Obervellach ist für Zukunft gerüstet
Die Polizeiinspektion Obervellach ist nun "demenzfreundliche Dienststelle".
OBERVELLACH (ven). Die Polizisten der Polizeiinspektion Obervellach unter Kommandant Gert Grabmeier haben sich bei dem Projekt der Sicherheitsakademie des Innenministeriums und der Donau-Uni-Krems "Demenzfreundliche Dienststelle" beteiligt und mit Erfolg abgeschlossen.
Drei Dienststellen in Kärnten
Von insgesamt 883 Polizeidienststellen in Österreich haben sich bisher 25 Dienststellen beteiligt, neben Obervellach noch Völkermarkt und Friesach. "Beim Umgang mit Menschen mit Demenz steht vor allem die menschliche Komponente der Polizeiarbeit im Vordergrund. Wertschätzung und Verständnis sind der richtige Weg, um das Vertrauen der Betroffenen zu gewinnen", sagte Karl Hutter, stellvertretender Leiter der Sektion I (Präsidium), bei der Zertifikatsübergabe im Innenministerium.
Bewusstsein schaffen
Polizisten sind in den unterschiedlichsten Situationen mit Menschen mit Demenz konfrontiert. "Die Kontaktpunkte reichen von Vermisstenfällen über Ladendiebstähle bis hin zu Nachbarschaftsstreitigkeiten. Es ist besonders wichtig, dass bei den Polizistinnen und Polizisten ein Bewusstsein für die Erkrankung geschaffen wird", sagte Markus Richter, MLE, MSc, Leiter des für E-Learning zuständigen Zentrums der SIAK. In Zusammenarbeit mit der MAS-Alzheimerhilfe und der Donau-Uni Krems erstellte die SIAK das E-Learning-Tool "Einsatz Demenz", das für die Mitarbeiter des Innenressorts im Online-Portal abrufbar ist.
Online-Tool "Einsatz Demenz"
In drei Modulen werden die medizinischen Grundlagen der Erkrankung, Grundprinzipen der Kommunikation und Praxisbeispiele geprobt. Um das Gütesiegel "Demenzfreundliche Dienststelle" von der Donau-Uni Krems zu erlangen, müssen mindestens 70 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Dienststelle das Online-Tool absolviert haben. Zusätzlich gibt es in der jeweiligen Dienststelle jeweils eine Ansprechperson und eine Vernetzung mit sozialen Einrichtungen. Es ist geplant, das Tool auch für andere Berufsgruppen und Organisationen zu adaptieren, wie zum Beispiel dem Roten Kreuz oder Pflegediensten.
Runter Tisch in Obervellach
Gert Grabmeier (PI Obervellach) zur WOCHE: "Nachdem in Obervellach auch ein Pflegeheim ist und die Zahl der Demenzkranken steigt, haben wir immer mehr damit zu tun gehabt - im positiven Sinn." Er ergriff die Initiative und veranstaltete Mitte Mai einen runden Tisch mit sämtlichen Blaulicht-Organisationen, Bezirksbehörde, Alpiner Einsatzgruppe, Gemeindevertreter sowie Pflegeheimleitung.
Umgang mit Demenz
Ziel des Gespräches waren Beantwortung auf die Fragen: "Wie gehe ich mit Demenz um? Welche Stufen gibt es? Wie spreche ich mit Demenzkranken? Und vor allem: Wie gehe ich mit einer gerichtlich strafbaren Handlung um?" Grabmeier meint damit zum Beispiel, wenn ein Demenzkranker in einem Geschäft vergisst, die mitgenommene Ware zu bezahlen. "Das passiert ja sicher nicht absichtlich, aber die Handlung an sich wäre strafbar." Am runden Tisch wurde die Umgebung außerdem in 67 Suchsektoren eingeteilt, um leichter zusammenarbeiten zu können.
Die Teilnehmer am Runden Tisch:
Amtsleiter Rudolf Pleschberger (in Vertretung von Bürgermeisterin Anita
Gössnitzer)
Eveline Glantnschnig (Leiterin Pflegeheim Haus Michael)
Markus Lerch (Sicherheitspolizeilicher Referent der BH Spittal/Drau)
Kurt Schober (Bezirksfeuerwehrkommandant)
Bernhard Huber (Abschnittsfeuerwehrkommandant und Kommandant der FF
Obervellach)
Werner Obermann (Kommandant-Stellvertreter der FF Obervellach)
Heimo Schall (Obmann der Bergrettung Fragant)
Mirko Pristavec (Rotes Kreuz Obervellach)
Rainer Tripolt (Landeskriminalamt Kärnten)
Horst Wohlgemuth (Leiter der Alpinen Einsatzgruppe Spittal/Drau)
Gert Grabmeier (Kommandant der PI Obervellach)
Themen:
- Verschiedene Stufen bzw. Phasen der Demenz und Tipps zum Verhalten bei den
einzelnen Stufen
- Vorgehen bei Abgängigkeiten von demenzerkrankten Personen (Gemeindegebiet
Obervellach ist in 67 Suchsektoren eingeteilt, Auslösung von Suchaktionen
und Vorgehensweise) sowie Verhaltensweisen bei Antreffen der gesuchten
Person
- Zusammenarbeit mit BH Spittal/Drau als Sicherheitsbehörde und
Blaulichtorganisationen
- Vorgehen bei gerichtlich strafbaren Handlungen (Diebstähle,
Körperverletzungen, Sachbeschädigungen sowie Gewalt in der Pflege)
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