Gemeindebau in Favoriten: 80-Jährige seit einer Woche ohne Wasser
Seit einer Woche hat Helga El-Shahat kein Wasser in ihrer Wohnung – nicht einmal für die Klospülung. Mit Kübeln holt die 80-Jährige Wasser von den Nachbarn, um die allernötigste Versorgung abzudecken. Doch zahlreiche Telefonate mit Wiener Wohnen scheinen vergeblich.
FAVORITEN. Gestern habe sie sich sogar ausgesperrt. Dabei wollte Frau Helga El-Shahat nur zu ihrem Nachbarn, um sich ein bisschen Wasser für die WC Spülung und als Reserve zu holen. Doch die knapp 80-Jährige ist mittlerweile mit den Nerven am Ende – und hat bei ihrem Bittgang nach Wasser den Wohnungsschlüssel vergessen. Der Schlüsseldienst musste gerufen werden, 120 Euro war sie damit los.
Das Schicksal meint es zur Zeit nicht gerade gut mit einer Dame aus dem Gemeindebau Birkenhof. Und Wiener Wohnen, die sich nun seit einer Woche um das Dilemma der Frau kümmern sollten, machen, so Frau Helga, „nichts“. Schon seit einer Woche hat sie keinen Tropfen Wasser für die alltäglichen Bedürfnisse. Eine Woche lang musste sie nun schon ihre Nachbarn um Hilfe bitten. Nun reicht es der Frau. „Gestern“, erzählt sie „hab ich den Nachbarn, wie ich im Haus unterwegs war, schon gesagt, dass sie mir bitte ein Glas Wasser geben sollen, sonst fall ich um. Ich war einfach schon so müde und meine Beine tun mir so weh, ich komm kaum über die Stiegen.“ Wie kann eine fast 80-Jährige Frau eine Woche von Wiener Wohnen im Stich gelassen werden, alleine und ohne Wasser?
Eine Woche ohne Hilfe
Am Freitag, den 3. November, nachmittags um 16.30 Uhr, sah Frau Helga, dass der Boiler tropfte und offensichtlich defekt war. Also hat sie geistesgegenwärtig den Haupthahn abgedreht, um das Schlimmste zu verhindern – ein großer Wasserschaden hätte auch die Nachbarn darunter treffen können. Ein Anruf bei Wiener Wohnen folgte sogleich, um den Schaden zu melden. „Eine Mitarbeiterin war da am Telefon, die mir gesagt hat, sie werde sich darum kümmern und sich gleich wieder melden“, erzählt Frau Helga.
Abends, um halb zehn, stand dann ein Mitarbeiter des Notdienstes von Wiener Wohnen vor Frau Helgas Tür. „Der Herr hat mit der Taschenlampe in den Boiler geleuchtet und gesagt, dass ich einen neuen Boiler brauche. Dann ist er wieder gegangen“. Dann kam das erste Wochenende, an dem Frau Helga ohne Wasserversorgung war. Sie begann mit Kübeln Wasser von den Nachbarn zu holen. Seit einer Woche nun dasselbe Spiel. Frau Helga ruft bei Wiener Wohnen an, wird vertröstet, wird vermittelt, wird beruhigt. Doch es passiert nichts. „Ich hab Angst, ich kann kaum mehr schlafen. Ich bestelle seit einer Woche Essen, obwohl ich mir das nicht leisten kann, weil ich mir nichts kochen kann. Und niemand bei Wiener Wohnen kann mir sagen, wann ich wieder Wasser bekomme“, so die 80-jährige Dame aus dem Birkenhof.
Mietzinsminderung als Wiedergutmachung
Bei Wiener Wohnen selbst erfährt man, dass der Boiler der Dame ausgetauscht werden müsse. Am kommenden Montag, heißt es heute, werde das spätestens passieren. Mit etwas Glück sogar noch früher. Doch das könne man nicht garantieren, da Wiener Wohnen an das Bundesvergabegesetz gebunden sei und daher bestimmte Bestellvorgänge einhalten müsse. Und das koste eben Zeit. Ein Mitarbeiter der Fernwärme Wien habe der Mieterin allerdings bereits am Montag nach dem Wasserschaden angeboten, zur Überbrückung einen Notspeicher zu installieren, damit sie bis zur Montage des neuen Warmwasserspeichers eben nicht ohne Wasserversorgung ist. Das habe Frau El-Shahat aber abgelehnt. Doch das Notfallgerät werde man ihr noch heute zur Verfügung stellen. "Natürlich, und das tut uns auch sehr leid, ist die Situation der Dame besonders schwierig. Der Haupthahn musste abgedreht werden und daher hat sie zur Zeit gar kein Wasser - nicht einmal Kaltwasser", so Renate Billeth von Wiener Wohnen. Jedenfalls werde man Helga El-Shahat eine Mietzinsminderung zugestehen. Denn für eine Wohnung ohne einen Tropfen Wasser, dafür werde die 80-Jährige natürlich nicht den vollen Mietpreis zahlen müssen.
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