Wer hat schon ein Römerbad im Keller?

Eingang in den antiken/spätmittelalterlichen Keller: Auf die Überreste des römischen Kleinkastells wurde um 1500 ein Gebäude gebaut, das als Wirtshaus genutzt wurde. Dieser Bau hat sich für das Kleinkastell als Glücksfall herausgestellt. Hat es den römischen Burgus quasi vor größeren Zerstörungen bewahrt.
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  • Eingang in den antiken/spätmittelalterlichen Keller: Auf die Überreste des römischen Kleinkastells wurde um 1500 ein Gebäude gebaut, das als Wirtshaus genutzt wurde. Dieser Bau hat sich für das Kleinkastell als Glücksfall herausgestellt. Hat es den römischen Burgus quasi vor größeren Zerstörungen bewahrt.
  • hochgeladen von Kathrin Schwendinger

ENGELHARTSZELL (ska).  Ein Bad für römische Soldaten inklusive Fußbodenheizung – das gab's wohl weit und breit nur in Oberranna. 80 Zentimeter tief ist die Badewanne, die Archäologen in einem Turm des rund 1700 Jahre alten Kleinkastells direkt an der Donau in Engelhartszell entdeckt haben. Vier schlanke Männer konnten darin sitzen und ein Bad in heißem Wasser genießen. Eine Seltenheit, wie Ausgrabungsleiter Wolfgang Klimesch sagt.

In Oberranna handelt es sich um die größte archäologische Ausgrabung in der Geschichte des Landes. Nirgendwo sonst ist ein derart gut erhaltenes römisches Kleinkastell zu Tage gebracht worden. Die Archäologen haben aufgehendes Mauerwerk mit bis zu 2,20 Metern Höhe freigelegt. 18 mal 18 Meter misst der Kernbau. An jede der vier Ecken ist ein Rundturm mit einem Durchmesser von etwa zehn Metern angesetzt. Diese wohl dreigeschossigen Türme könnten wiederum rund zehn Meter hoch gewesen sein.

"Dass dieses Kleinkastell in Oberranna so gut erhalten ist, ist einem Zufall zu verdanken", berichtet Klimesch. Um 1500 wurde der Schutthaufen des Burgus – er ist abgebrannt, weshalb ist unklar – mit einem Gebäude überbaut. Bis ins 20. Jahrhundert war darin ein Gasthaus untergebracht. "Die Wirtsleute haben den antiken Keller als Lagerraum genutzt", berichtet Klimesch. 1840 haben erste Grabungen offen gelegt, dass unter dem Gasthaus wohl mehr als nur Wein zu finden war. Richtig in Gang gekommen sind die Untersuchungen aber erst wieder 2016. Zehn Jahre zuvor ist das Wirtsgebäude abgerissen worden.

Sklave feuerte die "Fußbodenheizung" an

Nun haben die Grabungen Außergewöhnliches zu Tage gefördert. Denn nur wenige römische Wehranlagen waren zu dieser Zeit mit beheizbaren Bädern ausgestattet. "Außerhalb des Turms dürfte in einem Kessel Wasser erhitzt worden sein. Durch Rohre ging die Hitze rein in den Turm und gelang durch Hohlräume im Fußboden und Hohlziegel in der Wand in den Raum", erklärt Klimesch. Und nicht nur das: "Die heiße Luft im Bad stieg im Turm hoch. So hatten es die Soldaten in den Schlafräumen auch nachts schön warm", ergänzt der Archäologe.

Luxus pur also für die Streitkräfte, die ansonsten einen harten Job zu erledigen hatten. Denn Aufgabe der in Oberranna stationierten Soldaten war es, die römische Grenze an der Donau vor feindlichen Truppen zu schützen. "Man darf sich das nicht wie eine Raubritterburg vorstellen", sagt Klimesch. Zwei bis drei Dutzend römische Soldaten sollen in Oberranna stationiert gewesen sein. Wurden sie attackiert, alarmierten sie mithilfe von Signalen die weiteren an der Donaugrenze stationierten Kräfte – in Kastellen und Wachtürmen entlang des Flusses. "Truppen aus Passau oder Schlögen könnten ihnen dann zu Hilfe gekommen sein", sagt Klimesch.

Eine Waffenkammer dürfte auf jeden Fall im Kleinkastell untergebracht gewesen sein. Genauso eine Küche und eben das antike Badezimmer. Besonders der Wandverputz erregte die Aufmerksamkeit der Archäologen. "Dieser gebundene Kalkmörtel ist knallhart und unglaublich dicht", erklärt Klimesch. "Wir haben nochmal 700 Jahre gebraucht bis wir eine solche Bauart entwickelt haben. Mit dem Abzug der Römer ist gewaltiges Wissen verloren gegangen".

Und dieses Wissen soll nun konserviert werden. Damit das Kleinkastell nicht nur für die Landesausstellung, sondern auch darüber hinaus besichtigt werden kann, kommt ein Schutzbau aus Holzlamellen darüber. "Der Burgus wird eine Außenstelle des Landesmusems", berichtet Klimesch.

Die Landesausstellung 2018

Die oberösterreichische Landesausstellung 2018 widmet sich dem kulturellen Erbe des Imperium Romanum. Beinahe 500 Jahre hat dieses die Geschichte unseres Bundeslandes geprägt und bleibende Spuren – in materieller, viel mehr noch aber in geistiger Hinsicht – hinterlassen.

Im Oberen Donautal sind Oberranna und Schlögen als Ausstellungsorte mit jeweils ganz besonderen Themenschwerpunkten vorgesehen. Im oberösterreichischen Zentralraum spielen die römischen Siedlungen Lentia/Linz und Lauriacum/Enns eine wichtige Rolle.

Das verbindende Element zwischen diesen Orten ist damals wie heute die Donau (Danuvius). Die Donau war in römischer Zeit nicht nur eine wichtige Außengrenze des Imperium Romanum. Sie war auch damals schon eine bedeutende Hauptverkehrsader und verband unter anderem die Provinzen Raetia, Noricum und Pannonia.

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