Gebiss lag im Polizeiauto

ST. PÖLTEN (pw). Vor fast genau einem Jahr übersiedelte die Polizeiinspektion Rathausplatz zum Bahnhof. Ein lang gehegter Wunsch seitens der Bevölkerung ging damit in Erfüllung. Grund genug für die Bezirksblätter, sich den Status Quo anzuschauen.
Für Stadtpolizeikommandant Franz Bäuchler ist die zentrale Lage am Bahnhof der springende Punkt: "Das subjektive Sicherheitsgefühl ist ein wesentlicher Faktor. Wenn die Polizei vor Ort präsent ist, dann hebt das das Sicherheitsempfinden. Dann kommt noch hinzu, dass die Polizeiinspektion von Weitem gut sichtbar ist. Der Bahnhof ist eine Sammelstelle für alle sozialen Schichten. Da ist man plötzlich mit Randgruppen der Gesellschaft konfrontiert. Auch die Innenstadt ist ein sensibler Bereich. Darum ist die Lage jetzt ideal." Inspektionskommandant Werner Krückel ergänzt: "Man ist zu Fuß unterwegs, mitten im Zentrum, man fungiert als unmittelbarer Ansprechpartner für die Bevölkerung." Für ihn bringt die Lage auch vermehrten Zustrom: "Der Parteienverkehr ist um 40 bis 50 Prozent angestiegen. Das bedeutet auch einen Mehraufwand für das Personal. Wir haben 1000 Strafrechtsdelikte im Jahr – vom Diebstahl bis zur Körperverletzung."
Aber auch Kurioses ist dabei. "Wir haben einmal eine Dame nach Mauer überstellt. Sie war schon bei der Fahrt etwas zudringlich. Später haben wir ihr Gebiss in der Seitentür gefunden. Kurz darauf sind wir uns am Domplatz über den Weg gelaufen. Sie begrüßte mich mit den Worten: Hallo mein Transporteur! Ich antwortete: Falls Sie Ihr Gebiss suchen, das liegt bei uns auf dem Posten", erzählt Krückel schmunzelnd.

Richtige Entscheidung

Auch für Bürgermeister Matthias Stadler ist die Übersiedelung ein Erfolg: „Ich habe mich über viele Jahre vehement dafür eingesetzt, dass der Bahnhof wieder eine Polizeiinspektion bekommt. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass sich die Lage trotz zunehmender Pendlerfrequenz gebessert hat. Es war die richtige Entscheidung, die Polizeiinspektion am Bahnhof einzurichten. Sie bringt mehr Sicherheit in diesem Bereich." "Aus Sicht der ÖBB hat sich durch die Polizeiinspektion Bahnhof und die damit verbundene vermehrte Präsenz der Polizei sicherlich die Gesamtsituation dahingehend verbessert, dass das subjektive Sicherheitsgefühl gesteigert werden konnte. Einerseits, weil sich bestimmte Gruppen weniger bis gar nicht mehr am Bahnhof aufhalten und andererseits, weil Bestreifungen nun in flexibleren Zeitintervallen gestaltet werden können", so Christopher Seif von den ÖBB.

Gesteigertes Sicherheitsgefühl

Doch wie sieht das die Bevölkerung? Für Manuela K., Verkäuferin in der Kassenhalle, ist eine Verbesserung spürbar: "Die Polizei ist präsenter. Vom Gefühl her ist es sicherer. Für mich könnte es noch mehr sein. Die Bettler sind noch ein Problem." Die 17-jährigen Schülerinnen Christina und Anna-Lena sehen es positiv: "Wir pendeln seit drei Jahren in die Schule. Früher hat man sich am Bahnhof unsicher gefühlt. Das hat sich verändert. Die Polizei ist gleich da, wenn wo eine Rangelei ist. Auch die Not-Telefone sind super."