bis hin zu Einlagen alles versucht – ohne Erfolg. Dann habe ich mir Bio-Cannabistropfen bestellt. Nach kurzer Zeit wurden die Schmerzen weniger und nach einem halben Jahr war ich völlig schmerzfrei. Das beste daran ist, dass sie keine Nebenwirkungen hatten und auch nicht überdosiert werden können." Für ihren Gatten die Initialzündung: "Es gibt noch immer sehr viele Vorurteile gegenüber Cannabis. Wir wollen nun beratend dazu beitragen, diese auszuräumen. Schließlich hat das mit Drogen überhaupt nichts zu tun."
"Erwarte keinen Gegenwind"
Das unterstreicht auch der Präsident des Österreichischen Cannabis Netzwerks, Christian Bisail. "Es geht darum, nun auch in Oberösterreich eine zentrale Anlaufstelle zum Thema Cannabis als Medizin zu schaffen. Es soll eine Plattform von und für Ärzte und Patienten sein. Unser Verein ist auch von der Polizei genehmigt, schließlich gehen wir mit dem Thema vernünftig und verantwortungsvoll um." Von der Zweigstelle in Engelhartszell erwarte er sich über kurz oder lang "ein eigenes Büro samt Vereinsraum, wo wir gezielt Ärzte hinbringen und einen Tag im Monat für Beratungen zur Verfügung stehen." Auf die Frage, ob er sich nicht entsprechenden Gegenwind erwarte, meint Bisail: "Nein, aber das Thema polarisiert natürlich, und das soll es auch. Wir halten uns 100-prozentig an Fakten und berücksichtigen auch entsprechende Studien."
"Unser Ziel ist die Freigabe von Cannabis in allen medizinisch relevanten Bereichen."
Zur Sache
Das Österreichische Cannabis Netzwerk ist das Ergebnis der Umwandlung des Cannabis Social Clubs Steiermark in eine österreichweite Initiative. In den vergangenen drei Jahren hat der CSC Steiermark unter der Leitung von Christian Bisail und Jessica Adam damit begonnen, eine Anlaufstelle einzurichten. Diese soll es dem Bürger ermöglichen, sich zum Thema „Cannabis als Medizin“ und den verantwortungsvollen Umgang damit zu informieren", so Bisail. Übrigens: Mitglieder des Vereins kommen in den Genuss zahlreicher Vorteile wie Rabatte auf Produkte sowie persönliche Beratungen. Denn: Aus rechtlichen Gründen sind private Beratungen nur für Vereinsmitglieder möglich. Es gibt aber Tagesmitgliedschaften. Nährere Infos zum Verein gibt's per Mail unter monika@klarlbau.at
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