Wien-Simmering: Bademeister als Lebensretter

SIMMERING. Gisela Stanek ist seit vielen Jahren Stammgast im Simmeringer Bad. Die Pensionistin leidet zwar unter Herzschwäche und Diabetes, das Schwimmen und der Aufenthalt an der frischen Luft sind für sie aber ein echtes Lebenselixier.

"Mein Mann und ich haben eine Jahreskabine und sind zwei- bis dreimal pro Woche hier", erklärt sie. Am 12. August wurde ihr auf ihrer Liege übel, sie bekam starke Herzschmerzen und begann fürchterlich zu zittern. "Mein Mann lief zur Kassa und Bademeister Bernd war sofort mit seiner privaten Rettungstasche zur Stelle. Er hat Blutdruck und -zucker gemessen, mich in die stabile Seitenlage gebracht, einen kühlen Umschlag aufgelegt und mir das Gefühl gegeben, fachgerecht und gut versorgt zu sein."

Rasche Hilfe

Der Bademeister riet, sofort die Rettung zu holen. "Aber ich wollte nicht schon wieder ins Spital", sagt Stanek. Bernd W.: "Als kurz darauf ein zweiter Anfall kam, habe ich die Rettung geholt und Frau Stanek inzwischen erstversorgt. Es ist besonders wichtig, dass man Panik vermeidet und die Menschen beruhigt in so einer Situation. Und ihnen die Angst nimmt, bis die Rettung kommt."

Im Spital dann Entwarnung: Kein Herzinfarkt. "Für mich ist Bademeister Bernd mein Lebensretter. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn ich mich in meine Panik noch hineingesteigert hätte. Das wäre für mein schwaches Herz womöglich zu viel gewesen", ist Gisela Stanek überzeugt. "Ich hoffe, dass er uns hier im Simmeringer Bad noch lange erhalten bleibt. Bernd ist der Beste!"

Eine Freude, Menschen zu helfen

Bernd W. arbeitet seit vielen Jahren ehrenamtlich beim Arbeiter Samariterbund Floridsdorf/Donaustadt, ist Sport-Badewart, Rettungsschwimmer und bei der Wasserrettung. In seiner Freizeit versieht er Dienst als Rettungssanitäter. "Es macht mir einfach Freude, Menschen zu helfen. Auch ohne ein Dankeschön zu hören, da genügt oft ein Blick und man ist glücklich, helfen zu können. Das gibt mir viel."

Der 42jährige ist heuer in der vierten Saison Bademeister in Simmering. Und liebt seine Arbeit hier. "Jeder von uns springt pro Saison 15 bis 20mal ins Wasser, um Badegäste zu retten, die ihr Schwimmkönnen überschätzt haben. Meist sind es Kinder, die von der Strömung abgetrieben werden, oder mit den Wellten nicht zurechtkommen, dafür sind wir da", erzählt er aus der täglichen Praxis.

Sanitäter aus Berufung

Tumulte auf der Wiese gäbe es hier kaum, doch um im Fall der Fälle schlichtend eingreifen zu können, hat er eine spezielle Security-Ausbildung bei der Gemeinde absolviert. Und wenn Erste Hilfe geleistet werden muss, rückt Bernd W. natürlich mit seiner privaten Rettungstasche aus. "Die habe ich mir selbst zusammengestellt und auch im Auto bei mir, um Erste Hilfe bei einem Unfall leisten zu können."

Die Badegäste und Kollegen im Simmeringer Bad sind für ihn wie eine große Familie. Hier fühlt er sich wohl. Und Helfen sei "sowieso selbstverständlich". Und was macht ein Bademeister wie er außerhalb der Saison? Urlaub? "Nein, ich fahre als ehrenamtlicher Sanitäter in der Rettung mit!"