Ein Besuch, auf den immer Verlass ist

Beim "Schlafmützen" geht's manches Mal heiß her: Petra Bieringer (links) besucht Karoline Spindler regelmäßig. Bieringer ist Freiwillige des Besuchsdienstes des Roten Kreuzes. Ein Infoabend dazu findet am 22. November in Schärding statt.
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  • Beim "Schlafmützen" geht's manches Mal heiß her: Petra Bieringer (links) besucht Karoline Spindler regelmäßig. Bieringer ist Freiwillige des Besuchsdienstes des Roten Kreuzes. Ein Infoabend dazu findet am 22. November in Schärding statt.
  • hochgeladen von Kathrin Schwendinger

ST. MARIENKIRCHEN. Die Spielkarten liegen schon auf dem Tisch, wenn Petra Bieringer zu Karoline Spindler kommt. Die 69-Jährige mischt die Karten. "Bei uns geht's um ganz viel Geld, stimmt's Karoline?", sagt Petra Bieringer und lacht. "Ich hab schon mal 30 Cent gewonnen und beim nächsten Mal 25 verloren", ergänzt sie. "Ja, ich würd ja gern um Euro spielen, aber nur wenn ich gewinne", stimmt Karoline Spindler (88) ins Lachen ein. Und schon geht sie los: Die wöchentliche Partie "Schlafmütze", die schon mal zwei Stunden und länger dauern kann.

Es ist eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden Frauen. Eine Freundschaft, die aus Pflichtbewusstsein der einen entstanden und zur Freude beider geworden ist. Denn Petra Bieringer ist eine von 25 Mitarbeitern, die sich freiwillig für den Besuchsdienst des Roten Kreuzes im Bezirk Schärding gemeldet haben. Einmal in der Woche, meistens Mittwoch, besucht die 69-jährige St. Marienkirchnerin ihre "Klientin" Karoline Spindler. Und das seit Jänner 2016. Spindler wurde vor zehn Jahren des rechte Bein amputiert. Tochter Hilde hat ihre pflegebedürftige Mutter bei sich aufgenommen. Einmal pro Woche nimmt die Familie eine Hauskrankenpflege in Anspruch. "Aber weil die Mama noch sehr aktiv ist und Abwechslung braucht, sind wir auf die Idee gekommen, uns beim Besuchsdienst zu melden", erkärt Hilde Laufenböck.

Oft möchten sie einfach, dass jemand bei ihnen ist und sie nicht alleine sind."

Petra Bieringer, Freiwillige des Besuchsdienstes des Roten Kreuzes

Dieses Angebot des Roten Kreuzes gibt es seit 2009. Freiwillige absolvieren eine 16-stündige Ausbildung (mehr dazu unten) und bekommen anschließend Klienten vermittelt. Zweck ist es, Menschen zu besuchen, die alleine leben und andererseits pflegende Angehörige zu entlasten. Petra Bieringer ist von Anfang an mit dabei. Sie ist überzeugt, dass der Besuchsdienst speziell für Pensionisten geeignet ist. "Ich selbst mache das, weil ich meiner Mama nicht helfen kann. Sie wohnt zu weit weg. Dafür helfe ich jetzt anderen Menschen", erklärt sie. Die 69-Jährige betreut immer nur eine Person. "Ich fahre auch für Essen auf Rädern und möchte nicht, dass irgendetwas auf der Strecke bleibt", erkärt sie. "

Auf Wunsch, geht sie mit den Klienten spazieren, spielt Mensch-Ärgere-dich-nicht oder eben Karten, wie mit Karoline Spindler. So fit wie die 88-Jährige sind nicht alle Klienten des Besuchsdienst, weiß Bieringer. Die St. Marienkirchnerin hat auch bereits einige demente Menschen betreut. Das sei eine Herausforderung, aber auch zu meistern. "Man muss nur einschätzen lernen, was sie können und was nicht." Es gehe nicht darum, die Menschen zu bespaßen. "Oft möchten sie einfach, dass jemand bei ihnen ist und sie nicht alleine sind." Ein bisschen skeptisch ist Bieringer immer, wenn sie zu neuen Klienten kommt. "Man weiß ja nicht, was einen erwartet, wenn die Haustür auf geht", sagt sie. Hinzu komme, dass meistens die Angehörigen den Besuchsdienst einfädeln. "Ich hatte schon Klienten, die haben mich wieder heimgeschickt, weil sie das gar nicht wollten."

Wichtig sei, eine gewisse Regelmäßigkeit aufzubauen. "Die Leute müssen sich auf uns verlassen können", beschreibt Bieringer. Andererseits müsse klargemacht werden, dass die Freiwilligen des Besuchsdienst keine Haushaltshilfen und keine Pflegekräfte sind."
Medikamente zu verabreichen, ist den Mitarbeitern des Besuchsdienst strengstens verboten. "Aber ich darf schauen, dass es den Klienten gut geht", beschreibt Bieringer. "Mir ist zum Beispiel wichtig, dass sie viel trinken. Denn mit dem Alter verliert man das Durstgefühl", sagt sie. Besonders beim Kartenspielen brauchen sie und Karoline Spindler oft sogar ein zweites Glas Wasser – "wenn es wieder besonders heiß her geht, bei uns zwei", sagt Bieringer mit einem Augenzwinkern.

Stimmt die Chemie, so wie bei Karoline Spindler, dann betreut Bieringer die Klienten so lange wie möglich. "Bis sie ins Pflegeheim kommen oder ..." – "bis ich sterbe", vollendet Karoline Spindler den Satz.

Zur Sache: Infoabend zum Besuchsdienst am 22. November 2017 in Schärding

Am 22. November findet um 19:30 Uhr ein unverbindlicher Informationsabend über den Besuchsdienst in der Rot-Kreuz-Bezirksstelle Schärding statt. Dabei erfahren Interessierte, wie die, für den freiwilligen Besuchsdienst notwendige, 16-stündige Ausbildung aufgebaut ist und welche Schwerpunkte diese beinhaltet.

Wer den Besuchsdienst gerne in Anspruch nehmen möchte, wird gebeten sich in der Bezirksstelle in Schärding zu melden: 07712 2131

Zur Zeit betreuen 25 Freiwillige des Besuchsdienstes etwa 30 Personen im Bezirk Schärding. Sollten es die Zeitressourcen nicht erlauben, eine Betreuungsperson anzunehmen, können die Mitarbeiter jederzeit eine Pause einlegen.

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