Angerer: "Einstellung der Reißeckbahn ist Schreibtischattentat"
Bürgermeister von Mühldorf Erwin Angerer verärgert über Einstellungsbescheid des Ministeriums.
REISSECK (ven). Nach dem Einstellungsbescheid des Bundesministeriums für die Reißeckbahn (wir berichteten) meldet sich nun Nationalratsabgeordneter Erwin Angerer zur Wort.
Akzeptiert, aber nicht nachvollziehbar
Angerer akzeptiere die Entscheidung, könne die Beweggründe der Verantwortlichen jedoch in keiner Weise nachvollziehen: „Die Einstellung der Reisseckbahn gleicht einem Schreibtischattentat. Über 400 Kilometer entfernt, hinter den Mauern des Ministeriums wurde die Entscheidung getroffen, Arbeitsplätze zu vernichten, Vereinen die Investitionsgrundlage zu entziehen und Kärnten eines der Top 10 Ausflugsziele zu nehmen. Bundesminister Leichtfried hat sich weder die Situation vor Ort angesehen, noch mit den Betroffenen gesprochen.“, zeigt sich Angerer verärgert, für den die gesamte Vorgehensweise „rechtsstaatlich äußerst bedenklich ist. Da wird davon gesprochen, dass es noch die Möglichkeit gäbe, beim Landesverwaltungsgericht Einspruch zu erheben. Das ist eine absolute Farce, wenn man bedenkt, dass solche Beschwerden nur von jenen eingebracht werden können, denen Parteienstellung eingeräumt wurde. Ausschließliche Parteienstellung in dieser Angelegenheit ist jedoch dem Verbund, der ja die Einstellung der Reisseckbahn beantragt hat, vorbehalten!“
Enttäuschung
Für Angerer sei es eine große Enttäuschung für alle, die sich für den Erhalt der Bahn eingesetzt haben und er bedanke sich bei allen Unterstützern.
"Es ist meiner Sicht eine „gutes“ (bezeichnendes) Beispiel für die uns allen drohende Entwicklung. Je weiter weg eine Entscheidung getroffen wird, umso weniger Rücksicht nimmt man dabei auf die Betroffenen! Es zeigt aus meiner Sicht auch, was der Zentralismus für unsere Regionen bedeutet und sollte auch denjenigen zu denken geben - und da meine ich vor allem auch Politiker -, die diese zentralistische Entwicklung forcieren."
Strukturen zerstört
Laut Angerer werde eine kleine Struktur nach der anderen zerstört werden, wenn sich alles nur mehr in den Zentralräumen und Großkonzerndenken abspiele.
"Wenn wir das wollen, sind wir auf einen guten Weg. Ist aber nicht meiner, und daher sind die 7.000 Unterstützer für mich ein kleiner Lichtblick. Vielleicht erkennen die Menschen endlich diese fatale Entwicklung und lehnen sich dagegen auf. Auf eine Hilfe von außen wie Klagenfurt, Wien oder Brüssel werden wir vergeblich warten."
Für Zukunft engagieren
Er setzt auf die hier noch lebende Bevölkerung: "Wenn sie nicht selbst beginnen wird, sich im Sinne der Region und deren Zukunft zu engagieren und damit die Entwicklung selbst in die Hand nehmen, dann werden wir wohl in einigen Jahren wirklich leere Täler vorfinden, in denen sich dann am Wochenende die Großstädter die letzten Eigeborenen ansehen."
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