Comedy brutal radikal: Mit Behinderten einfach mal über Behinderte lachen
Die Kabarett-Truppe "Two mongos and a lady" präsentiert ihre persönlichen Einschränkungen im Aera und in der Kulisse. Die bz war bei den politisch völlig inkorrekten Proben dabei.
WIEN. Der eine ist beinahe gehörlos, der andere fällt auch mal plötzlich um, wenn er sich nicht abstützen kann. Und dann ist da noch diese Frau, die etwas jünger aussieht als sie ist und deren Oma der Meinung ist, sie müsse ein bisschen besser auf ihre Figur achten.
„Two mongos and a lady“ sind neu und ziemlich gewaltig. Die wenig bemittleidenswerte und politisch völlig inkorrekte Truppe startet jetzt mit ihrem Programmdebüt „Irgendwas mit Gleichberechtigung“ in die heimische Stand-up und Kabarettszene.
Konkurrenzminimierung als Programm
David Stockenreitner, 27, Kärntner, Stand-up Comedian aus dem Alsergrund, ist und bleibt, geht es nach seinen Ansprüchen auf Alleinstellungsmerkmale, der einzige Behinderte im 9. Bezirk. Dafür hat er sogar einen Kleinwüchsigen mit dem Auto überfahren, nachdem er sich totz seiner doch beachtlichen Gehbehinderung in einen PKW gequält hatte. Ein Akt der neoliberalen Konkurrenzminimierung sozusagen. Außerdem: Wenn der Kärntner mit Servicestellen der Gemeinde Wien telefoniert, beendet er jeden Satz mit „Parampampam“. Damit er seinem Gegenüber genauso blöd vorkommt, wie jeder Service-Mitarbeiter einer Magistratsabteilung ihm.
Fast gehörloser Hungerstreik
Elias Werner, 33, steirischer Simmeringer, Kabarettist und fast gehörloser Patchwork Papa eines 10-Jährigen, leidet nicht nur darunter, dass die beiden anderen hinter seinem Rücken tuscheln und er nichts versteht, sonder auch unter seinem fragwürdigen Elternhaus. „Da verliebt sich der Papa endlich in eine Frau. Und wer vergönnts ihm nicht? Deine Mutter“, fasst er die Situation zusammen. Aus Protest gegen all das ist Werner bereits als Säugling in den Hungerstreik getreten. Und wer stopfte ihm ungefragt einfach den Löffel in den Mund? Seine Mutter. Werner ist kein Unbekannter in der heimschen Kabarettszene. Sein drittes Soloprogramm „Juli – Die Tragödie vom weißen Mann“ feiert am 24. Jänner 2018 in der Kulisse Premiere.
Eh lustig - für eine Frau
Isabel Meili, 30, Comedienne, Schweizerin, wohnt in Meidling und ist „eh lustig für eine Frau“, wie sie des öfteren zu hören bekommt. Sie schwelgt zwischen Harmoniesucht („Wir sollten uns alle wirklich lieb haben“) und dem unbedingten Drang, homophoben Rassisten voll eine in die Fresse zu hauen. Sie hasst “Sag mal was auf Schweizerisch“ Aufforderungen und liebt „Deine Mutter“ Witze. Vor etwa einem Jahr litt die gelernte Schauspielerin an einem Stimmbandödem. Ihre Karriere schien vorbei zu sein. Dann begann sie ihre Erfahrungen aufzuschreiben und lieferte damit ihr Stand-up Solodebüt „Schlapfen halten“ - und ist als Belohnung dafür nun für den „Swiss Comedy Newcomer Award„ nominiert. „Ich hab meine Stimme verloren, aber meine Eier gefunden“ sagt Meili über sich selbst und den Weg zum Kabarett.
So ehrlich wie einst Edith Klinger
Drei Anfang-Dreißiger sind „two mongos and a lady“ und wollen mit ihrem gemeinsamen Debüt „Irgendwas mit Gleichberechtigung“ die Menschen zum Lachen bringen. „Denn Lachen ist das Ehrlichste, was du kriegen kannst“, so Werner angesichts der Behinderungen (gesellschaftlich oder körperlich), die die drei verbinden. Wie einst Edith Klinger, haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, dem kleinen entzückenden Hündchen namens Gleichberechtigung einen Platz in der Gesellschaft zu geben. Mit brachialen Scherzen übereinander, über sich selbst und völlig ohne political correctness.
Wer das erträgt, sollte unbedingt am Dienstag, den 10. Oktober, um 19.30 Uhr ins Aera (Gonzagagasse 11) oder am Mittwoch, den 15. November, in die Kulisse (Rosensteingasse 39) schauen. Denn tatsächlich hat es etwas derart Ehrliches in dieser Kombination noch nie gegeben. Infos und Tickets gibt es unter www.aera.at und unter www.kulisse.at.
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