Ausstellung "300 Jahre Kremser Schmidt“ bis Oktober

Prominenz bei der Eröffnung der Sonderausstellung im St. Pöltner Diözesanmuseum. | Foto: Wolfgang Zarl
  • Prominenz bei der Eröffnung der Sonderausstellung im St. Pöltner Diözesanmuseum.
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ST. PÖLTEN (pa). Im St. Pöltner Diözesanmuseum wurde die Sonderausstellung „Out of the Dark – Kremser Schmidt. Das Strahlen des Sakralen“ von Bischof Klaus Küng eröffnet. Anlass der Schau ist das 300. Geburtsjubiläum Martin Johann Schmidts, des „Kremser Schmidt“. Das Diözesanmuseum zeigt bis 31. Oktober eine umfangreiche Ausstellung über den großen niederösterreichischen Barockmaler und Sohn der heutigen Diözese St. Pölten.

Bischof Küng sagte, der „Kremser Schmidt“ habe die Gabe gehabt, die Herzen der Menschen anzusprechen. Sein Schaffen gebe auch Einblick in die Kraft des Landes seiner Zeit und in eine beeindruckende Blütezeit. Es sei eine Zeit des Aufbruchs und eine Zeit der Sehnsüchte gewesen. Küng würdigte das Wirken von Künstlern, diese könnten den Menschen die Augen öffnen, große Meister stünden oft über der Zeit. Durch die Restauration der Werke Schmidts seien Glaubensschätze und ein Reichtum an Gläubigkeit zum Leuchten gebracht worden.

Die niederösterreichische Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister meinte, ganz Niederösterreich könne stolz auf den „Kremser Schmidt“ sein. Er zeige, dass das Land viele innovative Künstler hervorgebracht habe und hervorbringe. Künstler wie er würden Werte vermitteln und Vermögen schaffen, die bleiben. Der St. Pöltner Bürgermeister Matthias Stadler kündigte an, dass das Diözesanmuseum mit einem neuen Zugang künftig besser erreichbar sein solle. Im Vorfeld der Ausrichtung St. Pöltens als europäische Kulturhauptstadt solle der Dom außerdem im Dreiklang mit Rathaus und NÖ-Regierungsviertel stärker eingebunden werden. Stadler freue sich auf die Ausstellung, sie werde viel von sich reden machen.

Es werden vornehmlich Arbeiten sakraler Thematik – die den weitaus überwiegenden Teil seines reichen Schaffens ausmachen – präsentiert. Für diese Möglichkeit wird den kirchlichen, öffentlichen und privaten Leihgebern gedankt. An Hand von zahlreichen Gemälden, Zeichnungen und Graphiken wird ein repräsentativer Querschnitt seines Schaffens geboten. Neben größeren Altarbildern werden im Format kleinere, für den mehr persönlichen Gebrauch bestimmte Bildzyklen und Andachtsbilder gezeigt. Zusammen mit den zeichnerischen und druckgraphischen Entwürfen und Bearbeitungen geben sie einen anschaulichen Einblick in die Werkgenese.

Sein Leben und Schaffen

Der Direktor des Diözesanmuseums, Wolfgang Huber, stellte das Wirken und Leben des "Jubilars" näher vor. In Grafenwörth als Sohn des Bildhauers Johannes Schmidt geboren und in der dortigen Pfarrkirche am 25. September 1718 getauft, lebte Martin Johann Schmidt von 1749 bis zu seinem Tod am 28. Juni 1801 in Stein an der Donau. Von seinem Wachauer Wohnort aus prägte er mit seinen zahlreichen Werken die spätbarocke Kunst- und Sakrallandschaft der österreichischen Donauländer, indem er viele ihrer Kirchen und Stifte mit seinen Gemälden ausstattete. Gerade die an bedeutenden Stiften reiche Diözese St. Pölten weist in Kirchen, Pfarrhöfen, Klöstern und Stiftssammlungen eine enorme Fülle an Altar- und Andachtsbildern, Zeichnungen und Graphiken auf und kann mit gutem Grund als Zentrum seines Schaffens gelten. Martin Johann Schmidt lieferte seine Gemälde in die nähere Umgebung und exportierte Auftragswerke in die Steiermark, nach Kärnten, Oberösterreich und Salzburg sowie in Nachbarländer wie Bayern, Mähren, Ungarn und das heutige Slowenien, ja er versorgte sogar Auftraggeber und Sammler in Polen und Russland mit seinen Arbeiten.

Seine Ausbildung erfuhr er in dem Künstlerkreis, der in den Klöstern seiner näheren Umgebung tätig war. Obwohl Schmidt zeitlebens Wandmalerei-Aufträge wünschte, und er auch einige Zyklen – wie in den Stiften Herzogenburg und Dürnstein, in Schloss Baumgarten sowie in den Pfarrkirchen von Stein, Hausleiten und Krems St. Veit – ausführen konnte, war doch die Tafelmalerei sein eigentliches Metier, die durch ihre individuelle Wirkung auf den Betrachter wohl auch seiner Persönlichkeit am meisten entsprach. So ist Schmidts Malerei von einer tiefen, den Betrachter direkt ansprechenden Unmittelbarkeit charakterisiert, die sich von seinem, in den 40er Jahren des 18. Jahrhunderts einsetzenden Frühwerk an während seiner langen, gut 60-jährigen Schaffenszeit bis zu den letzten Werken ungetrübt erhalten hat. Sie umfasst die gesamte Maria-Theresianische Epoche und reicht über die Periode des Josephinismus und der Aufklärung bis in die Zeit der napoleonischen Auseinandersetzungen. In stabilen Umständen – die durch den Tod von vier Kindern an den Blattern 1764/65 unterbrochen wurden – schuf er kontinuierlich seine Bilderwelt und blieb zeitgenössischen Strömungen und Doktrinen gegenüber weitgehend indifferent sowie vom Bildungswissen der Metropole unabhängig. Seine umfangreiche Sammlung von Bildern, Zeichnungen und Stichen ermöglichte ihm dennoch, mit den alten Meistern und aktuellen künstlerischen Tendenzen weitgehend vertraut zu sein. Im Zuge seiner Arbeit als junger Malergehilfe hatte er im ehemaligen Augustiner Chorherrenstift Dürnstein Gelegenheit, graphische Blätter zu studieren und in der reichen Sammlung der nahen Benediktinerabtei Göttweig konnte er seine diesbezüglichen Kenntnisse in großem Ausmaß vermehren. Auch wirkten die gerade entstandenen oder in Ausführung befindlichen Werke und Freskenzyklen wesentlicher Exponenten der österreichischen Barockmalerei – wie Johann Michael Rottmayr, Paul Troger, Daniel Gran und die beiden Altomonte – auf den jungen Künstler wohl direkt und intensiv ein. Dabei lag sein Interesse eher an der Bewältigung der Motive, an der gestalterischen Formulierung und Konzentrierung der Inhalte, weniger an stilistischer Vorbildlichkeit und theoretischen Hintergründen. Dadurch war es ihm möglich, seine ikonographischen Kenntnisse zu erweitern und die gewonnenen Eindrücke für seine Zwecke zu adaptieren – für eine Malerei, die das Gemüt, die Beschaulichkeit und das religiöse Empfinden des Betrachters unmittelbar anspricht und so weite Verbreitung und Volkstümlichkeit erlangte.

Schon früh sind die für seine Malerei bestimmenden Eigenschaften festzumachen: die sensible Farbgebung, die „offene Formgebung“ und vor allem die typische Einbindung und Darstellung des Lichts. Manifestieren sich in den frühen Gemälden und zeichnerischen Studien im Kompositorischen noch Annäherungen an die norditalienische Barockmalerei, so ist für sein weiteres Schaffen die – anfänglich durch die graphischen Kabinette, dann durch seine eigene Sammlung ermöglichte – Auseinandersetzung mit der Kunst Rembrandts von nachhaltiger Wirkung: zu Beginn über das Motivische, dann im Streben nach dem geistigen Gehalt des großen Vorbilds. Dieser Einfluss äußert sich in einem subtil gesteigerten, auf das seelische Empfinden abzielenden Einsatz von Licht und Farbe und dem charakteristischen, von Rembrandts atmosphärischer Tonigkeit hergeleiteten Helldunkel. Geistige Aussage, innerlicher Ausdruck und realer Hintergrund durchdringen einander. Der souveräne Umgang mit dem Bildlicht und Kolorit führt vor allem im Spätwerk zu einer alles Unwesentliche negierenden Intensität des Erlebnisses durch eine von einengenden Konventionen – auch von den damals aktuellen klassizistischen Tendenzen – befreite, der religiösen wie der menschlichen Botschaft dienen den Malerei.

Im Rahmen von Führungen wird der im Bistumsgebäude befindliche Augustinus-Zyklus gezeigt. Für das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift St. Pölten geschaffen, stellt er eine inhaltlich bemerkenswerte, von ikonographischen Vorbildern unabhängige Neuschöpfung von hoher, durch den Einsatz des Lichtes gesteigerter mystischer Verinnerlichung dar. Auch die von „Kremser Schmidt“ im Sinne eines geschlossenen künstlerischen Ensembles mit großen Altarbildern ausgestattete Kapelle von Schloss Ochsenburg wird in Form unserer Blickpunkte zugänglich sein. In diesem Zusammenhang wird auch auf die anderen Aktivitäten zum „Kremser Schmidt“-Jubiläum in Niederösterreich und Wien auf der Homepage des Diözesanmuseums verwiesen.

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