Bezirk St. Pölten: 140 statt 130 auf der Autobahn
Verkehrsminister Norbert Hofer spaltet mit der Idee der Tempolimit-Erhöhung die Geister der St. Pöltner.
ST. PÖLTEN (bw). Mancher von uns benutzt sie mehrmals täglich, andere wiederum nur selten: die Autobahn. Um schnell von A nach B zu gelangen, bietet es sich an, diesen Weg zu nutzen - frei von Ampeln und mit einer erlaubten Geschwindigkeit von 130 km/h.
Der Test
Die BB machten den Test: Wir fuhren exakt 130 km/h auf der Autobahn und zählten mit, wie oft wir überholt wurden. Alleine auf der Strecke St. Pölten - St. Christophen (24 km) wurden wir 19 Mal überholt. Von Melk nach St. Pölten (28,3 km) waren es zehn Autos, die an uns vorbeirauschten. Das Testergebnis zeigt, dass trotz schlechter Witterung und geringen Verkehrsaufkommens Tempo 140 auf der A1 längst Realität ist.
140 statt 130
Verkehrsminister Norbert Hofer plant nun, das Tempolimit auf 140 zu erhöhen. „Wir versuchen, einfach Maßnahmen zu setzen, den Verkehr flüssiger zu gestalten, das aber verantwortungsvoll und vorsichtig. Deshalb auch dieser Testbetrieb mit 140 km/h“, erklärt Hofer im Gespräch mit den BB. Viele in der Bevölkerung sehen hier jedoch eine Gefährdung der Verkehrssicherheit. "Ich find' 130 ok. Klar wäre 140 besser, aber bei den Vollprofis von Autofahrern, die auf unseren Autobahnen unterwegs sind, ist mir das echt zu gefährlich", erläutert Stefan H. seine Bedenken. Auch Andreas W. meint: "Jetzt fahren bei 130 die Leute eh schon 145 lt Tacho, bei 140 wärens dann bei 155-160." Verkehrsminister Hofer äußerte sich zur Verkehrssicherheit wie folgt: „Wir haben viele Gespräche mit der ASFINAG geführt, die Telematik ist auf 700 km ausgebaut. Das ist ja keine fixe Geschwindigkeitsbeschränkung, aber wenn jetzt zum Beispiel bestes Wetter wäre, die Spuren frei sind, wenig Verkehr, dann könnte man leicht auf 140 km/h anheben.“ Auch die ASFINAG-Pressesprecherin erklärt: "Auf näher zu definierenden Streckenabschnitten wäre es technisch und baulich möglich, 140 km/h zu fahren."
100 km/h für Teilbereich
"Ich bin grundsätzlich dafür, dass tageszeit- und verkehrsabhängig auf gut ausgebauten Autobahnen das Tempolimit auf 140 erhöht wird", so Wilhelm Weinmeier, von der FPÖ Kirchberg/Pielach. Dem entgegen erklärt Michael Pinnow von den Grünen: "Ich will kein Tempo 140 auf unseren Autobahnen, denn eine aktuelle Studie der TU Wien ergab, dass die Schadstoffemissionen bei Tempo 140 gegenüber 130 km/h bereits um 20 Prozent steigen. Ich wäre für den Bereich St. Pölten für eine 100er-Beschränkung auf der A1. Das reduziert die Lärmbelastung." Keine Erhöhung des Tempolimits wünscht sich auch der Bürgermeister von Gerersdorf, Herbert Wandl: "Ich bin für die Beibehaltung der bisherigen Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ich erwarte bei einer Erhöhung der Geschwindigkeitswerte höhere Unfallzahlen und damit auch mehr Verletzte und Tote."
Der Ländervergleich
In Italien, Ungarn, Tschechien, Slowakei und Slowenien gilt ebenfalls Tempo 130 auf den Autobahnen. Bei Stadtautobahnen in der Slowakei sind es sogar nur 90 km/h. Selbst in Deutschland ist der Richtwert im hochrangigen Straßennetz bei 130 km/h - doch ein generelles Tempolimit gibt es hier nicht. In der Schweiz sind nur 120 km/h zulässig.
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